Im Bendlerblock in Berlin, dem offiziell zweiten Dienstsitz des Verteidigungsministeriums, gibt es einen neuen Hoffnungsschimmer: Boris Pistorius. Der bisherige Innenminister von Niedersachsen soll es nun richten. Doch wer ist dieser Mann und wie tickt der 62-Jährige? stern-Politik-Chef Nico Fried sagt in der 445. Ausgabe des Podcasts "heute wichtig": "Boris Pistorius ist ein erdverbundener, heimatverbundener, den Menschen recht naher Sozialdemokrat. Er ist jemand, der mit der Partei verbunden ist, aber wenn es drauf ankommt, schon mal seinen eigenen Kopf durchsetzt."
Boris Pistorius’ Herausforderung: Ministerium und Bundeswehr verbinden
Rudolf Scharping, Karl-Theodor zu Guttenberg und nun auch Christine Lambrecht – Rücktritte im Verteidigungsministerium sind keine Seltenheit. Gerade jetzt, mit der neuen Bedrohung aus Russland und dem Krieg in der Ukraine, wird der Job im Bendlerblock nicht attraktiver. Es ist eben ein Ministerium, das funktionieren muss, sagt Nico Fried im Gespräch mit "heute wichtig"-Redakteur Dimitri Blinski. Und es ist ein besonderes Haus: "Zunächst mal ist es ein Riesen-Ministerium. Man hat den normalen Ministerial-Apparat, den jedes Ministerium hat, der ist schon relativ groß. Und dann kommt noch die ganze Bundeswehr dazu." Und die Bundeswehr ist eben eine streng hierarchische Organisation. Dort, so Nico Fried, prallen Welten aufeinander.
Lambrechts Nachfolger tickt ähnlich wie Scholz
Bei allen Spekulationen seit Freitag letzter Woche hatte kaum jemand den Innenminister von Niedersachsen auf dem Zettel. Das liegt daran, dass er bundespolitisch nicht so häufig in Erscheinung tritt. Man hatte bis zuletzt damit gerechnet, dass Olaf Scholz die Parität zwischen Männern und Frauen im Kabinett beibehält – also gleich viele Männer wie Frauen in der Regierung bleiben. Doch nun ist die Wahl auf Pistorius gefallen und das, so Nico Fried, sei keine wahllose Entscheidung: "Ich glaube, dass Olaf Scholz an Boris Pistorius auch deswegen Gefallen findet, weil der ein sehr strukturierter Mensch ist, eine sehr klare Art zu arbeiten hat. Das erinnert ihn, glaube ich, an sich selbst. Mit solchen Leuten kann er am besten umgehen. Wenig Firlefanz und viel gezielte Arbeit, das mag der Kanzler."
Neuer Verteidigungsminister hat wenig Zeit für Vorbereitungen
Am Freitag treffen sich die Verteidigungsminister:innen der westlichen Verbündeten auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein. Zuvor stattet US-Verteidigungsminister Lloyd Austin dem neuen Verteidigungsminister einen Besuch ab. Für Boris Pistorius ein absoluter Kaltstart, ohne große Vorbereitung. Nico Fried sieht gerade den Termin am Freitag als Chance für den Neuen im Kabinett, um sich zu beweisen. Außerdem sagt der stern-Politik-Chef, komme es eher auf das richtige Management an als auf Detailwissen: "Er muss ein Haus so führen, dass er die richtigen Unterlagen bekommt, die richtigen Informationen. Damit er sprechfähig ist, weiß was man machen kann und was nicht geht. Und da glaube ich, kommt ihm seine Erfahrung aus zehn Jahren Innenministerium in Niedersachsen schon zugute."
Am Donnerstag bekommt Boris Pistorius seine Ernennungsurkunde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, dann folgen eng getaktete Termine. Eine lange Anlaufzeit können er und Scholz sich nicht leisten. Denn sollte das Ministerium nicht zur Ruhe kommen, fällt das auch auf den Bundeskanzler zurück.
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