Früher waren die 100 Meter Ihre Paradedisziplin. Wie viel Paar Laufschuhe haben Sie heute im Schrank?
Nur ein, zwei Paar. Um überhaupt noch etwas Sport zu machen, gehe ich regelmäßig laufen. Während der Coronazeit bin ich öfters zusammen mit meiner älteren Tochter Jaime gejoggt. Sie ist jetzt 15.
Haben Sie beide sich dabei mal einen Sprint-Wettlauf geliefert?
Nein, dazu hätte sie keine Lust. Ich kann auch gar nicht mehr sprinten. Das habe ich schon Ewigkeiten nicht mehr gemacht. Wahrscheinlich würde ich mir gleich eine Zerrung zuziehen.
Waren Sie eigentlich schon im Kindergarten schneller als alle anderen?
Ja. Meine Eltern erzählten mir oft, dass ich beim Eierlaufen immer vorne wegrannte, mich im Ziel umdrehte und fragte: "Warum lauft ihr nicht mit?"

2002 wurden Sie erstmals Deutsche Meisterin über 100 Meter. Wie war das, die schnellste Frau Deutschlands zu sein?
Das war eine verrückte Zeit. Ich komme aus Herdecke, einer Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen. Plötzlich wurde in Zeitschriften und im Fernsehen über mich berichtet; bei Wettkämpfen lief ich in vollen Stadien, alle schauten auf mich. Ich bin zurückhaltend und stehe bis heute nicht gerne im Mittelpunkt. Damals konnte ich nicht anders. Das war schön, aber auch ungewohnt.
Sie galten als schönstes Gesicht der deutschen Leichtathletik. Nervte das mitunter?
Ehrlich gesagt schon. Ich trainierte hart und wollte Leistung bringen. Anfangs funktionierte das auch gut. Später spielte mein Körper leider nicht mehr mit, ich zog mir langwierige Verletzungen zu. Es hieß dann, ich sei zu viel mit Foto-Shootings beschäftigt und würde deshalb keine Leistung bringen. Das ärgerte und belastete mich.
2005 zogen Sie sich für den "Playboy" aus. Haben Sie viel dafür bekommen?
Ja, natürlich, sonst hätte ich es nicht gemacht. Schon ein paar Jahre zuvor hatte mich der "Playboy" angefragt. Da war ich aber erst 21 und fühlte mich noch zu jung. Später willigte ich ein. Ein Wochenende lang shooteten wir in einer Finca auf Mallorca. Ich durfte mir die Fotografin aussuchen und hatte viel Mitspracherecht bei den Bildern. Das machte großen Spaß.
2009 beendeten Sie Ihre aktive Karriere. Wie ging es für Sie weiter?
Bis 2015 war ich Immobilienkauffrau bei der LBS. Dann gründete ich mit meinem Schwager, meiner Schwester und mehreren Kollegen das Immobiliencenter Herne. Dort arbeite ich als selbstständige Beraterin im Bereich Baufinanzierung. Mittlerweile bin ich auch zum zweiten Mal Mutter geworden. Cleo ist jetzt sechs Jahre alt, und ich bin zusätzlich noch Sportlehrerin an einer Grundschule.
Wie kam das?
Coronabedingt arbeitete ich viel im Homeoffice, wusste nicht, wie es weitergeht. Damals war der Lehrermangel so extrem, dass ich über meine beste Freundin das Angebot bekam, eine Vertretungsstelle zu übernehmen. Jetzt bin ich fast drei Jahre dabei.
Als Immobilien-Expertin: Haben Sie schon Ihr Traumhaus gefunden?
Ja, 2020 stieß ich in Herdecke auf ein Dreifamilienhaus. Inzwischen lebe ich in einer der Wohnungen allein mit meinen beiden Töchtern, die anderen beiden Einheiten habe ich vermietet. Eine tolle Kapitalanlage.
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