Torwart-Duell "Ich habe keine 24-jährige Freundin"

Der Streit um die wahre Nummer Eins im deutschen Tor eskaliert: Mit persönlichen Attacken hat Heißsporn Jens Lehmann erneut Oliver Kahn in Frage gestellt. Rudi Völler will jetzt einschreiten.

Es hätte der Abend des Oliver Kahn werden können, doch nach dem Auftritt in Kroatien bleiben plötzlich Fragezeichen. Mit Glanzparaden in Serie hatte der Münchner der deutschen Nationalelf einen gelungenen Auftakt ins EM-Jahr ermöglicht. Ein schmerzender Rücken und zwei grobe Schnitzer aber brachten Kahn in Erklärungsnot. Nein, die plötzlichen Schmerzen bis hinein in die Beine seien nicht der Grund für die unterlaufene Ecke vor dem kroatischen Ausgleich gewesen, sagte der 34-Jährige. "Wenn ich da raus gehe, muss ich den Ball haben", gestand er seinen Fehler ein.

Lehmann: "Keiner ist besser als ich"

"Ich dürfte relativ schnell wieder fit sein", betonte der ehrgeizige Kahn. Mehr schmerzen als der blockierte Wirbel wird die Seele, zumal sich die Nummer eins nach der Rückkehr in Deutschland einer neuen Attacke seines Nationalmannschafts-"Partners" Jens Lehmann ausgesetzt sah. "Meine Leistung ist konstanter", übermittelte Lehmann via "Kicker" seinem Kontrahenten Kahn und rechnete die Fehler auf. Er habe im zurückliegenden Jahr nur zwei gemacht: "Da kann ich jetzt nicht wirklich sagen, dass einer besser ist als ich", betonte der Schlussmann des FC Arsenal.

"Ich habe ein anderes Leben"

In Kroatien hatten sich beide direkt nichts zu sagen: "Ich wüsste nicht, was wir reden sollten. Ich habe keine 24-jährige Freundin, ich habe ein anderes Leben", bemerkte Lehmann, der damit Rudi Völler auf den Plan rief.

Rudi Völler reicht's

"Im Sport gehört es zwar dazu, dass man hin und wieder etwas kratzt und seine Ansprüche formuliert. Aber das mit einem gewissen Niveau", betonte der Teamchef, der in den nächsten 14 Tagen nach London reisen und ein Vier-Augen-Gespräch mit Lehmann führen will. "Das muss ausgeräumt werden, das ist Fakt", sagte Völler am Donnerstag der dpa. Übereilte Konsequenzen schloss er aber aus.

Völler hatte Lehmann zugesichert, eines der drei ersten Länderspiele des Jahres komplett zu bestreiten. "Normalerweise also jetzt eines der nächsten beiden. Aber wir werden das in Ruhe besprechen, ohne jede Emotionen", erklärte Völler. Im Duell mit dem Rivalen, das vier Monate vor der EM-Endrunde in Portugal zu eskalieren droht, gibt der "Titan" keinen Millimeter seines Platzes freiwillig ab, selbst wenn die Schmerzen groß sind, wie beim 2:1 in Split zu sehen war.

Völler verteidigt Kahns Leistung

Vor dem Fehlgriff hatten Orthopäde Josef Schmitt und Physiotherapeut Klaus Eder während des Spiels mitten im Strafraum versucht, Kahns Rücken-Blockade zu lösen. Rudi Völler schickte Lehmann zum Warmlaufen, doch Kahn habe "kein Zeichen gegeben". Die Beschwerden waren schon beim Training am Vortag aufgetreten. "Im Laufe des Spiels ist es immer schlechter geworden», berichtete der Torwart. "Es ist unheimlich schade für Olli Kahn, dass er durch die Flanke durchgelaufen ist. Bis dahin hat er ein tolles Spiel gemacht. Es wäre das Länderspiel gewesen, das er schon lange nicht mehr hatte, das er brauchte", sagte Völler.

Hitzfeld verurteilt "Lästerei" von Lehmann

"Kein Problem", vermeldete der Nationaltorhüter am frühen Donnerstag für die kommenden Aufgaben mit der DFB-Auswahl und dem FC Bayern. Er werde sich bei Bayern-Doktor Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt behandeln lassen und stehe für die Bundesliga-Partie gegen den Hamburger SV und für den Champions-League-Kracher gegen Real Madrid bereit. Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld wollte in den Konflikt der Nationaltorhüter zwar nicht eingreifen, unterstrich aber: "Ich würde es bei Bayern nicht dulden. Wenn der Ersatz-Torwart bei Bayern München über Oliver Kahn etwas lästern würde, würde ich einschreiten."

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Jens Mende und Oliver Hartmann, DPA

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