Es gibt Entscheidungen, die bereut man sein ganzes Leben. Damals das rothaarige Mädchen im Schulbus nicht angesprochen zu haben. Auf die lebenslange St. Pauli-Dauerkarte zu verzichten – oder aber beim Champions-League-Rückspiel von Barcelona gegen Paris beim Stand von 3:1 ins Bett gegangen zu sein.
Mann, was hatte man mitgefiebert: Das frühe 1:0 von Suárez, das 2:0 vor der Pause. Der Elfmeter zum 3:0 in der 48. Minute. Barcelona war voll im Plan. Das Wunder von Camp Nou fest gebucht. Die Egalisierung der 4:0-Klatsche aus dem Hinspiel nur noch eine Frage der Zeit …
Und dann, pfffft, der Gegentreffer von Cavani zum 3:1. Die Luft war raus. Drei Tore in 30 Minuten – nee, das haut nicht mehr hin. Zumal auch Messi, Neymar, Suárez und Co. in den darauf folgenden Minuten den Faden zu verlieren schienen, die Pässe von Piqué im Nirgendwo landeten.
20 Minuten mehr Schlaf wichtiger als 20 Minuten Fußball
Kurzum: Es lief die 70. Minute und man traf die verheerende Entscheidung. Fernseher aus, Knabberkram wegräumen, ab ins Bett. Schließlich drohte morgen die Frühschicht, halb fünf raus aus den Federn. 20 Minuten mehr Schlaf waren wichtiger als 20 Minuten mehr Fußball.
Was für ein Dummheit! Schlaf ist nie wichtiger als Fußball! Diese bittere Lektion lernte man spätestens, als morgens um fünf der Nachrichtensprecher auf NDR 2 verkündete: "Ebenfalls im Viertelfinale der Champions League steht der FC Barcelona". Das war der Moment, wo man sich für seine memmenhafte Angst vor der Morgen-Müdigkeit einfach nur noch geschämt hat.
Wie doof kann man sein?
Wie doof kann man sein, beim wohl größten Fußballspiel der Welt zu früh abzuschalten? Was soll man den Kollegen sagen, die mit glänzenden Augen ins Büro reinkommen und genüsslich jedes einzelne Tor durchkaspern? Man ahnt schon, welcher Spruch auf dem T-Shirt zum Geburtstag steht: "Ich bin der Depp, der bei Barcelona immer zu früh ausschaltet".
Immerhin: Man war nicht allein, wie ein Blick auf Twitter zeigt. Jede Menge Leidensgenossen geißelten sich dort wegen ihrer eigenen Dummheit. Hier eine Auswahl:
Und weil's so schön war (außer für Herrn Draxler und all die bedauernswerten Fans von PSG) hier zum guten Schluss noch das Twitter-Highlight: das entscheidende Tor unterlegt mit der Musik aus "Titanic". Was für ein Untergang!