Namensvetter Bei Hausmeister Joachim Löw klingelt oft nachts das Telefon

Von Dirk Winkelmann
Joachim Löw
Joachim Löw, 52, heißt so wie der Bundestrainer - und wird während Europa- und Weltmeisterschaften häufig von Fans angerufen.
© Elmar Seufert
Alle zwei Jahre erlebt Hausmeister Joachim Löw aus Bad Neustadt die Nebenwirkungen, die sein prominenter Name mit sich bringt: Statt bejubelt wird er von Fans belästigt, die ihn für den Bundestrainer halten.

Joachim Löw, interessieren Sie sich für Fußball?
Ich bin mit sechs Jahren dem VfL Bad Neustadt beigetreten und war, mit Ausnahme eines kurzen Wechsels zum FSV Hohenroth, von 1971 bis 2013 als Spieler und Spielertrainer in der Bezirksoberliga aktiv. Ende der Achtzigerjahre habe ich in einer Rhönauswahl einmal gegen Fenerbahce Istanbul mit Toni Schumacher im Tor spielen dürfen. Ich interessiere mich für Fußball, seit ich denken kann.

Wann wurden Sie zum ersten Mal mit Ihrem prominenten Namensvetter verwechselt?
Der erste Anruf, in dem man mich für Jogi Löw hielt, war ja noch ganz witzig. Im Sommer 1998, nachdem Löw als Trainer des VfB Stuttgart entlassen worden war, rief ein US-amerikanischer Fußballverein an, um mir einen Trainerjob in den Vereinigten Staaten anzubieten. Leider hatte meine Frau den Anruf entgegengenommen, sodass ich nicht sagen kann, wohin es mich bei einer Zusage gezogen hätte. Fußballtrainer war ich ja immerhin.

Aber witzig blieb es vermutlich nicht immer. Zu welchem Zeitpunkt wünschten Sie sich einen anderen Vornamen?
Als Herr Löw nach der WM 2006 die Nationalmannschaft übernahm, wurde es richtig heftig. Selbst wenn ich mich nicht für Fußball interessieren würde, wüsste ich immer, wann eine Welt- oder Europameisterschaft ansteht. Denn bereits mit der Kadernominierung geht es los und mein Telefon steht nicht mehr still. Fans rufen an, beschimpfen und beleidigen mich, weil ich ihren Lieblingsspieler nicht berücksichtigt habe. Wenn es während einer WM, so wie augenblicklich in Russland, nicht rund läuft, wollen mir die Anrufer Tipps zur Taktik und Aufstellung geben – und sowieso habe ich natürlich immer die falschen Spieler mitgenommen. Meist ist es dann erledigt, wenn ich auflege. 

Aber es gibt auch die Hartnäckigen. Vor der WM in Südafrika rief tagelang ein Fan von Borussia Dortmund an, um mir die Vorzüge von Roman Weidenfeller als Torwart zu erklären. Und zwar nachts um zwei Uhr! Ich habe ihm mehrfach gesagt, dass ich nicht der Joachim Löw bin, doch das interessierte den gar nicht. Zum Glück verstehe ich den Großteil der Anrufer nicht, weil sie sich in der Regel ordentlich Mut angetrunken haben und lallen. Bei unterdrückten Rufnummern gehe ich mittlerweile schon gar nicht mehr ans Telefon.

Gibt es auch amüsante Kontakte?
Da erinnere ich mich an eine Frau, die ebenfalls mitten in der Nacht anrief. Sie hatte Jogi Löw wohl alleine in einer Hotellobby sitzen sehen und fragte mich: "Herr Löw, wir sind die zwei Blondinen, die vorne an der Hotelbar stehen. Dürfen wir uns zu ihnen setzen?" Ich habe ihr dann gesagt, dass sie gerne zum mir rüberkommen können und dachte mir: Soll sich doch Jogi Löw mit denen rumschlagen.

An welche Verwechselung denken Sie am liebsten?
Wir haben hier in Bad Neustadt das Rhön-Klinikum, in dem Franz Beckenbauer 2016 am Herzen operiert wurde. Ein gutes Jahr nach ihm bin ich wegen einer Nervenmessung an der Wirbelsäule dort gewesen. Weil also schon einmal ein Bundestrainer bei ihnen Patient gewesen war, dachten sie wohl, dass jetzt mit Joachim Löw der nächste kommt. Als ich die Klinik betrat, standen die Krankenschwestern schon Spalier, und als sie in mir den falschen Joachim Löw erkannten, sind sie enttäuscht abgezogen. Auch der behandelnde Arzt war sichtlich irritiert, als der Hausmeister Löw vor ihm stand.

Was war am vergangenen Samstag bei Ihnen los, als Deutschland knapp mit 2:1 gegen Schweden gewann? Gab es wenigstens einmal Glückwünsche am Telefon?
Der Mensch ist ja so gestrickt, dass er Gutes als selbstverständlich hinnimmt und nur bei Negativerlebnissen aktiv wird. Während des Spiels klingelte das Telefon permanent, weil die Fans vermutlich einen dicken Hals hatten. Nach dem Sieg rief niemand mehr an.

Warum haben Sie nicht schon längst eine Geheimnummer?
Als Hausmeister einer Berufsschule muss ich rund um die Uhr erreichbar sein, falls es Probleme am oder im Gebäude gibt. Zu meinem Job gehört leider auch, dass die Menschen meine Rufnummer über die Auskunft erfragen können.

Wenn Sie die Handynummer von Jogi Löw bekämen … 
… würde ich ihn garantiert nicht anrufen und ihm auf den Sack gehen.

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