Die Attacke eines Zuschauers gegen den Linienrichter führte nach 80 Minuten beim Stand von 0:2 zum Abbruch der Zweitrunden-Partie Stuttgarter Kickers gegen Hertha BSC Berlin im DFB-Pokal. Nachdem Linienrichter Kai Voss von einer Flasche am Hinterkopf getroffen wurde, beendete Schiedsrichter Michael Weiner aus Gießen das Spiel vorzeitig.
Der benommene Assistent musste von einem Arzt mehrere Minuten behandelt werden. Kickers-Trainer Robin Dutt versuchte noch, mit einem Aufruf an die Fans die Situation zu beruhigen, doch Weiner brach das Spiel ab. "Es war eine eindeutige Angelegenheit, weil das Wurfgeschoss von der Kickers-Tribüne kam", sagte Weiner. Die Polizei führte einen Verdächtigen ab.
Höchstwahrscheinlich werde das Spiel nun für die Hertha gewertet, sagte der Spielausschuss-Vorsitzender des Württembergischen Fußballverbandes. "Dass es ein Verfahren gibt, ist klar. Das gibt eine Strafe, das kommt auf den Schiedsrichter-Bericht an", meinte der der ehemalige DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder als einer der 10 500 Zuschauer im ausverkauften Stadion. Die Strafe dürfte deftig ausfallen, weil der Regionalligist bereits in dieser Saison bereits eine Geldstrafe wegen Zuschauerausschreitungen erhalten hatte.
Angesichts dieses Eklats geriet in den Hintergrund, dass Hertha BSC weiter vom ersten Pokalsieg seiner Vereinsgeschichte träumen kann. Im Zweitrundenspiel hatten bis zum Abbruch Solomon Okoronkwo (58. Minute) und Yildiray Bastürk per Handelfmeter (74.) getroffen. Die Kickers spielten zwar beherzt auf, doch eine zweite Sensation wie beim 4:3 in der ersten Runde gegen den Hamburger SV wollte nicht gelingen. Während bei den Kickers Kapitän Moritz Steinle wegen einer Notbremse an Marko Pantelic Rot sah (44.), musste Hertha-Profi Ellery Cairo wegen einer Tätlichkeit vom Platz (63.).
Leverkusen und Gladbach fliegen raus
Unterdessen geht die Pleitenserie der Fußball-Bundesligisten im DFB-Pokal weiter. In Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen schieden in der zweiten Runde bereits die Erstligisten Nummer acht und neun aus dem Wettbewerb aus. Der dreimalige Pokal-Sieger Gladbach blamierte sich mit 1:2 (1:1) beim Regionalliga-Club VfL Osnabrück. Die Leverkusener erwischte es mit 2:3 (2:2, 1:2) nach Verlängerung beim Zweitligisten MSV Duisburg.
Mit einem glanzlosen 1:0-Erfolg über den 1.FC Kaiserslautern erreichte der FC Bayern München das Achtelfinale. Das Tor des Tages erzielte Ottl nach einer Standardsituation in der 50. Minute.
Aachen und Nürnberg mit Mühe
Mehr Mühe als gedacht hatte Erstligist Alemannia Aachen, der gegen den Zweitligisten Erzgebirge Aue erst in der Verlängerung dank Nico Herzig (105.) und Jung-Nationalspieler Jan Schlaudraff (120.) zu einem 4:2 (2:2, 2:1) kam. Auch der 1. FC Nürnberg musste beim Zweitligisten SC Paderborn in die Verlängerung. Robert Vittek (92.) rettete die Franken vor einer Pleite.
Eintracht Frankfurt setzte seine Erfolgsserie fort und gewann am Zweitligisten Rot-Weiß Essen mit 2:1 (2:0). Der Finalist der Vorsaison blieb damit auf nationaler Ebene in dieser Saison ungeschlagen. Zweitligist Kickers Offenbach wurde beim Regionalligisten SC Pfullendorf kaum gefordert und setzte sich mit 2:0 (1:0) durch.
Beim Pokal-Aus der Gladbacher war Osnabrücks Torjäger Addy Menga der überragende Spieler vor 18.500 Zuschauern. Dank seiner Treffer in der 17. und 58. Minute erreichte der Drittligist aus Niedersachsen erstmals seit 14 Jahren wieder das Achtelfinale und wiederholte den Sensationssieg gegen die Borussia aus dem Jahr 1992. Gegen die aufopferungsvoll kämpfenden Gastgeber gelang dem Bundesligisten nur der zwischenzeitliche Ausgleich Wesley Sonck (20.). In Duisburg war Klemen Lavric der Held des Tages. Er erzielte in der 113. Minute den Siegtreffer für den MSV, der damit die Bayer-Krise verschärfte.