Spielerberater von Philipp Lahm "Persönliche Angriffe sind nicht in Ordnung"

Roman Grill sieht sich heftigen Attacken von Bayern-Manager Uli Hoeneß ausgesetzt. Der Hauptvorwurf: Der Ex-Bundesligaprofi schieße über seine Klienten gegen deren Klubs - zuletzt durch das spektakuläre Interview von Philipp Lahm. Nun begegnet Grill erstmals den Vorwürfen.

Wussten Sie vor der Veröffentlichung von Philipp Lahms Interview in der "Süddeutschen"?
Natürlich. Als Berater weiß ich von fast jedem Termin, den unsere Spieler mit der Presse haben.

Warum haben Sie die brenzligen Stellen nicht abgemildert oder entfernt?
Es war Philipp eine Herzensangelegenheit, etwas zu diesem Thema zu sagen. Er ist ein sehr reflektierter Spieler und wusste, dass das Interview Wellen schlagen wird. Trotzdem hat er in diesem Fall den öffentlichen Weg gewählt.

Warum haben Sie Philipp Lahm nicht geraten, die Dinge zuerst intern zu besprechen?
Weil Philipp dies öffentlich machen wollte. Fußball ist ein Sport, der in der Öffentlichkeit stattfindet und deshalb auch dort besprochen wird. Wenn ein Spieler diese Verantwortung für sich übernimmt, dann bin ich nicht dafür da, ihn davon abzubringen.

Uli Hoeneß wirft Ihnen vor, Sie hätten wahrheitswidrig gesagt, dass Lahm im Vorfeld mehrmals intern mit ihm über die Probleme bei Bayern gesprochen hätte.
Ich wurde vor Tagen vom DSF gefragt, ob Lahm früher mit dem Vorstand des FC Bayern über diese Themen gesprochen hätte. Ich antwortete, dass ich denke, über solche Themen sei bereits intern gesprochen worden. Mag sein, dass dies ein Fehler war. Na und? Entscheidend ist doch etwas anderes.

Und zwar?
Hoeneß sagt, seit fünf Monaten sei kein Spieler mehr bei ihm gewesen, unter van Gaal sei dies auch nicht mehr erforderlich. Ja, was denn nun? Sollen mündige Spieler, die sehen, dass etwas falsch läuft, nicht mehr zum Manager gehen, weil der Trainer es nicht will? Oder sollen sie dies tun und sich inhaltlich mit Problemen einer Mannschaft auseinandersetzen?

Was ist mit dem Vorwurf, Sie wollten Ihre Spieler über solche Interviews nur profilieren?
Uli Hoeneß hat mich am Montag angerufen. Wir haben uns 25 Minuten lang unterhalten - und ich habe versucht zu erklären, dass es meine Aufgabe als Berater ist, dass meine Spieler sich entwickeln. Die Entscheidung, welchen Weg sie dabei gehen, verantworten die Spieler selbst.

Hoeneß vermutet, dass Sie Ihre eigenen Interessen über die Spieler nach außen bringen.
Wir manipulieren Spieler nicht, wir beraten Sie. Es ist so, dass die Spieler auf uns zukommen, wir die Inhalte besprechen und dann gemeinsam überlegen, wie man diese vorbringen kann.

Zudem hat Hoeneß den Verdacht, Sie wollten auf diese Weise an einen Managerposten bei den Bayern herankommen.
Das ist kurios, ich kann nur dementieren. Ich kenne Uli Hoeneß schon viele Jahre und schätze ihn. Ich weiß, dass ich das jetzt über mich ergehen lassen muss.Ein Interview eines Spielers ist sicher nicht der richtige Weg, die Jobs in der Bundesliga werden nach anderen Kriterien vergeben.

Wie lebt es sich in der Schusslinie von Uli Hoeneß?
Schön ist das nicht. Wir müssen auch mal eines feststellen: Lahm hat eine inhaltliche Diskussion losgetreten, über die man unterschiedlicher Meinung sein darf. Uli Hoeneß hingegen hat persönlich attackiert und nicht nur mich, sondern einen jungen Spieler wie Trochowski (auch ein Grill-Klient - d. Red.) angegriffen und verunglimpft. Piotr ist jedoch ein sehr intelligenter Spieler, der beim HSV zeigt, dass er zu den Verantwortungsträgern gehört. Persönliche Angriffe gegen ihn oder mich sind nicht in Ordnung. Wir sollten wieder mehr über Inhalte sprechen und den Respekt voreinander bewahren.

Dieses Interview haben wir für Sie in der Financial Times Deutschland gefunden

Roman Grill

Roman Grill ist Spielerberater. Er gründete die Agentur acta7. Bei ihm stehen unter anderem Philipp Lahm von Bayern München und Piotr Trochowski vom Hamburger SV unter Vertrag.

FTD
von Rafael Buschmann

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