Rosenkrieg mit Joachim Löw Ballack zerstört sich selbst

Ein Kommentar von Klaus Bellstedt
Michael Ballack macht es immer schlimmer. Mit jeder weiteren Äußerung in der Schlammschlacht mit dem DFB um seinen Abschied zerstört er sein Denkmal ein Stückchen mehr. Was Ballack fehlt, ist die Einsicht.

Es ist tragisch. Da feuert ein ehemals großartiger Fußballer getrieben von verletztem Stolz und möglicherweise auch ein bisschen fremdgesteuert von einem profilierungssüchtigen Berater eine Presseerklärung nach der nächsten heraus - und schießt sich damit jedes Mal ein Stückchen mehr ins Aus.

Warum tut Michael Ballack das? Er will nicht als Verlierer im Rosenkrieg mit dem DFB und Bundestrainer Joachim Löw um seinen Abschied dastehen. Was Michael Ballack offensichtlich nicht versteht: Er steht nicht erst seit diesen Tagen als Hauptverlierer fest - und zwar völlig unabhängig davon, welche Seite nun Recht hat oder nicht, wer lügt und wer die Wahrheit spricht.

Michael Ballack hat schlichtweg zu spät erkannt, wann es Zeit zum Abtreten ist. Dabei war der Zeitpunkt vorgegeben: nach der WM 2010. In Südafrika hatte sich das Team von ihrem früheren Alphatier endgültig emanzipiert. Er selbst war da und konnte sich davon eindrucksvoll überzeugen. Philipp Lahm lässt schön grüßen. Ballacks Zeit in der Nationalmannschaft war damals schon zu Ende. Das hätte ein Fußballer mit dieser Erfahrung sofort merken müssen - und sich selbst mit einem Rücktritt vieles ersparen können.

Auch Löw hat Fehler gemacht

Sicher, auch der Bundestrainer hat in der Causa Fehler gemacht. Löw hat es verpasst, wie schon im Fall Torsten Frings, einem verdienstvollen Nationalspieler reinen Wein einzuschenken und ihn würdig zu verabschieden. Auch im jetzigen Rosenkrieg deutet vieles auf ein Kommunikationsdesaster beim DFB hin. Immer noch gibt es zwei völlig konträre Versionen eines Treffens zwischen Joachim Löw und Michael Ballack.

Ballacks Variante klingt so: Löw habe ihm im März sehr wohl verdeutlicht, dass er ihm das Comeback im Nationalteam zutraue. Die von Generalsekretär Wolfgang Niersbach verbreitete DFB-Version lautet hingegen: Der Bundestrainer habe Michael Ballack bei dem Treffen ganz deutlich gesagt, dass er nicht mehr mit ihm plane. Aussage steht gegen Aussage. Der Nährboden für eine Schlammschlacht war bereitet.

Aber: Michael Ballack hat über seinen Berater Michael Becker diese Schlammschlacht mit unverhältnismäßigen und unpassenden Worten erst eröffnet, weil er als in die Jahre gekommener Fußballstar immer noch nicht begriffen hat, wie Mannschaftssport funktioniert: Früher oder später werden die etablierten Kräfte in jedem Team der Welt von den hungrigen Nachrückern verdrängt.

Jetzt endet seine Nationalmannschaftskarriere in einem Desaster. Und daran ändert keine weitere seiner Erklärungen auch nur irgendetwas.

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