Markige Sprüche, große Gesten, schelmisches Grinsen - Peter Neururer war wieder einmal in seinem Element. Bereits zwei Tage vor dem Duell mit dem FC Bayern München im ausverkauften Ruhrstadion genoss der Coach des VfL Bochum das Rampenlicht. Beim Training ließ er sich eine bayerische Brotzeit mit Brezeln und Weißbier schmecken. Dazu verspeiste er vor laufenden Kameras drei Weißwürste und tönte: "Die stehen für unsere drei Punkte."
VfL auf UEFA-CUp-Kurs
Die Spitzenbegegnung des 20. Spieltags verhilft dem Fußball-Lehrer und seinem Überraschungsteam endlich in die Schlagzeilen. Trotz eines Mini-Etats von nur 23 Millionen Euro nimmt der Tabellenfünfte Kurs Richtung Europacup. Ein Sieg über den deutschen Rekordmeister könnte bei den bisher zurückhaltenden VfL-Fans neue Fußball-Euphorie wecken und Tabellenführer Werder Bremen zu einem Vorsprung von über sechs Punkten verhelfen. Ein UEFA-Cup wäre Neururer sogar sein Schnauzer wert.
Den Bayern eigenes Spiel aufdrängen
Obwohl Neururer in seiner langen Trainerkarriere noch nie gegen den deutschen Rekordmeister gewann, strotzt er vor Selbstvertrauen: "Wir haben alles, nur keine Angst. Wir sind durchaus im Stande, uns mit den Großen zu messen. Die Bayern haben gezeigt, dass sie verwundbar sind." Er wolle seine Taktik nicht am Gegner nicht ausrichten, sondern den Bayern "unser Spiel" aufschwingen.
Hitzfeld unbeeindruckt
Die offensive Art seines Kollegen ist Ottmar Hitzfeld fremd. Gleichwohl konnte sich der Bayern-Coach den verbalen Konter nicht verkneifen: "Peter Neururer verbreitet immer sehr viel Optimismus. Wir werden dagegenhalten und unsere Bilanz aufbessern." Immerhin hat der Tabellenzweite seit 1985 nicht mehr in Bochum verloren. Damit das so bleibt, initiierte Torhüter Oliver Kahn kurzerhand ein Mannschaftstreffen in einem italienischen Restaurant.
Vor den entscheidenden Wochen auf nationaler und internationaler Bühne macht eine derart ungewöhnliche Maßnahme Sinn: Schließlich kann sich der Titelverteidiger keinen weiteren Rückschlag erlauben.