Der FC Bayern München hat im Kampf um die Meisterschaft einen weiteren herben Rückschlag einstecken müssen. Mit dem 0:1 (0:1) beim VfL Bochum am Samstag verlor der Titelverteidiger in der Fußball-Bundesliga wichtigen Boden. Vor 32 645 Zuschauern bescherte der dänische Stürmer Peter Madsen mit seinem Treffer in der 8. Minute den Bochumern den ersten Heimsieg gegen die Münchner seit mehr als 18 Jahren.
Selbst ein Sturmlauf in der zweiten Spielhälfte verhalf der Mannschaft von Trainer Ottmar Hitzfeld nicht mehr zum erhofften Punktgewinn. Die Bochumer, die vor allem in kämpferischer Hinsicht überzeugten, können nach dem verdienten Erfolg weiter vom UEFA-Cup- Platz träumen. Bochums Torhüter Rein van Duijnhoven ist nunmehr 654 Minuten daheim ohne Gegentor.
Hitzfeld: "Kalt erwischt worden"
"Wir sind mit dem 0:1 kalt erwischt worden. Dem Tor gingen zwei eklatante Fehler unserer Abwehr voraus", kritisierte Bayern-Trainer Hitzfeld. "Wir haben erst in der zweiten Halbzeit entschlossener nach vorn gespielt, aber unsere Chancen nicht genutzt. Bochum hat verdient gewonnen." Sein Kollege Peter Neururer freute sich über den ersten Sieg über die Bayern in seiner Trainerkarriere: "Ich habe lange darauf warten müssen. Nach dem Sieg können wir einen internationalen Wettbewerb angreifen. Damit meine ich aber nicht den UEFA-Cup, sondern den UI-Cup."
Während der Bochumer Trainer gegen den Rekordmeister seine beste Formation aufbieten konnte, mussten die Bayern den gelb-rot gesperrten Michael Ballack ersetzen. Für ihn rückte Bastian Schweinsteiger ins Mittelfeld. Zudem kam für Thomas Linke in der Abwehr Robert Kovac zum Zug, der seine Sprunggelenksverletzung überwunden hatte. Der kroatische Nationalspieler, dem die mangelnde Spielpraxis anzumerken war, war maßgeblich am 0:1-Rückstand der Münchner beteiligt. Nach einem haarsträubenden Fehlpass von Kovac schnappte sich VfL-Nationalspieler Paul Freier den Ball und spielte Madsen glänzend frei. Der Däne umspielte Nationalspieler Oliver Kahn und schob zur verdienten Führung ein.
Kräftige Standpauke nach der Halbzeit half nichts
Die Münchner, die ihre bis dato letzte Niederlage im Ruhrstadion am 11. Oktober 1985 kassierten, blieben vor allem im Spielaufbau vieles schuldig. Madsen hätte in der 33. Minute mit einem Volleyschuss sogar das 2:0 erzielen können, doch seine Direktabnahme landete knapp neben dem Tor. Die einzige nennenswerte Chance der schwachen Bayern hatte Roy Makaay mit einem Distanzschuss kurz vor dem Halbzeitpfiff.
Nach der Pause brachte Trainer Ottmar Hitzfeld, der seinen Spielern vermutlich eine kräftige Standpauke gehalten hatte, mit Roque Sanza Cruz einen dritten Stürmer. Für ihn musste Willy Sagnol weichen. Fortan sahen sich die Bochumer wütenden Angriffen der Bayern ausgesetzt, die durch Zé Roberto (50.) und Schweinsteiger (52.) gute Möglichkeiten aus der Distanz hatten. Doch beide Male reagierte van Duijnhoven glänzend. Nur zehn Minuten später musste der VfL- Schlussmann gegen Claudio Pizarro Kopf und Kragen riskieren, um den Ausgleich zu verhindern. In der turbulenten Schlussphase hatte der Revierclub nach Kontern durch Freier sowie Thordur Gudjonsson sogar noch die Chance zum 2:0, doch Kahn verhinderte eine höhere Niederlage.
Ulli Brünger, DPA