US-Justizministerin Loretta Lynch hat in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" schwere Vorwürfe gegen die Fifa erhoben. Zwar schweigt die Politikerin nach wie vor über mögliche FBI-Ermittlungen gegen den scheidenden Präsidenten Sepp Blatter. "Es ist ein offener Fall, und deshalb werden wir nun durch die Gerichte sprechen", sagt sie. Doch unabhängig von der Person Blatters bestätigt sie in dem Interview, dass die USA Korruptionvorwürfe bei der Wahl zum Fifa-Präsidenten 2011 erheben. Damals sollen Bestechungsgelder geflossen sein. "Ja, das steht in der Anklage", sagt Lynch.
Überhaupt findet die Politikerin zum Fußball-Weltverband deutliche Worte. "Wir mussten feststellen, dass die Fifa bis in die höchsten Ebenen korrupt ist", sagt sie. "Wirklich beunruhigend ist, was sich im Zuge der Ermittlungen herausgestellt hat: Jedes Mal, wenn die Fifa nach internen Untersuchungen korrupte Funktionäre abgesetzt hat, wurden sie durch andere ersetzt, die genau in derselben Art und Weise weitermachten. Sie sahen ihre neue Position vor allem als Gelegenheit, Bestechungsgelder anzunehmen. Die Korruption funktionierte immer nach dem gleichen Muster."
Ausweichend antwortete Lynch auf die Frage nach möglicher Korruption bei der Vergabe der Weltmeisterschaften an Katar oder Russland. "Damit beschäftigen sich die Schweizer Behörden", sagte sie. "Es sind laufende Ermittlungen." Man habe diesbezüglich aber anderen Ländern Informationen zur Verfügung gestellt, um ihnen bei den Ermittlungen zu helfen.
Im Fußball-Korruptionsskandal ermitteln die amerikanischen Behörden gegen 14 zum Teil ranghohe Funktionäre. Fifa-Präsident Joseph Blatter hatte am Dienstag überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Berichte der Zeitung "New York Times" und des Senders ABC legen den Schluss nahe, dass Blatter nur auf juristischen Druck - und eventuell sogar in einer Kurzschlussreaktion - agiert haben könnte.