Gruppe G der Fußball-WM 2010 "Nordkoreaner sind die Brasilianer Asiens"

Wohl kaum ein Europäer kennt sich besser mit dem nordkoreanischen Fußball aus als Karl Messerli. Der Textilunternehmer aus der Schweiz, der selbst Fußballprofi war, hält die Transferrechte sämtlicher Nationalspieler für Westeuropa. Er räumt dem Team Chancen aufs Achtelfinale ein.

Herr Messerli, wie gut sind die Nordkoreaner?
Sie sind besser als viele denken. Vor allem technisch und athletisch sind sie hervorragend ausgebildet, taktisch sowieso. Ich halte sie für die Brasilianer Asiens.

Hierzulande kennt man die Spieler praktisch gar nicht.
Das ist kein Zufall. Umso größer wird der Überraschungseffekt bei der WM sein, auch wenn sie in der schwierigsten Gruppe sind. Trotzdem halte ich es für möglich, dass sie ins Achtelfinale kommen.

Könnten nordkoreanische Spieler in der Bundesliga mithalten?
Nicht alle. Aber vier oder fünf von ihnen könnten ohne Probleme in Europa spielen. Ich hoffe, dass die WM der Durchbruch für sie sein wird. Entscheidend ist, dass die großen Klubs aufmerksam werden.

Dann würden Sie kräftig mitverdienen. Wie kommt man als Schweizer zu den Transferrechten aller Nationalspieler für Wechsel nach Westeuropa?
Ich bin seit 15 Jahren regelmäßig geschäftlich in Nordkorea. Als ich mich mit dem Fußball dort auseinandergesetzt habe, erkannte ich ein riesiges Potenzial. Irgendwann kam dann das Sportministerium auf mich zu und fragte, ob ich mich um die Transfers nach Westeuropa kümmern könnte.

Warum hat bis jetzt noch kein Spieler den Sprung geschafft?
Der Teamgeist steht immer an erster Stelle. Diese Homogenität ist zugleich das große Problem. Die Spieler bleiben unter sich. Es ist wie ein geschlossenes System. Wenn ich nur gegen meinen Bruder spiele, kann ich mich nicht verbessern.

Zuletzt spottete die Fachwelt, weil Nordkorea anstatt eines dritten Torwarts einen Stürmer nominiert hatte. Die Täuschung flog auf, die Fifa intervenierte.
Das wurde natürlich von den Medien hochgespielt. Nordkorea hat bloß zwei gute Torhüter. Da liegt es nah, dass sie lieber einen Feldspieler mehr mitnehmen wollen. Im Übrigen halte ich die Fifa-Regel, dass jedes Team drei Keeper haben muss, für ziemlichen Unfug.

Mit freundlicher Genehmigung von Welt Online.

Die Nationalmannschaft Nordkoreas

Stephane de Sakutin/AFP ... tritt zum zweiten Mal bei einer Fußball-WM an. 1966 gelang ein Überraschungssieg gegen Italien. In der K.o.-Runde verlor das Team nach einer 3:0-Führung gegen Portugal 3:5.

Simon Pausch

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