WM-RELEGATION Erleichterung bei der Nationalmannschaft

Nach dem 1:1 im ersten WM-Relegationsspiel gegen die Ukraine können Rudi Völler und seine Mannen schon wieder positiver in die Zukunft blicken. Im Rückspiel reicht schon ein 0:0.

Nur für einen Augenblick griff die erste Erleichterung um sich, doch schon auf dem Weg zur endgültigen Entscheidung in Dortmund schürte Rudi Völler die Spannung neu. »Das Ergebnis ist im Moment vielleicht positiv. Aber es bleibt nur positiv, wenn wir so weitermachen wie in Kiew«, warnte der Teamchef nach dem 1:1 der deutschen Nationalelf im ersten WM- Ausscheidungsspiel gegen die Ukraine. »Das Hinspiel ist nur Geplänkel im Gegensatz zu dem, was uns am Mittwoch erwartet. Von der nervlichen Situation wird es noch schwieriger«, sagte Kapitän Oliver Kahn einen noch spannenderen Kampf als vor 80.000 Fans in Kiew voraus.

In Dortmund nochmal »dazwischen hauen«

»Ich möchte der Mannschaft gratulieren. Knüpft an den Punkt an, den ihr gesetzt habt«, forderte DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder auf dem nächtlichen Rückflug nach Deutschland und machte somit in 10.000 Meter über dem Erdboden klar, dass ein Absturz am Mittwoch im Dortmunder Westfalenstadion nun noch dramatischer wäre. »Wir müssen nochmal wie in Kiew dazwischen hauen. Wenn wir es jetzt zu Hause nicht entscheiden, sind wir selbst schuld«, betonte Michael Ballack. Der Leverkusener wirkte in Kiew nicht nur gereift, er sicherte nach der ukrainischen Führung durch Gennadi Subow (18.) mit seinem bereits vierten WM-Qualifikationstor (31.) auch den hoffnungsvollen, aber zugleich auch gefährlichen »Halbzeitstand«.

Remis ist nur ein kleiner Vorteil

Denn mit dem Remis gegen die nur in den ersten 15 Minuten überzeugenden Ukrainer ist für das DFB-Team angesichts der noch immer schwankenden Leistungen keinesfalls die halbe Miete eingefahren. Auch im Kiewer Nationalstadion produzierten die deutschen Spieler eine Fehlerquote, die von einem besseren Gegner mehr als nur mit einem Gegentor bestraft worden wäre. »Tatbestand ist, dass wir mit einem 0:0 im Rückspiel zur WM fahren. Das klingt zwar beruhigend, ist aber keine Garantie«, schloss sich Franz Beckenbauer ebenso den Mahnungen an wie Völler selbst: »Wir müssen mit gleicher Einstellung und gleichem Engagement heran gehen. Das 1:1 ist nur ein kleiner Vorteil.«

Als positiv können die 13 eingesetzten Spieler auf jeden Fall für sich verbuchen, dass sie dem enormen Druck - erst recht nach dem Rückstand - mit Einsatz, Laufbereitschaft und unbändigem Kampf getrotzt haben. Dazu entpuppte sich der Leverkusener Bernd Schneider nach zwei Jahren Nationalmannschafts-Pause neben Kahn als effektivster Mann. »Ganz klar, ich bin mit ihm hochzufrieden. Er hat da angeknüpft, wo er in Leverkusen aufgehört hatte«, lobte Völler den 27-jährigen Mittelfeldspieler.

Überragender Bernd Schneider

Schneider sicherte sich mit einem couragierten Auftritt in Kiew seinen in der Rückspiel-Elf, in der insgesamt neun Position unverändert bleiben werden. Nur im Angriff wird Völler reagieren: Für Alexander Zickler und Gerald Asamoah gelten für Dortmund Carsten Jancker nach seinem Kurz-Comeback und der in der Ukraine gesperrt Oliver Neuville als erste Wahl. Dagegen ist eine Rückkehr von Ulf Kirsten endgültig vom Tisch. »Ich bin mit Ulf so verblieben, dass wir erst das Hinspiel abwarten sowie die körperliche Verfassung der Spieler in den nächsten Tagen und danach eine Entscheidung treffen«, erklärte Völler.

Mannschaft hielt dem Druck stand

Der 41-jährige Teamchef, der sich nach Aufforderung von Bayer-Manager Reiner Calmund auch nach einer erfolgreichen WM-Qualifikation noch in diesem Jahr über seine Zukunft klar werden muss, will in den Tagen bis zum Rückspiel vor allem die Spannung hoch halten. »Die Gefahr, am Druck zu zerbrechen, wäre übertrieben. Aber sie haben den Druck gespürt«, machte Völler deutlich, dass die Spieler diese Anspannung weiter brauchen.

Körperliche Pflege, mentale Regeneration und die richtigen Maßnahmen zur Senkung der Fehlerquote stehen in Dortmund-Barop, wo Völler seinem Team den letzten Feinschliff gibt, im Mittelpunkt aller Bemühungen. Während in Kiew lediglich 400 Fans und die komplett angereisten Bundesliga-Manager nur symbolische Rückendeckung geben konnten, sollen im Westfalenstadion 52.000 Landsleute die 15. WM- Teilnahme lautstark mit sichern. »Ich gehe davon aus, dass das ganze Stadion wie eine Mauer hinter uns stehen wird, egal, was wir spielen. Es geht nicht um Schönspielerei, es geht darum, ein Ziel zu erreichen, die Weltmeisterschaft.«

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