David Haye fordert einen Rückkampf gegen Wladimir Klitschko. sportal.de hat Klitschko-Manager Bernd Bönte nach der Möglichkeit eines Rematches gefragt und stellt das Pro und Contra einer solchen Entscheidung dar.
Haye: "Er hat sein Versprechen nicht eingelöst"
Kaum ist das Kopfschütteln ob David Hayes mutloser Vorstellung gegen Wladimir Klitschko abgeklungen, verpasst der Brite keine Gelegenheit einen Rückkampf einzufordern. "Wenn Wladimir ein Kerl mit Herz ist, ein Gentlemen vom Scheitel bis zur Sohle, gibt er mir ein Rematch. Er hat doch sein Versprechen auch nicht eingelöst, gegen mich seinen 50. K.O.-Sieg zu feiern", sagte Haye der Welt am Sonntag.
Wladimir verfolgt derzeit wohl eher Pläne, die einen Landsmann David Hayes betreffen. "Ich habe eine Menge Optionen, aber Chisora könnte eine gute Wahl sein. Dieser Kampf könnte schnell zustande kommen", so der dreifache Weltmeister im Schwergewicht laut figosport.de. Für Chisora (14-0-0), der am 23. Juli erst einmal Tyson Fury (14-0-0) besiegen muss, würde der jüngere der beiden Klitschkos sogar nach London kommen. David Haye bellt trotzdem weiter den Mond an.
"Vitali interessiert mich nicht"
"Er hat noch eine Rechnung offen. Ich gebe ihm die Chance, sie zu begleichen. Ich glaube daran, dass ich irgendwann einen Anruf von Wladimir bekomme, weil er mich braucht", so Haye. Einen Kampf gegen Vitali Klitschko, den auch das Klitschko-Management für möglich hält (siehe Bernd Bönte-Interview), lehnt Haye allerdings ab. "Vitali interessiert mich nicht. Ich will nur gegen Wladimir kämpfen, er ist derjenige, der mich besiegt hat. Das wurmt mich gewaltig."
Sollte Wladimir Klitschko nicht zu einem Rückkampf bereit sein, wird Haye wohl seine Karriere wie angekündigt an seinem 31. Geburtstag am 13. Oktober zu beenden. "Wenn er nicht mutig genug ist, um noch einmal gegen mich zu boxen, war die Niederlage gegen ihn mein definitiv letzter Kampf." Sollte Wladimir Klitschko David Haye die Chance auf einen Rückkampf einräumen?
Wir sportal.de-Kolumnisten sind dazu angehalten, eine klare Meinung zu vertreten. In diesem Fall bin ich aber unentschlossen. Bevor wir zum Pro- und Contra eines möglichen Rematches kommen, haben wir den Manager der beiden Klitschko-Brüder nach seiner Meinung zu diesem Thema und zur kommenden Gegnerwahl befragt.
Interview mit Bernd Bönte (K2-Management):
sportal.de: Wladimir und Vitali Klitschko haben alle relevanten Gürtel im Schwergewicht gewonnen. Gibt es überhaupt noch Ziele für die beiden Brüder?
Bernd Bönte: Es gibt immer neue Ziele. Das nächste Ziel ist ein großer Kampf von Vitali gegen Tomasz Adamek in Polen. Da sind schon 30.000 Tickets im neu gebauten EM-Stadion verkauft. Das wird ein Riesenevent. In Polen haben wir noch nie eine Veranstaltung gemacht, da freuen wir uns drauf.
sportal.de: Wladimir sagte zuletzt, dass Haye ins Cruisergewicht zurückgehen solle, er habe im Schwergewicht nichts zu suchen. Vitali boxt nun gegen Tomasz Adamek, der kommt aus dem Halbschwergewicht - hat Adamek nicht erst recht nichts im Schwergewicht zu suchen?
Bernd Bönte: Tomasz Adamek hat in seinen letzten Kämpfen im Schwergewicht geboxt und sehr gute Leistungen gezeigt. Dementsprechend ist er auch in allen Ranglisten unter den Top drei platziert. Ich denke, er hat sich seinen Kampf gegen Vitali definitiv verdient.
sportal.de: Rein von der physischen Seite betrachtet wird es der nur 1,87 Meter große Adamek aber enorm schwer gegen Vitali Klischko haben...
Bernd Bönte: Das werden wir sehen. Vitali selbst hat ja schon gesagt, dass er glaubt, dass Adamek mindestens so gut ist wie Haye, wahrscheinlich sogar besser.
sportal.de: David Haye lässt derzeit keine Gelegenheit aus, einen Rückkampf mit Wladimir Klitschko zu fordern. Wird es ein Rematch geben?
Bernd Bönte: Das ist für uns aktuell kein Thema.
sportal.de: Weil der Kampf so deutlich ausging?
Bernd Bönte: Gibt es da noch irgendein Fragezeichen nach dem Kampf? Wladimir hat jede Runde gewonnen. Wir sind gerade in London und hier gibt es keinen Journalisten, den ein Rematch interessieren würde. Auch der englische TV-Partner Sky hat kein Interesse an einem Rückkampf. Es wäre allerdings denkbar, dass Vitali gegen Haye boxt - wenn er, wie wir hoffen, im September Adamek besiegt. Das wäre die einzige Konstellation, wo es so etwas wie eine Storyline gäbe. So denkt auch unser englischer TV-Partner Sky.
Ich bin der Meinung, ein Rematch macht generell nur Sinn, wenn nach einem Kampf noch Fragen offengeblieben sind. So wie bei Felix Sturm gegen Matthew Macklin zum Beispiel oder früher in den großen Kämpfen von Riddick Bowe gegen Evander Holyfield. Das waren noch Kämpfe, da hat man sich danach gefragt, wer würde einen Rückkampf gewinnen? Ich glaube, das ist in diesem Falle nicht so.
sportal.de: Waren Sie persönlich von der Leistung von David Haye enttäuscht?
Bernd Bönte: Nein. Ich sehe das eher aus meiner eigenen Perspektive und ich habe mich einfach gefreut, dass der Traum wahr geworden ist und Vitali und Wladimir gleichzeitig alle Gürtel der Gewichtsklasse in der Familie vereinen konnten. Das ist für alle das Größte, auch für das ganze Team drumherum.
sportal.de: Welchen Gegner boxt Wladimir als nächstes - Dereck Chisora oder Tyson Fury?
Bernd Bönte: Chisora und Fury haben beide noch nicht gegen die Klitschkos geboxt sind beide ungeschlagen - damit sind sie natürlich ein Thema für uns. Es gibt aber viele Namen, die gehandelt werden und wir sprechen derzeit mit keinem konkret und müssen uns in Zusammenarbeit mit den TV-Sendern entscheiden, was interessant sein könnte und Sinn macht.
sportal.de: Herr Bönte, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Soll es ein Rematch zwischen David Haye und Wladimir Klitschko geben?
Contra-Rematch
Einerseits hat Bernd Bönte völlig recht. Nach der "Duck and Run-Performance" von David Haye in der Imtech-Arena in Hamburg sind nicht viele Frage offengeblieben. Der Brite agierte mutlos und war fast ausschließlich darauf bedacht, nicht getroffen zu werden. Eigene Attacken waren eine Seltenheit. Davon, dass er Wladimir den Kopf abreißen wollte, war wenig zu sehen. Seinen großen Sprüchen folgten keine Taten. Die gesamte englische Presse zerriss ihren Landsmann Haye nach dem Kampf in der Luft. Haye bestätigte das Sprichwort: Hunde, die bellen, beißen nicht!
Pro-Rematch
Von den letzten zehn Gegnern Wladimirs schaffte es neben David Haye nur Sultan Ibragimov über 12 Runden zu bestehen. Ibragimov enttäuschte allerdings in einem unansehnlichen Kampf, den Wladimir klar dominierte und auch klar nach Punkten gewann (119-110, 117-111 und 118-110). David Haye darf sich deshalb durchaus als einer der besseren Gegner Wladimirs betrachten. Haye zeigte, dass er sehr schnell ist, tolle Reflexe hat und ein sehr gutes Auge besitzt.
Der Kampf war - wenn auch nicht hochklassig - zumindest spannend, weil man nicht wusste, ob Haye vielleicht doch noch einmal attackieren würde. Die Schnelligkeit und Explosivität um gefährlich zu werden hat er eigentlich. Zum Thema Rückkampf: Ein Rematch mit Samuel Peter wollte nun wirklich kein Mensch sehen und den hat das Klitscko-Management dennoch gemacht. Die Alternativen? Chisora und Fury sind noch zu grün hinter den Ohren, als dass sie Wladimir ernsthaft gefährlich werden können. Also warum nicht noch einmal Haye?
Wir sind auf Ihre Meinung gespannt. Sollte David Haye einen Rückkampf mit Wladimir Klitschko bekommen, oder hat es sich ausgebellt? Per Kommentar-Tool oder per Abstimmungs-Tool können Sie sich gerne dazu äußern.
Bis zur nächsten Woche, Michel Massing!