ÖSTERREICH Christoph Daum neuer Trainer bei Austria Wien

Der österreichische Bundesliga-Tabellenführer bestätigte das überraschende Engagement des 48-Jährigen, der auch als Coach von Schachtjor Donezk oder Sturm Graz im Gespräch war.

Christoph Daum ist neuer Fußballtrainer von Austria Wien. Das völlig überraschende Engagement des 48-Jährigen, der zuvor bereits als Coach des ukrainischen Vereins Schachtjor Donezk und von Sturm Graz gehandelt worden war, bestätigte der österreichische Bundesliga-Tabellenführer am Freitag in Wien. Man habe »einen der erfolgreichsten Trainer Europas« verpflichtet, damit »Österreich mindestens eine Mannschaft hat, die in der Champions League ernsthaft mitspielen kann«, begründete der austro-kanadische Milliardär und Austria-Mäzen, Frank Stronach, die Entscheidung.

Bisheriger Trainer einfach beurlaubt

Ziel sei es, »den österreichischen Fußball in Europa wieder in den Spitzenbereich hineinzubringen«, erklärte Daum. »Wie lange das dauert, weiß ich noch nicht.« Der bisherige erfolgreiche Trainer Walter Schachner, der den Verein am Dienstag in die zweite Runde des UEFA-Pokals geführt hatte, wurde beurlaubt. Eine Zusammenarbeit mit Daum habe Schachner abgelehnt, erklärte Stronach weiter. »Walter war wie vom Blitz getroffen. Mit einer solchen Entwicklung hat er nach seiner guten Arbeit nicht gerechnet«, erklärte dessen Ehefrau Conny der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

Daum wenig erfolgreich

Daum hatte zuletzt mit wenig Erfolg als Trainer bei Besiktas Istanbul gearbeitet. Die Karriere des früheren Stuttgarter Meister-Trainers in Deutschland war vor zwei Jahren abrupt abgebrochen, nachdem bei einer Haarprobe Kokain-Konsum nachgewiesen werden konnte. Bayer Leverkusen, mit dessen Team er 1997, 1999 und 2000 deutscher Vizemeister geworden war, trennte sich von Daum im Oktober 2000. Auch der DFB löste die Vereinbarung mit dem designierten Bundestrainer. Im Mai dieses Jahres endete das Gerichtsverfahren mit der Einstellung und einem Teil-Feispruch. Daum musste 10.000 Euro zahlen.

Stronach hat das Sagen

Die Verpflichtung von Daum war nur möglich durch das finanzielle Engagement Stronachs. Der 70-Jährige, Chef des kanadischen Autozulieferers Magna, hat seit 1998 Millionen in den österreichischen Fußball investiert. Neben dem Engagement teurer ausländischer Spieler betreibt Stronach bei Wien eine »Nachwuchs- Akademie«, auf der 22 Talente im Alter von 14 bis 15 Jahren auf ihre spätere Karriere vorbereitet werden. Seit 1999 ist er auch Präsident der Bundesliga. »Österreich könnte 2006 oder 2010 Weltmeister werden«, hatte er als sein langfristiges Ziel anvisiert.

Zeitungen machen Front gegen Daum

Ganz offensichtlich nicht einverstanden mit der Verpflichtung sind die österreichischen Zeitungen - sie machen Front gegen Christoph Daum als Fußballtrainer von Austria Wien. Die Kritik richtet sich vor allem gegen den austrokanadischen Milliardär Frank Stronach, der das überraschende Engagement erst möglich gemacht hatte, und die Entlassung von Daums Vorgänger Walter Schachner.

Einige Pressestimmen

»Unvorstellbar, aber wahr: Daum löst Schachner ab«» (Kronenzeitung)

»Wir erleben Kapitalismus in schlimmster Ausprägung. (...) Frank Stronach spielt mit Geld, spielt mit Menschen. Er schafft an und die Moral ab. Mächtig sein um jeden Preis, die Eitelkeit eines Siegers immerfort befriedigt zu sehen, das ist sein Verständnis von Modernität.« (Kurier)

»Schachner muss gehen. Das ist hart und ungerecht zugleich. Frank Stronach und dessen Welt von Macht und Geld kennen eben keine Gnade. (...) Ein klarer Fall von Größenwahn« (Salzburger Nachrichten)

»Schachners Pech war, dass er noch jung im Geschäft und gemessen an Daum nur ein Däumling ist. Ob die Relation auch sportlich stimmt, ist ein anderes Kapitel. Wer zahlt, schafft an - ohne Rücksicht auf Fehler oder Verluste.« (Die Presse)

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