Olympia in Vancouver: Eiskunstlauf Tristesse statt Triumph

Aljona Savchenko und Robin Szolkowy haben Bronze gewonnen. Aber Gold verloren. Die Eiskunstlauf-Weltmeister haben ihr großes Ziel verpasst. Jetzt regiert bei beiden die Leere.

Als alles vorbei ist, da geht der Kampf weiter. Er wird nicht mehr auf dem Eis geführt. Es geht jetzt nicht mehr um die Choreographie, hier unten im Souterrain des Pacific Coliseum, kahle Wände, schales Licht, am Stadtrand von Vancouver gelegen. Es geht auch nicht mehr um Axel und Toeloop. Die Presse ist da, sie verlangt bereits Antworten. Aljona Savchenko und Robin Szolkowy wollen nur noch den Moment der größten Niederlage in ihrer Karriere mit Anstand überstehen, sich nichts anmerken lassen.

So sehr schmerzt dieses Bronze im Paarlauf, das doch ein Gold sein sollte. Gold, das war ihr Ziel, sonst nichts. Offen hatten sie sich dazu bekannt. "Es ist jetzt natürlich enttäuschend", sagt Szolkowy. Er spricht so ruhig wie immer, doch er sieht unendlich müde aus um zehn Minuten nach zehn. Irgendwann werde er sich freuen, vielleicht morgen, vielleicht aber auch noch nicht.

Erst Schmerzen im Körper, dann in der Seele

Noch keine halbe Stunde ist es her, dass er in der Kür beim Axel hart auf dem Eis aufgeschlagen war und mit dem Aufprall, da war er zerbrochen, der große Traum vom Gold. Shen Xue und Zhao Hongbo holten sich den Titel, Silber ging an Pang Qing und Tong Jian, auch sie aus China. Savchenko und Szolkowy haben ihre Kür dann noch ordentlich zu Ende gebracht. "Dafür trainieren wir jeden Tag, dass wir dann aufstehen und weitermachen", sagt Szolkowy. Er weiß noch nicht ob er seine Karriere fortsetzten soll. Der Körper schmerzt, seit sieben Jahren wirbelt er seine Partnerin Savchenko nun durch die Luft, fünf Tage in der Woche, zwischen sechs und acht Stunden am Tag. Sie sind zweimal Weltmeister geworden, Europameister, natürlich.

Der Olympiasieger, das sollte die letzte Station für sie beide sein. Sie haben mit ihrem Trainer Ingo Steuer dessen Enthüllung als Stasimitarbeiter 2006 überstanden, haben sich selbst finanziert, immer ging es weiter nach oben für sie drei. Bis zu dieser Nacht. "Man kann mit dem Programm nicht zufrieden sein, wenn man zwei Fehler drin hat. Der Olympiasieg wäre heute möglich gewesen", sagt Steuer. Er läuft noch immer hinter der Absperrung hin und her, wie einer, der etwas Unfassbares zu verdauen versucht. Er ist nicht der Mann warmer Worte in der Niederlage. Er ist selbst als Paarläufer Weltmeister gewesen. Er gilt als ehrgeiziger Trainer.

Versagensängste und Druck

Der Eindruck täuscht wohl nicht, dass die Niederlage an ihm noch mehr nagt als an seinen Schützlingen. Er könne sich nicht erklären, warum die Fehler passiert seien. Robin Szolkowy sagt, der Druck sei dann doch immens gewesen, auch wenn doch gerade er, der Stoiker im Trio, immer so immun gegen die Angst vor dem Versagen schien. "Es sind Olympische Spiele, sie sind nur alle vier Jahre, man hat nur eine Chance, für mich war es dann beim Axel zu viel", bekennt er jetzt.

Die Weltmeisterschaft will er noch in ein paar Wochen bestreiten. Aufstehen. Weitermachen. Wie jeden Tag im Training. Sie sind Leistungssportler. "Bei mir lebt der Traum von Olympia noch", sagt Aljona Savchenko noch am Ende. Sie lächelt. Die Freude über Bronze scheint bereits langsam in ihr an Kraft zu gewinnen. Mit wem sie in Zukunft laufen werde, das wisse sie noch nicht. "Lassen wir uns überraschen." Sie hoffe aber, dass ihr ihr Partner erhalten bleibt. Sie ist erst 25, Robin Szolkowy bereits 30. Noch einmal vier Jahre warten, für einen einzigen Moment. Er sieht nicht aus, als ob er sich das vorstellen kann.

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