Kaum betritt ein prominenter Fußballer die "Höhle der Löwen", wird Ralf Dümmel zum Fan. "Wow", stammelte der Multimillionär und schrumpfte in seinem Sitz auf Kindergröße zusammen, als Michael Ballack in der Gründerarena Aufstellung nahm. Es war schwer zu entscheiden, wer von den beiden nervöser war – der Weltstar, der in der ungewohnten Rolle des Bewerbers war und Unterstützung für sein Start-up Lucky Plant suchte, oder der Vertriebskönig aus Hamburg.
Die präsentierten Produkte
- Better Cracker: Die Cracker recyceln bislang ungenutzte Überbleibsel aus der Lebensmittelproduktion wie Apfelfasern und Kürbiskernmehl. Ursprünglich hieß das Produkt "Retter Kräcker" und wurde später umbenannt.
- Le Gurque: Der Spülschwamm besteht aus getrockneter Luffa Gurke und soll eine natürliche Alternative zu Plastikschwämmen darstellen.
- Read-o: Die Bücher-App bietet ihren Nutzern personalisierte, auf Emotionen basierte Empfehlungen. Dafür durchforstete eine Künstliche Intelligenz bislang rund 1,6 Millionen Buchrezensionen.
- Lucky Plant: Der Dünger besteht ausschließlich aus ökologischen Inhaltsstoffen, darunter Komponenten der Pechnelke, und soll das Wachstum von Pflanzen auf natürliche Weise unterstützen.
- Xeem: Die digitale Plattform bringt Studierende mit der Wirtschaft zusammen. Der Kern sind so genannte "Challenges", die Unternehmen hochladen und bei denen junge Talente sich beweisen und ein Preisgeld gewinnen können.
Bum Bum Ballack
Nur für einen kurzen Moment stand der Schicksalsschlag, der sich 2021 im Leben von Michael Ballack ereignet hat, im Raum. Der Ex-Fußballprofi erzählte von den allergischen Hautreizungen, die "einer meiner Söhne" nach einem Spiel davongetragen hatte. Mutmaßlich wegen Chemiedünger im Rasen. Das war einer der Startschüsse für Lucky Plant – den "Energydrink für Pflanzen", der Eigenwerbung nach bedenkenlos für Natur, Tiere und Menschen. Zum Beweis lösten sich Ballack und seine beiden Kompagnons drei Düngertabletten in Wasser auf und tranken den Öko-Cocktail in einem Zug leer. "Wachsen dadurch auch die Haare besser?", witzelte Carsten Maschmeyer.
Es war die einzige erfreuliche Wortmeldung des Ex-AWD-Chefs in diesem Pitch. Der Rest: peinliche Angebereien. "Ich berate einige weltberühmte Fußballer", begann Maschmeyer und verstieg sich nach einer Reihe von ähnlichen Kapriolen in der Mega-Hybris: "Es gibt keinen Löwen, der sich mehr mit Garten auskennt und mehr dafür steht als ich." Wie unangenehm. Fand Ballack ganz offensichtlich auch und machte das Geschäft mit Dümmel.
Die schwammigste Idee
Der Name gibt schon einen Hinweis auf die besondere Eigenschaft des Gemüses: Schwammkürbis, auch bekannt als Luffagurke. Ein Gründerpaar aus Hamburg machte daraus Le Gurque – und bescherte Judith Williams einen späten Erkenntnisgewinn. "Wir fliegen zum Mond und fahren Elektroautos, und ich spüle immer noch mit dem gleichen Plastikschrott wie damals?", schäumte sie. Sie verbündete sich für den Bioschwamm mit Ralf Dümmel ("Wir haben fünf Jahre keinen Deal mehr zusammen gemacht"), zog aber den Kürzeren gegen Gast-Löwin Sarna Röser und Dagmar Wöhrl. Schwamm drüber.
Digitale Deals der Woche
Sarna Röser, Erbin einer Zementrohre-Dynastie und Vorsitzende des deutschen Jungunternehmerverbandes, punktete bei ihrer Premiere mit Freundlichkeit und dezenten Verweisen auf ihr Alter (34). Sie war in jeder Hinsicht der Gegenpol zu Carsten Maschmeyer, der sich durch die weibliche Überzahl in der Jury – Röser, Williams, Wöhrl – offenbar dazu animiert fühlte, den kapitalistischen Kotzbrocken raushängen zu lassen. Zwei Tech-Startups knöpfte er mit einer beinharten Entweder-oder-Verhandlungstaktik 25,1 Prozent ab – also die vielbeschworene Sperrminorität, die dem Investor ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen einräumt. Das Team von Read-o bekam zum Ende seiner Präsentation die grimmige Drohung vor den Kopf geknallt: "Ich bin raus, wenn mir die Antworten auf die Fragen, die ich jetzt stelle, nicht gefallen." Bei den beiden Gründerinnen von Xeem mäßigte sich Maschmeyer etwas, dafür dirigierte er seine beiden Geschäftspartnerinnen Röser und Wöhrl wie ein Boss seine Sekretärinnen. "Du fängst an, du machst weiter, ich mache die Schraube zu." Mann, Maschmeyer!

Applaus und raus
Wehe, den Löwen schmeckt's nicht. Dann ist es mit der Höflichkeit schnell vorbei. Das Gemäkel von Maschmeyer und Co. an den Better Crackern / Retter Kräckern allerdings grenzte fast an Bashing. Judith Williams: "Ich hatte mal ein Meerschweinchen, da sah das Futter ähnlich aus." Carsten Maschmeyer: "Ich vermute, es hat auch so geschmeckt." Damit ging es los – und es wurde bis zum Ende nicht besser. Vor allem Maschmeyer nahm immer neue Anläufe, um dem Gründertrio sein Missfallen mitzuteilen. Irgendwann blaffte er sie an: "Ihr seid alle drei Lebensmitteltechnologen, da müsst ihr doch irgendwie auf einen besseren Geschmack kommen." Die Drei versprachen mehr Salz, doch auch das rettete den Appetit der Jury nicht mehr.
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