Brasilien quält sich durch die WM-Qualifikation, und Sie sind nicht dabei. Wie sehr schmerzt das?
Natürlich tut es weh. Aber es deprimiert mich nicht und nimmt mir auch nicht die Motivation. Der Trainer hat halt sehr viele Optionen, da bin ich dann eben auch mal nicht dabei.
Hat Carlos Dunga Ihnen erklärt, warum er Sie zuletzt nicht nominierte?
Nein.
Ist das üblich bei einem Spieler, der 34-mal für Brasilien gespielt hat?
Er ruft nicht an und erklärt, dass man berufen wird, und er macht es auch nicht, wenn er einen nicht nominiert.
Warum spielen so wenige Brasilianer in der stärksten Liga der Welt, in England?
Es gibt ja einige, Robinho und Elano zum Beispiel. Dass es nicht mehr sind, hat auch formale Gründe. So muss man entweder einen europäischen Pass haben oder für 75 Prozent der Länderspiele seines Landes in den vergangenen Jahren nominiert worden sein. Diese Hürde überspringen nicht viele. Es ist nicht das englische Wetter!
Hätten Sie Lust auf England?
Klar, ich bewundere diese Liga, sie ist eine der stärksten der Welt, und es spielen dort die besten Fußballer. Es wäre für jeden interessant, dort zu spielen.
Stimmt es, dass der brasilianische Fußball sich dem europäischen immer mehr annähert?
Ja, aber das gilt nur für die Nationalmannschaft, in der ja viele Spieler aus europäischen Vereinen stehen. In Brasiliens Liga ist der Stil dagegen völlig anders. Der Fußball dort ist nicht so schnell, man hat mehr Zeit zu überlegen. Außerdem gibt es mehr Raum, sodass individuelle Fähigkeiten wie gutes Dribbling besser zur Geltung kommen und auch gewünscht sind. Zwischen den einzelnen Sektoren - Angriff, Mittelfeld, Abwehr - ist mehr Platz, man steht da nicht so kompakt wie in Europa.
Sie machten nie den Eindruck, Umstellungsprobleme zu haben.
Ich habe ja schon zwei Jahre in Portugal gespielt, bevor ich nach Bremen kam. Zudem habe ich mir die nötige Härte antrainiert - und spiele hier in einer sehr guten Mannschaft, die mir die Integration leicht gemacht hat. Außerdem habe ich hier einen Trainer, der meine speziellen Qualitäten sehr bewusst einsetzt.
Bekommt man in Brasilien etwas von Ihnen und Werder mit?
Oh ja, die Bundesliga wird in Brasilien verfolgt. Und mein Werdegang auch.
Rät man Ihnen dort, zu einem richtig großen Verein zu wechseln?
Natürlich werde ich darauf angesprochen, allein schon wegen der vielen Wechselgerüchte. Aber die Leute wissen auch, welch großen Anteil Werder Bremen daran hat, dass ich wieder gut spiele und mich weiterentwickelt habe.
2006 bei der WM waren Sie nicht dabei, derzeit sind Sie nicht nominiert. Droht sich die Geschichte zu wiederholen?
Wenn ich in meinem Verein oft auf der Bank sitzen würde, müsste ich mir Gedanken machen. Aber ich spiele immer und habe gute Leistungen gebracht.
Sie müssten sich sorgen, wenn Sie mit Bremen nächste Saison nicht international spielen.
Ich spiele seit über zwei Jahren wieder in der Nationalelf, Dunga kennt meine Qualitäten.
Sind Sie in Bremen mittlerweile ein Führungsspieler?
Je länger ich hier bin, desto größer werden die Erwartungen an mich, und desto mehr Verantwortung muss ich übernehmen. Das ist gut so, denn je größer die Verantwortung, desto mehr entwickelt man sich.
Sie tauchten zuletzt in den Klatschspalten auf und nicht nur im Sportteil. Wie war das?
Das hatte keinen Einfluss auf meine Leistung. Als Fußballprofi steht man in der Öffentlichkeit, ist doch normal, da muss man durch.
Paparazzi rund um die Uhr vor Ihrem Haus, finden Sie das normal?
Ich habe nichts zu verstecken, ich habe nichts falsch gemacht. Dagegen anzugehen wäre sowieso falsch, das machte alles nur schlimmer. Es ist besser, Gras drüber wachsen zu lassen.
Wenn Sie mal gehen: Was würden Sie an Bremen vermissen?
Vor allem die Zuneigung, die mir hier von allen Leuten entgegengebracht wird. Dafür bin ich dankbar, das würde ich vermissen.
Interview: Sven Bremer und Axel Kintzinger