Die Fußball-Welt debattiert über eine mögliche Winter-WM 2022 in Katar - dabei ist es selbst den Katarern in ihrem Land zu heiß für großen Sport. Laut einer vom nationalen Fußballverband unterstützten Regierungsstudie verzichten 72,8 Prozent der Einwohner des Golfemirats wegen der großen Hitze auf Besuche in Fußball-Stadien. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet wurden für die Umfrage 1079 Katarer befragt.
Die Umfrage ist wie Wasser auf die Mühlen von Uefa-Präsident Michel Platini. Der hat sich in einem Interview mit dem britischen "Daily Telegraph" erneut für eine Winter-WM in dem wüstenheißen Katar ausgesprochen: "Wo steht geschrieben, dass die Weltmeisterschaft immer im Juni ausgetragen werden muss? Ich sehe kein Problem darin, im Dezember zu spielen."
Blatter beharrt auf Sommer-WM
Mit dieser Äußerung bleibt der Franzose auf Konfrontationskurs zu Fifa-Präsident Sepp Blatter. Der betonte jetzt noch einmal, dass der Fußball-Weltverband die WM unter der Voraussetzung vergeben habe, dass das Turnier wie üblich in den Monaten Juni und Juli ausgespielt werde. Wenn daran etwas geändert werden soll, müsse Katar einen entsprechenden Antrag an die Fifa stellen. "Diesen Antrag gibt es bisher nicht", stellte Blatter fest.
Erst kürzlich hatte die Fifa selbst für Verwirrung gesorgt, als Generalsekretär Jérôme Valcke eingemächtig verkündete, die WM in Katar werden im Winter gespielt. Nur kurze Zeit später wurde diese Aussage vom Verband dementiert.
Fifa vor EU-Menschenrechtsausschuss
Aber es ist längst nicht nur die Klimafrage, die die Fifa unter Druck setzt. Nach Berichten über 36 weitere Todefälle auf den Stadion-Baustellen soll der Weltfußballverband bei einer Anhörung des Menschenrechtsausschusses des Europäischen Parlaments zu der umstrittenen WM Rede und Antwort stehen. Vertreten wird die Fifa dort durch den früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger, der als Blatters Experte für humanitäre Belange gilt. Zwanziger steht dem Turnier in der Wüste seit jeher kritisch gegenüber. Uefa-Chef Platini, der für die Katar-WM gestimmt hat, lehnte eine Einladung des EU-Parlaments ab. Zur Katar-WM könne sich nur die Fifa und ihr Präsident Blatter äußern, so seine Begründung.