Zwei Anläufe waren nötig, um Rudolf Scharping im Amt zu bestätigen. Der Ex-Verteidigungs-Minister ist am Samstag als Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) für vier weitere Jahre gewählt worden. Der 61-jährige Scharping setzte sich in Leipzig bei der Bundeshauptversammlung des Verbandes mit 399:174-Stimmen bei einer Enthaltung gegen seinen Gegenkandidaten, den 58-jährigen Miesbacher Orthopäden Dieter Berkmann durch. Im 125. Jahr des BDR- Bestehens war zum ersten Mal seit 60 Jahren eine Kampfabstimmung nötig, die zum Teil chaotisch verlief. Es musste im Ballsaal eines Hotels zweimal gewählt werden, weil bei der ersten Abstimmung Kamerateams die geheime Wahl gestört hatten und nicht formgerechte Wahlzettel zur Verfügung standen.
Der besonders von Sportpolitikern und großen Teilen der Aktiven kritisierte Scharping kassierte bei seiner Bewerbungs-Rede den meisten Beifall der 160 Delegierten, die je nach Stärke ihrer Landesverbände 573 Stimmen zu vergeben hatten. Sein Herausforderer Berkmann blieb in seiner Präsentation eher nüchtern. "So bin ich authentisch und nicht anders. Ich wollte keinen aggressiven Ton mit persönlichen Angriffen", sagte Bergmann, bemängelte die "Starrheit" einiger Delegierten und nahm das Scharping-Angebot an, dem Vorstand zukünftig mit seinem Rat zur Seite zu stehen. Durch eine Satzungsänderung ist der ebenfalls in der Kritik stehende Sport- Direktor Burckhard Bremer in Zukunft dem Vize-Präsident Leistungssport unterstellt.
"Finanzielle Ausstattung geschrumpft"
Scharping, dem von seinen Kritikern auch seine indifferente Haltung zum Thema Doping-Bekämpfung vorgeworfen wird, zog eine Vier- Jahres-Bilanz seit seinem Amtsantritt 2005 mit "Licht und Schatten". Der Polit-Profi wandte sich namentlich an die Mountainbike- Olympiasiegerin Sabine Spitz, die von der Wiederwahl des BDR- Präsidenten öffentlich abgeraten hatte und den Anti-Doping-Kampf im Verband nur "heiße Luft" nannte. Die Vorwürfe der Goldmedaillengewinnerin aus Murg-Niederhof hätten ihn "innerlich zerrissen", sagte Scharping. Die finanzielle Ausstattung des Verbandes sei wegen der anhaltenden Doping-Diskussion erheblich geschrumpft, es bestehe aber "keine Lebensgefahr für den BDR", sagte Scharping nach seiner Wiederwahl.
Der alte und neue BDR-Chef verteidigte erneut seinen öffentlich heftig attackierten Sport-Direktor Bremer, stellte ihm im neuen Vizepräsidenten Günther Schabel aus Frankfurt aber einen "Aufpasser" zur Seite. "Ich respektiere die Leistungen von Burckhard Bremer, auch wenn es Kritikpunkte gibt. Ohne seine Sachkunde hätten wir vieles nicht erreicht", sagte Scharping. Bremer wird unter anderem vorgeworfen, die wahren (Doping)-Gründe gekannt zu haben, als der damalige Junior Patrik Sinkewitz bei der WM 2000 in Plouay "wegen Krankheit" nach Hause geschickt worden war.