Wenn am Samstag Schalke 04 die Bayern empfängt, wird das Spitzenspiel der Bundesliga in 160 Länder live übertragen. "Die Bundesliga hat sich zu einem internationalen TV-Ereignis entwickelt und findet weltweit immer mehr Fans", sagt Tom Bender, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga. Das freut alle, die an dem brummenden Geschäft um Ruhm und Millionen beteiligt sind. Die Frage ist, ob Mirko Slomka, Trainer von Schalke 04, das im Moment genauso sieht.
Denn am Samstag werden die Fußball-Fans in 160 Ländern der Welt wissen, dass Slomka auf Schalke - mal wieder - gehörig unter Druck steht. Der frühere Co.-Trainer, von Manager Andreas Müller vor knapp zwei Jahren zum Cheftrainer befördert, musste von seinem Präsidenten unter der Woche folgende Worte zur Trainerdiskussion in der "Bild" lesen: "Wir haben Handlungsbedarf, doch es wird keinen Schnellschuss geben. Vielleicht brauchen wir auf Schalke wirklich mal einen Chefcoach, der großes internationales Standing hat." Slomka sollte sich also schon mal nach einem neuen Job umsehen. Spätestens im Sommer wird er arbeitslos sein.
Wachsweiche Beschwichtigungen von Schalker Club-Bossen
Was folgte, waren wachsweiche Beschwichtigungen von Manager Müller und dem mächtigen Aufsichtsrat Clemens Tönnies ("kein Ultimatum gestellt" "sehr guter, lernfähiger Trainer"). Sie reden mit ihrem leitenden Angestellten wie mit einem Schüler, der mit allem ein bisschen überfordert ist und immer über die Probleme hinweg lächelt. Und jetzt kommen die Bayern in die Arena auf Schalke. Verlieren die Königblauen gegen Bayern, wird der Abstand zur Tabellenspitze noch größer. Das wichtigste Saisonziel, die Qualifikation für die Champions League, wäre ernsthaft in Gefahr - ein Desaster für den ambitionierten Gernegroß aus Gelsenkirchen.
Den Umgang mit dem eigenen Personal scheinen sie sich abgekuckt zu haben vom großen Rivalen aus München, wo die gezielte Demontage leitender Angestellter und Kritik an Spielern Methode haben. Die Bayern haben im Moment allerdings nur ein Problem. Ihre Trainerdiskussion ist zwar beendet, aber aus den Bayern ist der FC Ribéry geworden. Im Derby gegen 1860 München bedurfte es der großen Show des kleinen Franzosen, damit der Club mit dem 80-Millionenetat gegen den Club mit dem sechs Millionenetat durch ein Elfmetertor in der 120. Minute gewinnen konnte. Ribéry wird gegen Schalke wieder in der Anfangself stehen, deshalb wiegt der Ausfall von Lucio, van Bommel und Klose, der sich in einem aktuten Formtief befindet, nicht so schwer.
Hitzige Debatten beleben das Geschäft
Verliert Schalke, wird die Debatte um Mirko Slomka noch hitziger werden. Fliegen die Königsblauen auch noch gegen Porto aus der Champions League, wird Slomka seinen Job vorm Saisonende lossein. Vielleicht wäre die Trennung von einem Mann, den sie auf Schalke immer für einen netten, durchaus begabten, aber nie ganz ernstzunehmenden Anfänger gehalten haben, sinnvoll. Auf Dauer kann sich kein Club einen Trainer leisten, der nicht die volle Rückendeckung genießt. Und selbst wenn Schalke seine Minimalziele am Saisonende erreicht, dürfte Slomkas königsblaue Phase vorbei sein. Verlieren hingegen die Bayern, können wir unser Augenmerk wieder auf München richten, wo dann wieder irgendeine Diskussion losbricht (Hitzfeld-Diskussion, Podolski-Diskussion, allgemeine Leistungs-Diskussion). Aber das ist ja vielleicht auch ein Grund dafür, dass Menschen in 160 Ländern der Welt sich das Spiel anschauen wollen. Gut fürs Geschäft ist es allemal.