"Wir haben Anlass zu der Vermutung, dass die Ausschreitungen der Neapel-Fans von der organisierten Kriminalität initiiert wurden", sagte Italiens Polizeichef Antonio Manganelli. Vor diesem Hintergrund beriet die Regierung in Rom am gleichen Tag über drakonische Straf- Maßnahmen. Es wurde erwartet, dass die Sicherheitskommission des Innenministeriums den Neapel-Fans die Mitreise zu allen Auswärtsspielen dieser Saison verbieten wird.
Innenminister Roberto Maroni hatte bereits "drastische Entscheidungen" angekündigt. "Wir haben es hier nicht mit organisierten Fans, sondern mit organisierter Kriminalität zu tun", erklärte Maroni und kündigte "erbarmungslose Strafen" an. Sollte die Randale am Sonntag auf dem Weg zum Auswärtsspiel beim AS Rom geplant gewesen sein, droht den Tätern auch eine Anklage wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Darauf stehen mehrjährige Gefängnisstrafen. Die am Sonntag vorübergehend festgenommen fünf Randalierer sollen vom 1. Oktober an vor Gericht stehen.
Das harte Vorgehen gegen die Randalierer trifft in Italien auf breite Zustimmung. Die Opposition mahnte lediglich, nicht die echten Fans für die Taten einiger weniger Krimineller zu bestrafen. Italiens Fußballverbandspräsident Giancarlo Abete forderte eine differenzierte Betrachtungsweise und sprach sich gegen Spiele ohne Publikum aus. "Es wäre falsch, die Clubs zu bestrafen", sagte er. Liga-Präsident Antonio Matarrese erklärte bei den Beratungen der Sicherheitskommission in Rom, dass "man nicht die ganze Stadt Neapel für die Taten einer Bande von Kriminellen bestrafen darf".
Kritik an der Polizei
Mit der Verurteilung der Randalierer nahm in Italien die Kritik an der neapolitanischen Polizei zu. Diese sei nicht auf die Ausschreitungen vorbereitet gewesen, obwohl sie vorhersehbar gewesen sein. "Neapels Polizeichef Antonino Puglisi könnte von seinem Amt entbunden werden", spekulierte die "La Gazzetta dello Sport" am Mittwoch. Italiens Polizeichef sandte seinen Stellvertreter Nicola Cavaliere und weitere Spitzenbeamte nach Neapel, um die Ermittlungen überwachen zu lassen.
Am Sonntag hatten rund 2000 gewaltbereite Fans des SSC Neapel auf dem Weg nach Rom einen Zug gekapert und demoliert sowie 20 Linienbusse in Rom beschädigt. Der Gesamtschaden belief sich auf eine halbe Million Euro. Bei Zusammenstößen mit Bahnangestellten und Polizisten wurden vier Personen verletzt.