"Pay TV gibt's dann nicht mehr, das ist klar", sagt Stefan Fischer vom Hotel "Dolce" in Bad Nauheim, in dem die Mannschaft aus Saudi-Arabien absteigen wird. Stattdessen will er eine zusätzliche Satellitenschüssel installieren lassen, damit die Fußballer möglichst viele arabische Kanäle schauen können. Sender dagegen, die zu viel nackte Haut zeigen, fliegen vorläufig raus. "Wenn die da zufällig reinzappen, ist die Hölle los", befürchtet Fischer. Aus den Zimmern werden neben dem Inhalt der Minibars auch die Bibeln verschwinden. "Das Neue Testament kommt raus, aber nicht der Koran rein. Da sind tausend Faktoren zu beachten, wie er korrekt wo zu liegen hat", sagt Fischer. Im Zweifel könne das Hotel aushelfen. Er gehe aber davon aus, dass die Gäste ihren Koran selbst mitbringen würden.
Islamische Gemeinde hilft bei Gebetsraum
Bei der islamischen Gemeinde in Bad Nauheim hat sich das Hotel "Dolce" bereits Unterstützung besorgt, um einen Gebetsraum einzurichten. Mit Karte und Kompass soll die Gebetsrichtung nach Mekka ausgemessen und an der Wand angezeichnet werden. Für das leibliche Wohl der saudischen Sportler wird der Mannschaftskoch sorgen, der in den Kurort in der Nähe von Frankfurt mitreist. Die letzten Absprachen zum Essen seien zwar noch nicht getroffen, das Hotel sei aber auf alles eingestellt, sagt Fischer. Wer im Zweifel Baklava oder Fleisch von geschächteten Tieren liefern könne, sei längst geklärt.
Servieren werden die Speisen vor allem Männer, auch wenn dies von dem arabischen Team nicht zur Auflage gemacht worden sei. "Wir versuchen, möglichst männliches Personal einzusetzen", sagt Fischer. Abgesehen davon sei den Fußballern die europäische Kultur nicht fremd: "Man darf nicht vergessen: Das sind Sportler, die durchaus europäisch angehaucht sind". Dennoch sollen in den kommenden Wochen alle Mitarbeiter von einem Trainer in der Kultur Saudi-Arabiens geschult werden - um Fettnäpfchen zu vermeiden. Das Hotel hatte explizit um die Fußballer aus dem Wüstenstaat geworben. "Wir wollen unseren Gästen ein Gefühl von Zuhause vermitteln", betont Fischer. Gerade bei einem mehrwöchigen Aufenthalt helfe das, einen Hotelkoller zu vermeiden.
Heimatgefühle für Iraner am Bodensee
In Schnetzenhausen am Bodensee ist der Koch des Ringhotels "Krone" schon seit einiger Zeit dabei, sich im Internet und bei Gesprächen mit Exil-Iranern in die persische Kochkultur einzulesen. "Kein Schweinefleisch, aber vielleicht einen Zwiebelrostbraten mit Kässpätzle", sinniert der Junior-Chef des Hauses, Guido Ruess, über die Essensplanung für das iranische Nationalteam, das im Juni bei ihm unterkommt. Die Iraner seien vergangenes Jahr drei Wochen lang zum Trainingslager gekommen und hätten das deutsche Essen gemocht. Diesmal wolle der Koch den Fußballern auch Heimatgefühle vermitteln.
Sonderwünsche wegen ihrer Religion hätten die Spieler kaum, der Sport stehe im Vordergrund. "Die Minibars werden ausgeräumt, das ist klar", sagt Ruess. Bibeln lägen im Hotel ohnehin nicht aus, Kreuze hingen nicht an den Wänden. Etliche iranische Nationalspieler kickten in Deutschland, so dass sie die Religion nicht so strikt auslegten wie Sportler, die nie ins Ausland kämen. So müsse das Fleisch, das während der WM auf den Tisch komme, nicht von geschächteten Tieren stammen. Allerdings achte das Hotel darauf, dass im Saal für die Pressekonferenzen kein weibliches Personal unterwegs sei, sagt Ruess. Nicht wegen der Mannschaft, sondern wegen der Fernsehteams aus streng islamischen Staaten, die keine Bilder von unbedeckten Frauen zeigen dürften.