Rudi Völlers schwerste Tage als Teamchef der Nationalmannschaft haben am Dienstag begonnen, doch an Rückendeckung fehlt es dem 41-Jährigen nicht.
Vor dem Treff der 22 auserwählten Profis für die K.o.-Spiele gegen die Ukraine am Dienstagabend in Gravenbruch bei Frankfurt/Main erhielt Völler demonstrativen Zuspruch der deutschen Fußball-»Macher«.
Mehrheit will, dass Rudi bleibt
Während der Teamchef selbst seine Zukunft im Falle einer verpassten WM-Qualifikation offiziell noch offen lässt, sprach sich die überwiegende Mehrheit vor den Partien am Samstag in Kiew und vier Tage später in Dortmund eindringlich für seine Vertragsverlängerung aus.
»Auch im schlimmsten Fall müsste Rudi Völler dabei bleiben. Dafür müsste man alles unternehmen«, betonte Karl-Heinz Rummenigge, der als »Krisenmanager« noch einmal ganz nahe an das Team heran rückt.
»Auch für Rudi gilt, er kann in dieser Rolle in den Jahren immer noch besser werden. Seine positive Ausstrahlung ist ein wichtiger Faktor«, begründete Hertha-Manager Dieter Hoeneß die fast einmütigen Bekundungen für Völlers Zukunft als Chef der Nationalelf.
Völler denkt nur an die Spiele
Der Teamchef selbst will sich derzeit mit diesem Thema überhaupt nicht beschäftigen: »Ich denke 24 Stunden lang an die Spiele gegen die Ukraine.«
Natürlich weiß auch Völler, dass die vergangenen 13 Länderspiele unter ihm und die Entwicklung der DFB-Auswahl in dieser Zeit vor allem daran gemessen werden, wie die Relegation ausgeht. »Dass der Druck groß sein wird, ist bei WM-Relegationsspielen normal. Ich denke aber, dass wir damit umgehen können«, meinte der Weltmeister von 1990 vor dem Empfang seiner Spieler.
»Er hat etwas aufgebaut«
Mit der drohenden Aussicht des Scheiterns tritt die Bundesliga eng wie nie an das Nationalteam heran. »Ich würde es außerordentlich begrüßen, wenn Völler seine Arbeit fortführt. Er hat gemeinsam mit Michael Skibbe wirklich etwas aufgebaut«, sagte Wener Hackmann, Vorsitzender der Deutschen Fußball-Liga.
»Die Konstellation in der Führung der Nationalmannschaft ist eine gute, die auch so bleiben sollte. Rudi ist wie vorher Franz Beckenbauer ein Aushängeschild«, befand Hertha-Trainer Jürgen Röber. Und Felix Magath, Coach des VfB Stuttgart, pflichtete bei: »Völler sollte ganz klar bleiben. Er ist der richtige Mann.«
Völler selbst weiß um die starke Unterstützung, kann sich auch des Vertrauens von DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder sicher sein. »Ich kenne Rudi sehr genau, bin ihm auch privat sehr nahe und weiß, wie er denkt. Zum jetzigen Zeitpunkt möchte ich darüber noch nichts sagen«, deutete Bayer-Manager Reiner Calmund an, dass sich Völler bereits entschieden hat, wie seine Zukunft aussieht.
Funkel gegen Völler
Friedhelm Funkel, der als einziger Befragter ein »klares Nein« zu Völlers Weiterbeschäftigung äußerte, »wenn wir scheitern sollten, was ich nicht hoffe und auch nicht erwarte«, wies unabhängig von der Person auf das größte Probleme hin. »Mit so einer Bürde in den nächsten Monaten in der deutschen Mediengesellschaft als Bundestrainer weiter zu arbeiten, wäre nicht gut für die Nationalmannschaft«, meinte Rostocks Trainer.
Ähnliche Gedanken hat wohl auch Völler selbst, der beim DFB einen Vertrag bis zu Ende der Saison 2001/2002 besitzt.
Uli Hoeneß rechnet mit Qualifikation
»Wir dürfen uns nicht schlechter machen, als wir sind. Die Mannschaft wird es schaffen, wir müssen zur WM«, betonte Dortmunds Chefcoach Matthias Sammer, »Held« von Deutschlands letztem Sieger-Team bei der EM 1996.
Auch Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß lehnt eine Personal-Diskussion zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab, »weil ich davon ausgehe, dass Deutschland die Qualifikation schafft und ich gar nicht mit einem Scheitern rechne«.