Elf Fußballer haben dem vom Krieg erschütterten Irak mit ihrer Qualifikation für das olympische Turnier in Athen ein klein wenig Hoffnung gegeben. Nach dem 3:1-Erfolg im entscheidenden Spiel in Amman über Saudi-Arabien stürmten am Mittwochabend in Bagdad Tausende auf die Straßen und ließen ihrer Begeisterung mit Schüssen in die Luft freien Lauf. Ermöglicht wurde das kleine Wunder, weil sich die Gruppen-Rivalen Kuwait und Oman zur gleichen Zeit 0:0 trennten.
Ein stolzer Bernd Stange im jordanischen Exil
"Das ist ein sensationeller Erfolg. Darauf bin ich persönlich sehr, sehr stolz", sagte der deutsche Trainer Bernd Stange, der den Irak vor einigen Wochen auf Druck der deutschen Behörden verlassen musste, in der jordanischen Hauptstadt. Und ergänzte: "Das ist nach den schrecklichen Bildern der letzten Wochen endlich wieder eine gute Nachricht für die Iraker. Was das für dieses Land bedeutet, kann man nur ermessen, wenn man sieht, welche Freudenfeste die Menschen in Bagdad veranstaltet haben. Es zeigt, was der Sport selbst unter fürchterlichsten Begleiterscheinungen möglich macht."
"Größter Augenblick in der olympischen Geschichte unseres Landes"
Dabei hatte der frühere Coach der DDR-Auswahl alles andere als günstige Voraussetzungen, um seine Spieler auf die Aufgaben in der Qualifikation einzustellen. Er sah die Akteure zuletzt nur selten und musste das Training seinem Assistenten überlassen. "Daher ist es eine kleine Sensation, dass wir ein Land wie Saudi-Arabien geschlagen haben», betont der Coach. Auch Ahmed el Samarrai, der Präsident des Irakischen Olympischen Komitees, sagte überschwenglich: "Die irakische Elf hat ein großartiges Match gespielt. Das ist der größte Augenblick in der olympischen Geschichte unseres Landes."
Erfolg unter unmöglichen Bedingungen
Die Freude bedeutet für die irakischen Bürger einen Tropfen in einem Meer von Frustrationen. Der Alltag im besetzten Land ist gefährlich und beschwerlich. Anschläge, Kriminalität, Strom- Abschaltungen und das kränkende Gefühl, dass einem alles von einer fremden Besatzungsmacht diktiert wird, lassen kein Wohlbefinden aufkommen. Auch die Sportler, die sich auf Athen vorbereiten, können sich dem nur schwer entziehen. Die Fußballer mussten wegen der Sicherheitslage im Land ihre Heimspiele in der Olympia-Qualifikation im Ausland bestreiten. Doch am Mittwoch war für eine kurze Zeit all das vergessen.
Mit der Qualifikation der Fußballer erhöht sich die Zahl der irakischen Olympia-Teilnehmer auf 30. Sechs Startplätze hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) dem Land in den Sportarten Leichtathletik (2), Boxen, Schwimmen, Gewichtheben und Taekwondo (je 1) zugewiesen. Der Beschluss erfolgte im Rahmen des Verfahrens, das Startplätze für kleine Nationen reserviert. Iraks Auswahlkicker haben sich nun aus eigener Kraft qualifiziert.
Für die Iraker mit Recht ein Grund, sich zu freuen - und ein wenig in die Luft zu schießen.