Champions League Wundertüte BVB und ein "Fußball-Gott": So überstand Dortmund die Hammergruppe

"Fußball-Gott": Mats Hummels zeigte sich im Giuseppe-Meazza-Stadion von seiner besten Seite
"Erwachsener geworden": Mats Hummels zeigte sich im Giuseppe-Meazza-Stadion von seiner besten Seite
© Marco Luzzani / Getty Images
Borussia Dortmund hat die schwerste Vorrundengruppe der Champions League gemeistert. Ein Erfolgsgarant dabei war Mats Hummels, der sich in bestechender Form befindet. Zum Leidwesen der Fans zeigen der BVB und sein Abwehrchef oft ein anderes Gesicht.

Nur einmal kam Mats Hummels zu spät. In der 59. Minute des Champions-League-Spiels von Borussia Dortmund beim AC Mailand setzte der bald 35 Jahre alte Verteidiger an diesem Abend die Grätsche zu spät an und Milans Spielmacher Ruben Loftus-Creek war durch. Zum Glück für den BVB vertändelte der Engländer den Angriff. Sein Passversuch auf Olivier Giroud, der im Sturmzentrum lauerte, wurde von Hummels Abwehrkollegen abgefangen. Es war die einzige Szene im altehrwürdigen Guiseppe-Meazza-Stadion, in der der (Jetzt-wieder-)-Nationalspieler das Timing falsch ansetzte und das Tempo des Gegenspielers unterschätzte.

Ansonsten war Hummels der beste Mann eines Teams, das dank des verdienten 3:1-Sieges vorzeitig den Einzug in das Achtelfinale der Königsklasse perfekt machte. Und das in der sogenannten Hammer- (oder wahlweise Todes-)Gruppe. Niemand hatte dem BVB vor der Saison so recht zugetraut, dass er sich gegen die Scheich-Klubs Paris Saint-Germain, Newcastle United und den US-Investoren-Verein AC Milan durchsetzen würde. Nach dem vorletzten Spieltag führt der BVB die Gruppe an und hat gute Chancen, die Tabellenführung am letzten Spieltag gegen PSG zu verteidigen.

Matthias Sammer ist entzückt

Dass Hummels eine überragende Partie abgeliefert hatte, sah auch die Uefa so und zeichnete ihn als "Man of the Match" aus. BVB-Berater Matthias Sammer, der für den übertragenden Sender Amazon Prime als Experte vor Ort war, war ebenfalls entzückt: "Weltklasse" sei die Leistung von Hummels gewesen, schwärmte der sonst eher grantelnde Sammer. Auch das weitere Führungspersonal beim BVB kriegte sich gar nicht mehr ein angesichts der Senioren-Grandezza, die der Weltmeister von 2014 auf den Platz zauberte. Sportdirektor Sebastian Kehl schwärmte von einer "überragenden Leistung" und Trainer Edin Terzić griff ganz hoch ins Regal und nannte seinen Abwehrchef "Fußball-Gott". 

Doch Terzić hatte recht. Mit großer Zweikampfstärke und sehenswertem Aufbauspiel war Hummels ein maßgeblicher Erfolgsfaktor auf dem löchrigen Rasen von Mailand. Und was sagte der Protagonist des Abends selbst zu seinem Auftritt und der Leistung der Mannschaft? "Es ist auf jeden Fall ein Zeichen, dass wir erwachsener geworden sind. Heute können wir stolz sein", kommentierte er. Aber der Verteidiger erinnerte auch an weniger überzeugende Spiele der Borussia in der Vergangenheit auf europäischer Bühne. "Früher sind wir in solchen Auswärtsspielen – wenn es hart wurde – öfter mal weggebrochen."

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Immer spannend: Welches Gesicht zeigt der BVB?

Das erste Gruppenspiel gegen PSG war so ein Beispiel. Ängstlich und überfordert spielten die Dortmunder da und verloren glatt mit 0:2. Es war einer dieser Auftritte, die immer wieder Zweifel an der Champions-League-Tauglichkeit der Mannschaft aufkommen ließen (und lassen). Wie in der Bundesliga ist der BVB eine Wundertüte, die selbst nicht weiß, was am Ende herauskommt. Hummels bezog sich ausdrücklich in die Kritik mit ein, wie es sich für einen Gentleman-Spieler gehört. Er sei "in den vergangenen Wochen ein bisschen zu inkonstant" gewesen. In der Liga sind die Borussen durch die Formschwankungen zurückgefallen und haben zehn Punkte Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen und acht auf die zweitplatzierten Bayern.

Das es eigentlich anders kann, beweist das Team in schöner Regelmäßigkeit. Sogar innerhalb eines Spiels zeigt der BVB gern zwei Gesichter. So war es am vergangenen Wochenende im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach, als die Mannschaft die ersten 30 Minuten komplett verschlief, nur um danach aus einem 0:2 ein 4:2 zu machen. In der Champions League kam der Umschwung im dritten Gruppenspiel gegen Newcastle United, als der BVB eine Halbzeit lang die knappe 1:0-Führung mit überragendem Kampf verteidigte. Das Rückspiel gegen die Engländer geriet noch überzeugender und jetzt gegen Milan war die Leistung ebenfalls sehr "erwachsen", um bei den Worten Hummels' zu bleiben. In der Champions League steht das letzte Spiel gegen PSG an, das noch um den Einzug in die K.o.-Phase kämpft. Man darf gespannt sein, welches Gesicht der BVB zeigen wird.

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