Israels Premier Unter dieser Bedingung will Netanjahu den Gaza-Krieg beenden

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat zu einem möglichen Ende des Gaza-Krieges geäußert
© Stefan Boness / DPA
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu stellt die Tötung der Hamas-Führung als Schlüssel zum Kriegsende dar. Dafür erntet er im In- und Ausland deutliche Kritik.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat die Tötung der Hamas-Führungsriege als Voraussetzung für eine Beendigung des Kriegs im Gazastreifen bezeichnet. "Sie loszuwerden, würde das Haupthindernis für die Freilassung all unserer Geiseln und die Beendigung des Krieges beseitigen", erklärte Netanjahu am Samstag. Israels hatte kürzlich Luftangriffe auf Hamas-Anführer in Katar geflogen. Dies stieß international auf Kritik, auch US-Präsident Donald Trump äußerte seinen Unmut. Dessen Außenminister Marco Rubio wird am Sonntag zu einem Besuch in Israel erwartet.

"Die in Katar lebenden Hamas-Terroristenchefs kümmern sich nicht um die Menschen in Gaza", erklärte Netanjahu im Onlinedienst X. "Sie haben alle Versuche einer Waffenruhe blockiert, um den Krieg endlos in die Länge zu ziehen." Die israelische Armee hatte am Dienstag Luftangriffe auf Ziele in Katars Hauptstadt Doha geflogen, die sich nach Armeeangaben gegen die Führungsebene der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas richteten.

Geisel-Familien: "Jedes Mal, wenn sich eine Einigung abzeichnet, wird sie von Netanjahu sabotiert"  

Das Forum der Geisel-Familien kritisierte das Vorgehen der Regierung am Samstag scharf. Der Angriff in Katar habe "zweifelsfrei bewiesen, dass es ein Hindernis für die Rückkehr der Geiseln und die Beendigung des Krieges gibt: Ministerpräsident Netanjahu", erklärte die Initiative. "Jedes Mal, wenn sich eine Einigung abzeichnet, wird sie von Netanjahu sabotiert."  

Auch die USA hatten Kritik an den israelischen Luftangriffen in Katar geäußert. Nach Angaben von US-Außenminister Rubio hat dies aber keine Auswirkungen auf das enge Verhältnis zu Israel. "Das wird die Art unserer Beziehung zu den Israelis nicht ändern", sagte er am Samstag vor seinem Abflug nach Israel. Es müsse aber darüber gesprochen werden, welche Folgen der Angriff auf die diplomatischen Bemühungen um eine Beendigung des Kriegs im Gazastreifen habe. "Natürlich waren wir darüber nicht glücklich, der Präsident war darüber nicht glücklich", fügte Rubio hinzu. Trump hatte gesagt, er sei "äußerst betrübt über den Ort des Angriffs" und bezeichnete Katar als "starken Verbündeten und Freund der Vereinigten Staaten".

Israel will Stadt Gaza einnehmen

Israel setzte derweil seinen Militäreinsatz im Gazastreifen fort. Nach Angaben des Hamas-Zivilschutzes wurden bei israelischen Angriffen am Samstag 32 Menschen getötet. Aufgrund der massiven Einschränkungen für Medien in dem Palästinensergebiet lassen sich die Angaben nicht unabhängig überprüfen.

Israel hatte in den vergangenen Tagen seine Offensive zur Einnahme der Stadt Gaza ausgeweitet. Nach Armeeangaben flohen seitdem mehr als 250.000 Menschen in andere Teile des Gazastreifens. Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz erklärte hingegen, nur rund 68.000 Einwohnern sei es gelungen, die Stadt zu verlassen. 

Nach UN-Schätzungen hatten sich in der Stadt Gaza und Umgebung zuletzt noch rund eine Million Menschen aufgehalten. Die Stadt ist nach Angaben Israels eine der letzten Hochburgen der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen.

Am Samstag warf die israelische Armee Flugblätter ab, in denen die Bewohner der westlichen Stadtteile Gazas zum Verlassen der Gebiete aufgefordert wurden. Die israelische Armee gehe mit "sehr großer Härte" in dem Gebiet vor und sei entschlossen, "die Hamas zu zerschlagen und zu besiegen", hieß es in der Botschaft an die palästinensischen Bewohner. Die Menschen wurden darin aufgefordert, sich über die Al-Raschid-Straße an der Küste in Gebiete südlich der Stadt Gaza in Sicherheit zu bringen.

Hamas löste 2023 den Gaza-Krieg aus

International wird die Ausweitung der israelischen Offensive in Gaza scharf kritisiert. Die UNO, die in Teilen des Gazastreifens eine Hungersnot festgestellt hat, befürchtet eine Verschlimmerung der katastrophalen humanitären Lage.

Die Hamas und ihre Verbündeten hatten mit ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 den Gaza-Krieg ausgelöst. Bei dem Großangriff wurden nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet. 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 47 Menschen von der Hamas festgehalten, 25 von ihnen sind nach israelischen Angaben bereits tot. 

Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden bislang mehr als 64.700 Menschen getötet.

AFP
jha