Uli Hoeneß zum 60. Der wahre Präsident

Mister Bayern München Uli Hoeneß hat Geburtstag. Wir gratulieren - und haben eine wirklich gute Idee.

Lieber Herr Hoeneß, man mag es kaum glauben, aber wenn Ihre Geburtsurkunde und die tausend Interviews mit Ihnen nicht täuschen, feiern Sie an diesem Donnerstag tatsächlich Ihren 60. Geburtstag. Erst Ihren 60., um genauer zu sein. Bevor Sie entrüstet über diese Unverschämtheit "zum Hörer" greifen, wie Sie noch sagen würden (zur Welt der Smartphones und iPads pflegen Sie eine eher daumeske Nähe), sei Ihnen versichert, dass sich die Verwunderung weder auf Ihr Aussehen, noch auf Ihren Geisteszustand (beides tadellos!) bezieht. Sondern darauf, wie viel Sie in diese 60 Saisons hineingepackt haben.

Europameister sind Sie mit 20 geworden, Weltmeister mit 22, dreimal Europapokalsieger der Landesmeister. Man vergisst ja, was für ein Sprinter Sie waren, wenn man heute ihre, mmmgghh, sagen wir einmal: imposante physische Erscheinung erlebt. Einen Flugzeugabsturz haben Sie als einziger überlebt, da waren Sie gerade 30. Sie haben sich mit Daum im Sportstudio duelliert, als der noch nicht ein Kokainsünder war (als den selbstverständlich Sie ihn später mithalfen zu enttarnen). Den FC Bayern bauten Sie zu einem Hochglanzunternehmen auf und ein neues Stadion noch dazu. Natürlich wurden Sie auch zum Manager des Jahres gewählt (die anderen Ehrungen sparen wir uns, aber weil Ihnen diese so viel bedeutet, soll sie nicht unerwähnt bleiben).

Sie hätten diesen FC Bayern nicht für Ihren sozialen Aufstieg gebraucht, es war immer Ihr Ehrgeiz, es auch ohne Steigbügelhalter bis nach oben zu schaffen. Eine florierende Wurstfabrik in Nürnberg gehört Ihnen, und an der Börse haben Sie auch mächtig Geld verdient, was nicht mehr viele Menschen in diesem Land von sich behaupten können. Geschäfte machen, das ist bis heute Ihr Elixier, zu siegen Ihre Droge.

Groß und mächtig wie ein Pate wachen Sie nun seit zwei Jahren als Präsident über Ihren Klub. Die nächste Führungsgeneration wollen Sie dort heranführen, das haben Sie sich zur Aufgabe gemacht (zumindest offiziell). Also bringen Sie mal eben Sammerschollkahnvanbommel als Nachfolger Ihrer Vorstände ins Gespräch und wissen doch, dass Sie all diese sogenannten Nachwuchskräfte um die 40 ohnehin locker im Amt (und auch sonst) überleben werden. Es hat schon seinen Grund, warum Sie sich beharrlich weigern, Ihr Testament zu machen.

Niemand kann Ihnen vorhalten, Sie trauten sich nicht ran an die großen Themen. Wer fordert denn eine Altersgrenze für den "weltfremden" Papst? Wer liest den Börsenspekulanten die Leviten ("Investmentbanking muss reduziert, vielleicht abgeschafft werden")? Richtig! Nur Sie! Längst sind Sie die bayerische Antwort auf diesen Weichspüler Habermas.

Es muss ein erfülltes Leben sein, das Sie noch immer führen. Zumindest nach den Maßstäben von uns Normalsterblichen. Aber - Vorsicht, jetzt wird’s metaphysisch - Sie sind kein Normalsterblicher.

Sie sind Uli Hoeneß.

Was kommt also noch, nun, da alle Ihre Kriege geführt und - natürlich - gewonnen wurden? Was wäre ein angemessener Abbinder für ein Leben wie das Ihre?

Ein wirklich staatstragendes Amt.

Aber welches kommt in Frage? Bayerischer Ministerpräsident? Schon jetzt lässt sich nicht zweifelsfrei ermitteln, wer neben wem steht, wenn Sie mit diesem Seehofer zusammentreffen.

Bundeskanzler? Die aktuelle Amtsinhaberin umgarnen Sie mit Komplimenten, die nicht auf eigene Ambitionen schließen lassen. "Sie wird der Superstar sein, sollte die Finanzkrise in ein, zwei Jahren gemeistert werden", haben Sie neulich erst gen Berlin gehaucht. Wir müssen Sie bitten (so viel Kritik muss sein), in Zukunft mit Ihrem Lob etwas achtsamer hauszuhalten, sonst dauert es nicht mehr lange, bis der Boulevard durchlädt: "Was läuft da zwischen dem Bayern-Präsidenten und Merkel?"

Was bleibt also noch?

Richtig: Sie machen den Wulff.

Wenn man Ihre Einlassungen zuletzt ("Herr Wulff achtet zu sehr darauf, gut auszusehen") richtig deutet, bereiten Sie die Verschmelzung zum ersten Bundesbayernpräsidenten ohnehin längst vor. Vorteile entstünden für uns alle. Teure Reisen, wie jene Wulffs ins ferne Katar, fielen in Zukunft nicht mehr dem Steuerzahler zur Last. Ihre Bayern bereisen Doha ohnehin zur Saisonpräparation im Januar, Synergieeffekte bieten sich da an. Sie wären endlich auch qua Amt das, was Sie schon jetzt sein wollen: der erste elder statesman im Staate. Das muss Ihnen gefallen.

In der Ihnen eigenen wunderbaren Metaphorik haben Sie kürzlich über die Zeit nach dem Trainer van Gaal beim FC Bayern gedichtet: "Das Gewässer fließt jetzt sauber und ruhig dahin, es gibt keinen Biber, der aufstaut."

Lieber Herr Hoeneß, ich wünsche Ihnen alles Gute zum 60. Vergessen Sie aber in den kommenden Tagen der Kuchenplatten und Empfänge nicht:

Deutschland wartet.

Die Biber sind unter uns!

Herzlichst,

Ihr Mathias Schneider

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