WM 2010: DFB-Team Never change a winning Löw

Von Klaus Bellstedt, Centurion
Bleibt er oder schmeißt er hin? Jogi Löw muss nach diesem überragenden Turnier in Südafrika einfach Bundestrainer bleiben.

Joachim Löw hat einen grippalen Infekt. Am Freitag verpasste der Bundestrainer zum ersten Mal nach neun langen Wochen aus gesundheitlichen Gründen sogar das Training der Mannschaft, seiner Mannschaft. Löw muss es wirklich schlecht gehen. Er hasst es, nicht bei seinen Spielern zu sein. Löw hat seine Laster. Er raucht. Nach der WM will er damit wieder aufhören, aber hier in Südafrika ist die Drucksituation besonders hoch. Er kann auch nicht auf seine täglichen Espressi verzichten. Seine größte Sucht ist aber die nach der täglichen Arbeit mit dem Team.

Wenn es nach Löw ginge, dann hätte der Tag 48 Stunden. Immer wieder entwickelt er neue Ideen, will diese dann möglichst schnell auf dem Platz umgesetzt sehen. Und dann: wiederholen, wiederholen, wiederholen. Das Streben nach Perfektion ist kein Laster. Es ist die prägnanteste Charaktereigenschaft dieses Trainers, der laut einer Umfrage für 92 Prozent der Deutschen einer der Gewinner dieser WM ist - weil er seiner Mannschaft diese wunderbare Mixtur aus Kreativität und Ordnung eingeimpft hat.

Leichtigkeit, Kreativität und Show

"Es ist ein sehr enges Verhältnis und geprägt von großen Vertrauen und Respekt. Ich arbeite gern mit dieser Mannschaft zusammen", sagt Löw. Die Spieler seien lernwillig, jeder könne sehen, wie das Team sich immer mehr verbessert: "Ich freue mich über die Spieler, die sehr viel Qualität haben und Charakter. Uns verbindet natürlich etwas." Mesut Özil bestätige in diesen WM-Tagen gegenüber stern.de: "Er ist ein hervorragender Trainer. Er kennt die Spieler, hat sie ausgewählt und bereitet uns hervorragend vor. Es macht Spaß mit ihm." Auch DFB-Boss Theo Zwanziger hat die Zeichen der Zeit erkannt und die enge Beziehung von Trainer und Spielern als "unser vielleicht stärksten Argument für eine Vertragsverlängerung" bezeichnet.

Zwanziger hat nun zum x-ten Mal bei dieser WM über seine Haus- und Hofpostille "Bild" seinen Willen bekräftigt, alles in seiner Macht stehende zu tun, Löw zum Bleiben zu bewegen. Ein unterschriftsreifer Zweijahresvertrag liegt angeblich bereit. Löw muss jetzt nur noch zum Füllfederhalter greifen und abzeichnen. Und wenn nicht? Was passiert, wenn er nach der WM und ein bisschen Bedenkzeit doch hinwerfen sollte - so wie es viele Experten von Günter Netzer bis Oliver Kahn schon vor Beginn des Turniers in Südafrika vermutet hatten? Ein Rücktritt von Joachim Löw wäre für den deutschen Fußball ein gewaltiger Rückschritt., Weil man nicht weiß, wer kommt, was dann wird. Denn Löw war und ist eines: verlässlich. Auf die sympathische Tour.

Leichtigkeit, Kreativität, Show - seit Löw steht der deutsche Fußball dafür. Dieser Sinneswandel in den Augen der Welt zählt mehr als ein verlorenes Halbfinale. Dazu wirkt Löw immer authentisch, nie aufgesetzt, man kann mit ihm mitlachen, nicht gequält über ihn. Der 50-Jährige wirkt stets souverän, immer bei sich, er verliert nie die Fassung - weder im Triumph noch in der Niederlage. Und er ist konsequent in seinen Entscheidungen. Kuranyi und Frings, dieses Duo musste auf die WM mangels Disziplin oder Leistungsvermögen verzichten. Da ließ sich Löw von keinen Experten, keinem Medium reinreden. Auch Mut zeichnet seine Linie aus. Den Mut, zu sich zu stehen. Es gibt nur eine Lösung - Joachim Löw muss Trainer der Nationalmannschaft bleiben.

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