Die Polizei in Köln hat im Umfeld der Fußball-WM-Spiele am Dienstag insgesamt 137 Hooligans in Gewahrsam genommen oder festgenommen. Polizeisprecher Georg Kraushaar sagte am Mittwoch, darunter seien 97 Deutsche, 26 Engländer und vier Schweden gewesen. Tausende englischer und schwedischer Fußballfans waren nach dem Unentschieden ihrer Mannschaften durch die Stadt gezogen, in der bereits zahllose Anhänger des deutschen Teams den Gruppensieg feierten.
Es kam zu einzelnen Ausschreitungen randalierender Fußballfans und kurzzeitigen Straßenschlachten. Die Polizei konnte die Situation offenbar jedoch schnell unter Kontrolle bringen. Die Beamten nahmen in einem Lokal in der Nähe des "Alter Markt" etwa 45 bis 50 Personen vorsorglich fest, nachdem sich diese geweigert hatten, das Gebiet freiwillig zu verlassen.
"Alter Markt" vollständig gesperrt
Die Polizei wollte damit nach Angaben von Sprecher Bernd Kalkum verhindern, dass die von szenekundigen Beamten als einschlägig bekannt identifizierten Rowdys mit englischen Fans aneinander geraten könnten. Nach diesem Zwischenfall wurde der im Zentrum der Fanzone gelegene "Alter Markt" für den Rest des Abends vollständig gesperrt. Die Lage habe sich rasch beruhigt, hieß es. Zu kleineren Zwischenfällen, bei denen auch Flaschen geworfen wurden, war es schon vor dem Spiel gekommen.
Der Kölner Polizeichef Klaus Steffenhagen berichtete Reuters TV von der Festnahme von rund 30 deutschen Hooligans. Betrunkene hätten mit Flaschen geworfen. Es sei eine schwierige Situation gewesen, die die Polizisten jedoch mit großer Professionalität gehandhabt hätten. Auf Fernsehbildern von Reuters TV waren Polizisten in voller Schutzmontur zu sehen, die einen englischen und einen deutschen Fan in Gewahrsam nahmen. Fangruppen bewarfen sich gegenseitig sowie die Polizei mit Flaschen. Einige Fans bluteten, andere ließen sich von Rettungskräften verbinden.
70.000 englische Fans
Insgesamt sollen sich am Dienstag 100.000 bis 200.000 Fußballfans in Köln aufgehalten haben, nach Schätzungen der Polizei darunter etwa 70.000 Engländer und 20.000 Schweden, die sich in ihrer großen Mehrzahl friedlich verhielten. Eigens für den Anlass hatte die Stadt Köln die Public-Viewing-Bereiche erheblich vergrößert. Zusätzlich zu den Großbildwänden auf drei Plätzen in der Innenstadt, die insgesamt etwa 16.000 Zuschauern Platz bieten, wurde auf der gegenüberliegenden Rheinseite direkt am Ufer eine weitere Großbildwand aufgestellt, vor der rund 35.000 überwiegend englische Fans die Übertragung des Spiels in ihrer Muttersprache verfolgen konnten.
Höchste Sicherheitsstufe
Höchste Sicherheitsstufe hat die Polizei für Mittwoch in Leipzig ausgerufen, wo der Iran auf Angola trifft. Das letzte WM-Spiel der Iraner soll wieder von Protesten gegen den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad und dessen antisemitische Äußerungen begleitet werden. Beim vierten Spiel in der einzigen ostdeutschen WM-Stadt werden 18.000 Fans aus beiden Ländern erwartet. Bis zu 2000 Polizisten werden im Einsatz sein. Weitgehend friedliche Proteste gegen den iranischen Staatschef hatte es zuvor auch in Nürnberg und Frankfurt gegeben.