WM 2010 - Nigeria 1000 Morddrohungen nach Roter Karte

Morddrohungen und schlaflose Nächte: Nigerias WM-Spieler Sani Kaita erlebt nach der Roten Karte gegen Griechenland einen Alptraum. Trotz des Falles von Andres Escobar hat er keine Angst, versichert Kaita. Nigerias Fußball-Verband hat Fifa und die Regierung eingeschaltet.

Es war nur ein Fußballspiel und nur eine Rote Karte - doch Sani Kaita wird seit seinem Platzverweis nicht nur übel beschimpft, sondern muss um sein Leben fürchten. "Ja, ich habe Morddrohungen erhalten", bestätigte Kaita. Inzwischen sind es sogar mehr als 1000 Morddrohungen, erklärte am Sonntag der Pressesprecher des nigerianischen Verbandes: "Daher nehmen wir es nicht leicht". Die Nigeria Football Federation hat den Fußball-Weltverband und die eigene Regierung unterrichtet.

"Dass Menschen sein Leben bedrohen, ist erschreckend und enttäuschend", kommentierte der Sprecher. "Wir haben mit dem nigerianischen Sportminister gesprochen, um ihn über die Lage zu informieren. Und wir haben auch der Fifa geschrieben, um sie zu unterrichten.

Etnschuldigung für eigenen Blackout

Über Kaita sagte er: "Er ist schockiert, aber bekommt von den Mitspielern und den Verbandsfunktionären Unterstützung." Der Spieler selbst erklärte, dass er sich keine Sorgen mache: "Ich bin Moslem, und nur Gott entscheidet über Leben und Tod."

Bei seinem Land hat sich Sani Kaita bereits für seine Dummheit mehrfach entschuldigt. Doch das scheint nicht jedem zu reichen. Beschimpfungen wie "Idiot" oder "Geh' zurück, Kühe hüten" gehören noch zu den harmloseren Beschimpfungen im Internet. Die Morddrohungen landeten zunächst im weltweiten Netz auf den Seiten nigerianischer Zeitungen - und schließlich beim 24-Jährigen selbst.

Kaita wird beschimpft und bedroht, weil er im Spiel gegen Griechenland bei einer 1:0-Führung von Nigeria in der 33. Minute wegen einer versuchten Tätlichkeit vom Platz gestellt worden war. Anschließend kippte die Partie und Nigeria verlor noch 1:2. "Ich kann mich bei allen Nigerianern nicht genug entschuldigen für meinen teuren Fehler", kommentierte der Spieler seinen Blackout.

"Alles liegt in Gottes Welt"

Trotz der Drohungen habe er aber keine Angst, versicherte Kaita. Er schöpft Kraft aus seinem Glauben. "Alles auf dieser Welt ist in Gottes Hand, ob es dein Leben ist oder etwas anderes. Solange Gott es will, hat keiner die Macht mich zu töten", sagte Kaita: "Nur Gott weiß, was morgen passiert. Er hält unser Schicksal in seinen Händen. Das ist das, was meine Religion mich lehrt."

Kaita schreckt offenbar auch nicht, dass es bereits einen Mord nach einem WM-Spiel gab. Andres Escobar war elf Tage nach seinem Eigentor, das zu Kolumbiens Aus bei der WM 1994 geführt hatte, in Medellin ermordet worden. "Ich will meinen Fall nicht mit dem von Escobar vergleichen, weil jeder auf dieser Erde sein eigenes Schicksal hat", sagte Kaita.

Schon vor den Morddrohungen war die Zeit unmittelbar nach der Roten Karte am Donnerstag für Kaita ein Alptraum. "Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und habe darüber nachgedacht, was mein Handeln mein Land gekostet hat", sagte der Spieler vom russischen Verein Alania Wladikawkas. "Aber ich hoffe, dass wir durch Gottes Gnade unser nächstes Spiel gewinnen. Und danach verspreche ich alles dafür zu tun, dass wir sehr weit kommen." Zumindest seine Mannschaftskollegen scheinen ihm die dumme Attacke im zweiten Gruppenspiel verziehen zu haben. "Sie haben meine Entschuldigung akzeptiert", berichtete Kaita: "Sie sind jetzt dazu verdammt, das nächste Spiel für mich zu gewinnen, damit wir in die nächste Runde kommen."

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