Frings-Urteil Blatter räumt Fehler ein

Fifa-Präsident Josef Blatter hat sich für die zögerliche Ermittlungsarbeit im Fall Torsten Frings entschuldigt. Er sieht bei der Fifa Nachholbedarf bei der Auswertung von Fernsehbildern.

Fifa-Präsident Joseph Blatter hat Fehler im Fall des gesperrten deutschen Fußball-Nationalspielers Torsten Frings eingestanden. "Wir haben einen Nachholbedarf bei der Auswertung von Fernsehbildern, die in einem Disziplinarverfahren gebraucht werden", erklärte der Chef des Fußball-Weltverbandes FIFA am Dienstag in Berlin. "Dies haben wir aus der Angelegenheit gelernt. Ich nehme das auf meine Kappe und Schulter, dass das so lange gedauert hat."

Damit reagierte der Schweizer auf die Kritik, die FIFA hätte die TV-Bilder zu den Tumulten nach dem WM-Viertelfinalspiel Deutschland - Argentinien am Freitag nicht systematisch und schnell genug gesichtet. Frings wurde erst am Tag vor dem Halbfinale in Dortmund gegen Italien gesperrt. Nach dem FIFA-Disziplinarreglement kann bis spätestens 72 Stunden nach einem Verstoß in einer Partie noch eine Strafe verhängt werden. "Wenn es aber etwas so Wichtiges ist, das Einfluss auf das nächste Spiel hat, sollte der Entscheid mehr als einen Tag vorher gefällt sein", räumte Blatter ein. Und betonte: "Die Fifa hat aus dieser Angelegenheit gelernt."

Frings-Ausschluss - Nach den Regeln richtig

Zugleich betonte er jedoch, dass das Verfahren gegen Frings, der für ein Spiel gesperrt wurde und für ein weiteres auf Bewährung spielt, "grundsätzlich richtig nach den Regeln" abgewickelt worden sei. Kritik übte dagegen der Rechtsberater des Deutschen Fußball- Bundes (DFB), Christoph Schickhardt, am Spruch der Fifa-Kommission. "Das Urteil ist so ausgefallen, dass es die Überschrift trägt, er konnte nicht ganz ungeschoren davonkommen", sagte Schickhardt dem Nachrichtensender N24. Aus seiner Sicht hätte er ganz klar freigesprochen werden müssen, "weil auch eine Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters vorlag".

Selbstkritik übte Blatter zudem an seiner Schelte für Referee Walentin Iwanow (Russland), der im WM-Match Portugal - Niederlande mit vier Gelb-Roten Karten und acht weiteren Verwarnungen eine Rekordmarke setzte und damit eine Kontroverse auslöste. "Ich hatte gesagt, Iwanow verdient dafür die Gelbe Karte. Dafür entschuldige ich mich. Die Auswechselspieler auf der Bank hätten sie verdient", bekannte der FIFA-Chef.

Rekordflut an Gelben und Roten Karten

Überdenken will die FIFA angesichts der Rekordflut von 293 Gelben Karten und 27 Platzverweisen in den bisher 60 Begegnungen den Umgang mit Verwarnungen. "Es gibt Ligen, bei denen erst nach drei, vier oder fünf Gelben Karten eine Sperre ausgesprochen wird", sagte Blatter. "Bei der WM wäre es vielleicht sinnvoll, drei statt zwei Gelbe Karten als Maß zu nehmen." Auch die strikte Ahndung von Spielverzögerungen und ähnlichen kleineren Delikten mit Gelb hätte sich als überzogen herausgestellt. "Die Schiedsrichter sollten eine größere Skala der Entscheidung haben", äußerte Blatter.

Optimistisch ist der Schweizer, dass die Referees in absehbarer Zeit technische Hilfe beim Tor-Beweis per Mikrochip im Ball oder mit speziellen Kameras bekommen. "Ich denke, bis zur Club- Weltmeisterschaft oder dem Confederations Cup 2009 könnte es eingeführt sein. Wir sind nahe dran", berichtete Blatter.

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