Während der 90 Minuten dauernden Viertelfinal-Partie zwischen Brasilien und Kolumbien hatten sich die Spieler auf dem Rasen nichts geschenkt. Hatten sich bekämpft, beharkt und waren auch vor an Brutalität grenzender Härte nicht zurückgeschreckt.
Doch als der Schiedsrichter die Partie abpfiff, war das alles vergessen. Es gab jubelnde Sieger, traurige Verlierer - und eine ganz, ganz große Geste. Brasiliens Verteidiger David Luiz, mit seinem Freistoß-Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 einer der Garanten des Sieges seiner Mannschaft, vergaß auch in der Stunde des Triumphes seine Gegner nicht. Der Kolumbianer James Rodríguez war kurz nach dem Abpfiff in Tränen ausgebrochen. Denn für ihn war mit der 1:2-Niederlage das Turnier seines Lebens beendet. Insgesamt sechs Treffer hatte der Offensivspieler erzielt, war zum Star der WM aufgestiegen. Doch nun war Schluss.
Luiz erkannte die Erhabenheit dieses Momentes. Anstatt mit seinem Mannschaftskameraden zu jubeln, tröstete er den traurigen Verlierer. Auch Kollege Dani Alves eilte hinzu und zollte dem Kolumbianer Respekt. Eine Geste, die den beiden gar nicht hoch genug anzurechnen ist. Immerhin war ihr eigener Mitspieler, Superstar Neymar, wenige Minuten zuvor durch den Tritt eines Kolumbianers brutal aus dem Spiel katapultiert worden.
James' Elfmetertor konnte die Niederlage im Viertelfinale nicht verhindern. "Das Ergebnis schließt einen der stärksten Spieler von der WM aus", sagte sein Trainer José Pékerman später. Das sah auch David Luiz so. Immerwieder zeigte er mit dem Finger auf den Kolumbianer, als wolle er sagen: Seht her, das ist der Star dieser WM.
Auch wenn James Rodríguez das Turnier nun verlassen muss - wir werden von ihm noch viel hören. Denn er ist erst 22, seine Karriere liegt noch vor ihm. Wenn alles gut läuft, kann er noch zwei Weltmeisterschaften spielen. An Selbstvertrauen mangelt es ihm jedoch nicht. Über seinen Gefühlsausbruch sagte James: "Diese Tränen sind die Tränen eines Helden. Auch Männer weinen."
Der wahre Held dieses Abends aber, das war David Luiz.