Nichts hat die Fußballnation in den letzten 24 Stunden so bewegt wie die Frage: Spielt oder spielt er nicht? Der Torsten Frings; das langhaarige, eher mundfaule Laufwunder des deutschen Mittelfeldes; bekanntermaßen war er den "Gauchos" so richtig entgegengetreten bei den unappetitlichen Auslassungen nach dem Spiel. Das fanden aber einige garnicht so dufte. Um 17. 22 endlich wanderte per Eilmeldung dann die Entscheidung in alle Redaktionsstuben: Er darf nicht mitkicken im Halbfinale. Gesperrt. Gegen Italien. Dann, wenn es richtig um die Wurst geht. Er sei des Faustschlages gegen Julio Cruz überführt worden, hieß es. Von Fernsehbildern, die die bösen italienischen Medien der Fifa-Obrigkeit zugespielt haben, um das eigene Team vom bösen guten Frings zu befrei..... Hoppla, da bin ich doch wieder in die Verschwörungstheorie reingestolpert. Und die ist natürlich Quatsch.
Sicher: Das ganze Verfahren ist ein wenig merkwürdig gelaufen. Zumal die Fifa erst davon sprach, kein Spieler werde bestraft; doch dann plötzlich tauchten die Bilder von Frings auf und jetzt muss der Bremer am Dienstag auf der Bank Platz nehmen. Aber dass einige italienische Blätter sofort für eine Bestrafung plädierten - wer will es ihnen verdenken? Hand aufs Herz: Hätten deutsche Blätter im umgekehrten Fall, z.B. Totti hätte auf dem Weg in die Kabine einen gegnerischen Spieler bespuckt und stünde vor dem Spiel zur Disposition, anders, "moralisch besser" gehandelt? Doch wohl kaum. Nein, Frings hat nach dem Spiel auch mit Händen weitergekämpft, das war nach den Aktionen der Argentinier (die natürlich auch bestraft werden) emotional verständlich, aber eben nicht regelkonform. Deswegen geht die Sperre in Ordnung.
Aber Kopf hoch, Freunde des runden Leders, lasset den Zorn verrauchen - unsere deutsche Fußballherrlichkeit wird nicht untergehen. Davon doch nicht. Wir sind inzwischen so stark, dass uns so eine Sperre nicht umwerfen wird. Da gibt es ja noch einen Tim Borowski. Oder den Sebastian Kehl - der oder der wird sie auch packen, die Tottis und wie sie alle heißen. Und wenn unser Ersatz nichts reißt, keine Sorge: Im Tor steht ja noch Super-Jens. Dem hat der Köpcke sicher schon den passenden Spickzettel zurecht gekritzelt.
Freuen wir uns also auf das Spiel morgen in Dortmund. Dort, in diesem tollen Stadion, gewinnen wir sowieso immer. Und am Sonntag ist der Frings ja wieder dabei. Dann werden wir in Berlin gegen Frankreich Weltmeister. Das ist doch klar, oder.