Im Wirbel um die weiter offene Medaillenvergabe im olympischen Teamwettbewerb der Eiskunstläufer und -läuferinnen hat das Internationale Olympischen Komitee Berichte über einen Dopingfall als "Spekulationen" bezeichnet. "Es wäre unpassend, wenn wir ein laufendes juristisches Verfahren kommentieren würden", sagte IOC-Sprecher Mark Adams am Donnerstag. Zuvor war die für Dienstag geplante Siegerehrung in dem Wettbewerb ohne weitere Angabe von Gründen verschoben worden.
Russischer Eiskunstlaufstar Waljewa unter Verdacht
Medienberichten zufolge könnte der Grund ein möglicher positiver Dopingtest eines oder einer Beteiligten vor den Winterspielen in Peking sein. "Wir werden nicht alle möglichen Spekulationen kommentieren", sagte Adams. Er verwies generell darauf, dass das IOC alle Dopingtests und die Entscheidung über mögliche Sanktionen an die Internationale Test-Agentur (Ita) und den Internationalen Sportgerichtshof (Cas) übertragen habe.
Die Athletinnen und Athleten aus Russland hatten den Teamwettbewerb klar vor den USA und Japan gewonnen. Russische Offizielle hatten zu Fragen über eine Verwicklung eines ihrer Teammitglieder gesagt, man habe bisher keine offiziellen Informationen dazu erhalten.
Die "Sportschau" berichtet unter Berufung auf russische Medien, die 15-jährige Kamila Walijewa soll positiv auf das verbotene Stimulans Trimetazidin getestet worden sein. Bei Walijewa, die auch für den in der kommenden Woche stattfindenden Einzelwettbewerb als Favoritin gilt, soll bereits vor den Spielen eine "geringe Menge" des Medikaments nachgewiesen worden sein. Trimetazidin wird unter anderem zur Angina-Prophylaxe verschrieben, kann aber auch verwendet werden, um den Blutfluss im Herzen bei starker körperlicher Anstrengung zu verbessern. Die Substanz steht seit 2014 auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA.
Walijewa hatte im Januar überlegen die Europameisterschaft gewonnen und damit ihren ersten großen internationalen Titel geholt.
Olympia-Beteiligte sollen nach Wettkampf abreisen
IOC-Sprecher Adams konnte nicht sagen, ob über die Medaillenvergabe noch vor dem Abschluss der Winterspiele am 20. Februar entschieden werden kann. "Wir bitten und hoffen auf die Geduld und das Verständnis aller betroffenen Athleten", sagte er. Die damit befassten Stellen würden "sehr schnell" arbeiten.
Ein Problem: Den Olympia-Beteiligten aus dem Ausland wird im Zuge der strengen Corona-Maßnahmen empfohlen, China spätestens zwei Tage nach ihrem letzten Wettkampf zu verlassen. Daher ist offen, ob die Medaillenzeremonie noch nachgeholt werden kann. Das IOC ist in der Sache auch in Gesprächen mit dem Weltverband ISU.
Iranischer Skifahrer Shemshaki positiv getestet
Einen ersten offiziellen Dopingfall gibt es aber bereits: Der iranische alpine Skifahrer Hossein Saveh Shemshaki ist am Montag bei einer Dopingkontrolle außerhalb des Wettkampfes positiv getestet worden, wie die Ita mitteilte. Der 36-Jährige sei über den Fall informiert und bis zur Klärung suspendiert worden. Shemshaki darf während der Winterspiele weder an Wettkämpfen noch an Trainings- oder Betreuungsmaßnahmen oder an sonstigen Aktivitäten teilnehmen, hieß es in der Mitteilung.
Der Athlet habe laut Ita das Recht, die Verhängung der vorläufigen Sperre vor dem Schiedsgericht des Internationalen Sportgerichtshofs anzufechten und eine Analyse der B-Probe zu verlangen. Shemshaki war schon 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi dabei. In Russland erzielte er mit dem 31. Platz im Slalom sein bestes Ergebnis.