Claudia Pechstein "Das ist so geil!"

Die Eiskönigin ist zurück an die Spitze gestürmt. Claudia Pechstein hat alle Kritiker Lügen gestraft. Die erfolgreichste Winter-Olympionikin Deutschlands landete am in Moskau über 5000 Meter ihren 25. Sieg im Eisschnelllauf-Weltcup.

Erstmals seit zwei Jahren stieg die 36-Jährige auf das höchste Treppchen des Siegerpodests bei einem Einzelrennen. In fantastischen 6:49,92 Minuten schaffte Pechstein ihre zweitbeste Zeit nach dem Olympiasieg vor mehr als sechs Jahren auf der Hochlandbahn von Salt Lake City und lief die sechstschnellste Zeit der Eisschnelllauf-Geschichte.

"Das ist so geil, unfassbar. Ich glaube es kaum", sagte die Überraschungs-Siegerin und hatte Mühe, ihre Freude nach dem Rennen in Worte zu fassen. "Ich bin schnell angegangen, aber es tat überhaupt nicht weh. Und so habe ich weiter gemacht und bin kontinuierlich 32er Runden durchgelaufen. Es lief wie geschmiert", fügte die fünfmalige Olympiasiegerin aus Berlin hinzu, die 2010 in Vancouver ihre sechsten Olympischen Spiele bestreiten will.

Ihr amerikanischer Trainer Peter Mueller hatte ihr vor dem Rennen ans Herz gelegt, noch aggressiver als bisher zu laufen. "Aber ich bin trotzdem locker geblieben", meinte Pechstein strahlend. "Endlich mal kein vierter Platz. Ich hoffe, das war wieder die alte Claudia Pechstein", meinte sie ausgelassen. Den Bahnrekord verbesserte sie damit gleich um mehr als elf Sekunden und verpasste den "Flachland- Weltrekord" von Martina Sablikova (Tschechien) nur um 0,61 Sekunden.

Weltmeisterin Sablikova, die auf dieser Distanz in den letzten zwei Jahren als eigentlich unschlagbar galt, lag in 6:57,18 Minuten fast acht Sekunden hinter Pechstein. "Das gibt mir richtig Kraft. Der Abstand ist doch sehr beruhigend", scherzte Claudia Pechstein, die damit in der Weltcup-Gesamtwertung mit 210 Punkten auf Platz zwei hinter Sablikova (260) vorrückte. Rang drei hat dort Daniela Anschütz-Thoms (Erfurt/175) inne, die in Moskau Sechste wurde und danach völlig ausgepumpt auf dem Boden der Krylatskoje-Halle sackte.

Überraschung aus Erfurt

Für eine weitere Überraschung aus deutscher Sicht sorgte die erst 20 Jahre alte Stephanie Beckert. Die Erfurterin lief in 7:01,72 Minuten als Dritte zu ihrer bislang besten Platzierung im Weltcup, nachdem sie bei den ersten beiden Rennen in Berlin (Neunte) und Heerenveen (Achte) über 3000 Meter schon in die Top Ten eingedrungen war. "Wahnsinn, ein grandioses Ergebnis von der Claudia und der Stephanie", schwärmte Bundestrainer Markus Eicher zu Hause im Fernsehsessel. "Ich habe Stephanie Beckert schon vor dem Rennen prophezeit, dass sie ganz nah an das Podium laufen wird."

Im Rennen zuvor hatte in Mehrkampf-Vizeweltmeister Havard Bökko ein Trainingsgefährte von Claudia Pechstein triumphiert. Der Norweger düpierte die sieggewohnten Niederländer über 1500 Meter und feierte seinen ersten Saisonsieg. Der Zweite der Allround-WM verbesserte in 1:45,46 Minuten den Bahnrekord des Amerikaners Shani Davis aus dem WM-Rennen im Februar 2005 (1:46,60) gleich um mehr als eine Sekunde. Platz zwei ging an Mark Tuitert (Niederlande/1:45,81). Auch Olympiasieger Enrico Fabris (Italien/1:46,00) sowie vier weitere Läufer blieben noch unter der alten Bahnrekord-Marke. Bester Deutscher war der Erfurter Robert Lehmann in 1:47,94 Minuten auf Platz zwölf.

Frank Thomas/DPA

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