Kritik an WM-Vergabe St. Pauli-Chef Göttlich: "Menschenrechtsstandards müssen verpflichtend sein"

Oke Göttlich hat die Vergabe der WM 2022 kritisiert
Scharfe Kritik an der Vergabe der WM 2022: St. Pauli-Chef Oke Göttlich
© Michael Schwartz / DPA
Der Präsident des FC St. Pauli, Oke Göttlich, hat die Vergabe der WM 2022 nach Katar als "Systemfehler" bezeichnet, aus dem man die richtigen Schlüsse ziehen müsse. Einen kurzfristigen Boykott halte er aber nicht für sinnvoll.

Präsident Oke Göttlich vom Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli sieht in der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar einen Systemfehler bei der Vergabe, aus dem man nun aber die richtigen Schlüsse ziehen müsse. "Ich finde, die WM ist ein Brennglas auf eine Region", sagte Göttlich.

Der seit 2014 amtierende Vereinschef des Hamburger Stadtteilclubs betonte trotz des "von geopolitischen Interessen geleiteten Vergabefehlers": "Wir glauben nicht, dass ein kurzfristiger Boykott langfristig hilft. Künftig müssten Menschenrechtsstandards bei der Vergabe internationaler Großveranstaltungen grundsätzlich verpflichtend sein."

Nicht nur Kritik an WM 2022 – Göttlich: "An Haltungsthemen auf allen Ebenen arbeiten"

Manche Diskussionen und Schlussfolgerungen, die geäußert werden, nennt er bigott. "Bemerkenswert ist: Es hat niemand angefragt oder die großen Protestbanner gespannt, als Katar bei deutschen Konzernen oder Banken eingestiegen ist", sagte Göttlich und forderte: "Wir müssen an unseren Haltungsthemen auf allen Ebenen arbeiten." 

Die Boykott-Katar-Transparente seien "auch eine Demonstration der Fans, dass sie mit dem, was im Profifußball von der FIFA und UEFA bis zur DFL und dem DFB passiert, nicht einverstanden sind", sagte Göttlich. "Das ist eine riesige Gefahr für die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Profifußballs. Ich verstehe nicht, warum diese Gefahr von vielen Funktionären nicht erkannt wird."

Wenn auch die auf den Weg gebrachten Veränderungen in Katar nicht reichten, so Göttlich, "müssen wir trotzdem mit ihnen sprechen, dass es weitergeht". Er mahnte: "Es ist nicht einfach so: Jetzt gucken wir Katar nicht. Dann übersehen wir gegebenenfalls auch Sachen, die mit Menschenrechten nicht vereinbar sind und zukünftig bei Vergaben vorher geprüft gehören. Denn die letzten sportlichen Großevents haben alle nicht zu stabileren politischen Verhältnissen geführt."

DPA
pgo

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