Trotz 2:1 gegen Bulgarien Italien hat fertig

Der 2:1-Siegestreffer gegen Bulgarien in der Schlussminute war wertlos: Italien ist bereits in der Vorrunde ausgeschieden, weil sich Schweden und Dänemark in einem tollen Spiel 2:2 trennten.

Italien und sein Trainer Giovanni Trapattoni haben fertig. Der dreimalige Fußball-Weltmeister ist trotz eines 2:1- Sieges gegen Bulgarien zum zweiten Mal nach 1996 bereits in der Vorrunde der Fußball-Europameisterschaft gescheitert, weil sich Dänemark und Schweden mit einem 2:2 im "Wikinger-Komplett" im Verein in das Viertelfinale schossen. Antonio Cassano hatte in der dritten Minute der Nachspielzeit zwar noch das Siegtor für die "Squadra Azzurra" erzielt, doch der Sieg war im dramatischen Fernduell der Gruppe C wertlos.

Vor 15 000 Zuschauern im "Dom Afonso Enriques" in Guimarães hatte der Wolfsburger Stürmer Martin Petrow mit seinem Tor per Foulelfmeter in der 45. Minute die Bulgaren gegen den Vize-Europameister von 2000 in Führung gebracht. Der Sturmlauf der Italiener in der zweiten Halbzeit miot dem Ausgleich durch Simone Perrotta (48.) und dem Last- Minute-Treffer con Cassano spielte keine Rolle mehr.

Entlassung von Trap nur noch Formsache

Nach der EM-Blamage müssen sich die "Azzurri" bei der Rückkehr in die Heimat auf Schimpf und Schande gefasst machen. Auf dem Posten des Nationaltrainers ist ein Wechsel fällig. Trapattoni, einer der erfolgreichsten Vereinstrainer der Welt, ist nach dem Achtelfinal-Aus bei der WM vor zwei Jahren und dem EM-K.o. als Auswahlcoach gescheitert. Designierter Nachfolger des "Maestro" ist Marcello Lippi, der seinen Vertrag bei Juventus Turin bereits aufgelöst hat.

Nervenschwache Italiener

Die Italiener gingen bei strömendem Regen arg gehandicapt und viel zu abwartend in die Zitterpartie. Neben den gelbgesperrten Fabio Cannavaro und Gennaro Gattuso musste Trapattoni erneut auf Francesco Totti verzichten, der das zweite Spiel seiner Spuck-Sperre absitzen musste. Schwerer noch wog der Ausfall von Inter-Stürmer Christian Vieri, der wegen Knieproblemen zunächst passen musste, für seinen enttäuschenden Ersatz Bernardo Corradi aber noch ins Spiel kam (53.), als die Italiener verzweifelt um zwei weitere Tore kämpften.

Umstrittener Foulelfmeter

In Rückstand geraten waren die in der ersten Halbzeit enttäuschenden "Azzurri", als Marco Materazzi im Strafraum Dimitar Berbatow von Bayer Leverkusen zu Boden rang und Petrow kurz vor der Pause eiskalt den fälligen Elfmeter verwandelte. Für die Bulgaren war es das erste Tor bei dieser EM-Endrunde.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit drehten Italiener noch einmal auf und belagerten minutenlang das bulgarische Tor. Der Ausgleich fiel, als Antonio Cassano den Ball an die Querlatte setzte und Perrotta im Nachsetzen zur Stelle war (48.). Trapattoni hatte Handys und Funkgeräte auf der Bank verboten, doch ein Mitarbeiter des italienischen Fernsehens hielt sich permanent in der Nähe der Trainerbank auf, um die Italiener über den Spielstand im Skandinavien-Derby auf dem Laufenden zu halten. Die Bulgaren, für die es um nichts mehr ging, stemmten sich verzweifelt gegen die Niederlage. Fünf Minuten vor Schluss hätte Berbatow per Freistoß sogar das 2:1 erzielen können, doch Torhüter Gianluigi Buffon parierte glänzend.

Bernhard Krieger, DPA DPA

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