WM-Begeisterung Hexenkessel Buenos Aires

Nach dem Sieg ihrer Mannschaft gegen Mexiko veranstalteten zehntausende Argentinier ein Freudenfest in Buenos Aires. Dem Viertelfinale gegen Deutschland sieht man mit gemischten Gefühlen entgegen.

120 lange Minuten hatte die Millionenmetropole Buenos Aires beim Spiel Argentinien-Mexiko am Samstag wie ausgestorben dagelegen. Dann kam im fernen Leipzig endlich der ersehnte Schlusspfiff zum 2:1-Sieg. Zehntausende Argentinier stürmten auf Straßen und Plätze, feierten ihre Mannschaft und den Einzug ins Viertelfinale. Autokorsos, Hupkonzerte, Feuerwerk, Tröten und Schlachtengesänge verwandelten das Zentrum von Buenos Aires trotz strömenden Regens in einen Hexenkessel. Auch in den meisten anderen größeren und kleineren Städten des riesigen Landes tanzten und jubelten Menschen bis spät in der Nacht auf den Straßen.

"Das war echt nervenaufreibend, wir hätten das zweite Tor ruhig ein bisschen früher schießen können", sagt Carlos, der sich mit seinem vierjährigen Sohn Tomàs am Obelisken in Buenos Aires einen Weg durch die jubelnden Massen bahnt. Gegen Deutschland könne die Mannschaft von Pekerman auch gewinnen, obwohl "die Deutschen schon verdammt gut spielen", sagt er mit leicht sorgenvoller Mine. Am meisten fürchten die Argentinier der Heimvorteil der Deutschen.

Auch Monika Baecker aus Kassel, die in Buenos Aires lebt, will am Freitag Argentinien anfeuern. "Wenn ich hier lebe, muss ich ja auch für Argentinien sein", sagt die junge Frau lachend. Valentin aus München und Cornelius aus Trier, zwei Gaststudenten, sehen das ganz anders. "Wir waren für Mexiko, weil es Deutschland dann leichter gehabt hätte", sagt Valentin, der sogar eine deutsche Flagge dabei hat. Sie hätten sich das Spiel in der deutschen Kneipe "Untertürkheim" angesehen: "Da waren acht Deutsche unter sich". Zum Spiel Deutschland-Argentinien wollen sie dann lieber ins Goethe- Institut.

Bei den Argentiniern aber machte der schwer errungene Sieg gegen Mexiko nur Appetit auf mehr. "Argentinien Weltmeister", mit weniger wollen sie die meisten nun nicht mehr zufrieden geben. "Klar werden wir gegen Deutschland gewinnen", ist sich Cecilia sicher. Sogar ihrem schwarzen Cockerspaniel Baltazar hat sie schon ein blau-weißes Nationaltrikot übergezogen.

Auch Javier sieht sein Land nun auf der Siegerstraße. Argentinien werde es mit Deutschland einfacher haben, als mit Mexiko. "Deutschland will gewinnen und spielt deshalb auf Angriff. Damit können wir besser umgegehen", meint er. Der Rest der Fußballweisheiten geht im ohrenbetäubenden Lärm der Hupen, Knallfrösche und Jubelrufe unter.

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Jan-Uwe Ronneburger/DPA

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