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Australian Open Novak Djokovic hat seine Glaubwürdigkeit verspielt. Jetzt spielt er mit seiner Karriere

Novak Djokovic darf jetzt doch nicht in Australien bleiben
Ene mene muh und raus bist du: Novak Djokovic darf jetzt doch nicht in Australien bleiben
© Darrian Traynor / Getty Images
Novak Djokovic bekommt doch kein Visum für Australien – vorerst. Das Theater um den Weltstar hat ein neues trauriges Kapitel. Djokovic steht jetzt am Scheideweg seiner Karriere.

Er darf nicht einreisen, er darf bleiben, jetzt muss er Australien doch verlassen: Das Trauerspiel um Tennis-Star Novak Djokovic und die Teilnahme bei den Australian Open hat ein neues Kapitel – es wird wahrscheinlich nicht das letzte sein. Nachdem Australiens Einwanderungsminister Alex Hawke am Freitagmorgen deutscher Zeit sein persönliches Recht nutzte, Djokovic das gerade erst juristisch zurückerhaltene Visum wieder abzuerkennen, muss der Weltranglistenerste nun seinen Traum vom zehnten Titel beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres voraussichtlich begraben – und das vielleicht für immer.

Hawke berief sich in seiner Entscheidung auf den Migration Act des Landes, der eine Annullierungsbefugnis beinhaltet, wenn eine Person ein Risiko – beispielsweise gesundheitlicher Natur – für die australische Bevölkerung darstellt. Ob der ungeimpfte Djokovic nun unbedingt als gesundheitliches Sicherheitsrisiko für Australien dargestellt werden muss, darüber lässt sich zweifelsohne streiten. Fakt aber ist, dass Australien mit der Entscheidung einen Präzedenzfall vermeiden will: Wie will man es anderen Bürgern und Reisenden verwehren, ungeimpft ins Land zu kommen, wenn ein Tennisspieler eine Ausnahmegenehmigung erhält? Das ist vielen Leuten in Australien, die mitunter zwei Jahre ohne die engsten Familienangehörigen auskommen mussten, nur schwer zu verkaufen. Eine Entscheidung gegen ein Visum für Djokovic daher nur verständlich.

Australien will ein neues Gerichtsdebakel vermeiden

Eine Entscheidung pro Djokovic würde sämtliche Einreisebestimmung ad absurdum führen und auch der Vorwurf eines Promi-Bonus würde im Raum stehen. Eine Entscheidung gegen die Einreise entspricht dagegen den gängigen harten Einreiseregeln in Down Under. Aber auch Alex Hawke muss sich vorwerfen lassen, sich sehr viel Zeit bei seiner Entscheidung gelassen zu haben. Erst am Freitagabend australischer Zeit fiel die Entscheidung gegen Djokovic, dessen Anwälte nur noch sehr wenig Zeit für einen Einspruch haben – die Australian Open starten am Montag. Der Einwanderungsminister will nach dem Gerichtsdebakel Anfang der Woche diesmal möglichst wenig Spielraum für die Anwälte von Djokovic lassen – Fair Play sieht sicherlich anders aus.

Auf der anderen Seite steht ein Weltstar des Sports, der in den vergangenen anderthalb Wochen seine Glaubwürdigkeit komplett verspielt hat. Eine Corona-Infektion Mitte Dezember, um unmittelbar danach öffentliche Termine wahrzunehmen? Allein das ist schon fragwürdig, vielleicht wusste Djokovic zum Zeitpunkt der Termine aber nichts von der Infektion. Im Nachhinein, so sieht es zumindest derzeit in der Saga um die Infektion aus, stellt sich aber heraus, dass Djokovic überhaupt erst am 26. Dezember positiv getestet worden sein soll (Wie das ein deutsches IT-Kollektiv herausgefunden hat, lesen Sie hier). Sollte dies der Fall sein, liegt die Vermutung nahe, dass das Testergebnis und das Datum manipuliert wurden, Djokovic und sein Team wären dann Betrüger. Dazu machte der 34-Jährige auch noch Falschangaben zu Reisen vor seinem Trip nach Australien, so dass nun auch in Spanien gegen den Serben ermittelt wird.

Novak Djokovic droht das Aus in Australien – für immer

Sollte die Entscheidung Bestand haben, könnte Djokovic sogar noch mehr Ungemach drohen. Denn dem Gesetz nach könnte dem Tennisstar ein dreijähriges Einreiseverbot drohen, was faktisch das Ende der Erfolgsgeschichte Djokovic‘ bei den Australian Open bedeuten würde. Mit 37 Jahren ist der Serbe 2025 im Spätherbst seiner Karriere und ob er dann noch an vergangene Glanzleistungen im dicht gedrängten Tennis-Spitzenfeld anknüpfen kann, darf bezweifelt werden. Djokovic kündigte am Freitagmittag an, rechtliche Mittel gegen die Annullierung einlegen zu wollen. Dabei wäre das Djokovic jedoch abzuraten: Die Beliebtheit in Australien ist bereits am Tiefpunkt, selbst Fernsehmoderatoren betitelten den Tennisspieler sehr unflätig. Die Glaubwürdigkeit ist sowieso dahin – eine Teilnahme wäre ein Spießrutenlauf. Die eigenen Regeln, nach denen Djokovic gerne wie bei der umstrittenen und von ihm organisierten Adria-Tour im ersten Corona-Sommer 2020 spielt, sie gelten zurecht nicht in Australien. Ungeimpft und ohne genauen Krankheitsstatus in ein Land einreisen zu wollen, das seine Einreiseregeln klar formuliert hat, ist an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten. Mitleid darf man mit dem Serben daher nur wenig haben.

Für Djokovic wird sich in den nächsten Wochen eine Frage stellen: Impfen oder nicht impfen? Mit einer Impfung wird Djokovic Tür und Tor auch bei zukünftigen Turnieren weltweit offenstehen. Ohne Impfung droht dem 34-Jährigen ein vorzeitiges Karriereende, denn auch andere Länder haben ihre Einreiseregelungen verschärft. Kaum ein Land wird nach der Entscheidung in Australien eine Ausnahmegenehmigung für jemanden ausstellen, der schon Australien mit so viel Unklarheiten betreten und ohne jegliche Glaubwürdigkeit wieder verlassen hat. Es wäre das traurige und unwürdige letzte Kapitel in der Saga um einen letztlich gefallenen Weltstar.

Anmerkung: In einer vorherigen Version war noch unklar, ob Djokovic Einspruch gegen die Annullierung des Visums einlegen wird. Seine Anwälte kündigten jedoch mittlerweile einen Einspruch an.

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