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DEB-Team bei der Eishockey-WM Glaube an eine erneute Sensation

Trotz vieler Absagen sind die Erwartungen vor dem Auftakt der Eishockey-WM riesengroß. Deutschland startet am Freitag völlig ungewohnt als Favorit. Einige schielen schon auf das Finalwochenende.

Der Respekt der Konkurrenz vor dem deutschen Eishockey war bereits beim WM-Anflug auf Stockholm zu spüren. Hoch über den skandinavischen Wolken stöhnte Italiens Coach auf dem Flug SK 1420 beim Gedanken an den ersten Gegner am Freitag (12.15 Uhr/Sport 1) laut auf. "Deutschland hat schon eine wirklich richtig starke Truppe. Was die in den letzten zwei Jahren gezeigt haben, ist beeindruckend", brummte Rick Cornacchia bei Italiens Anreise.

Nachfragen schienen dem charismatischen Italo-Kanadier geradezu körperliche Schmerzen zu bereiten. Cornacchia verzog das Gesicht und knurrte: "Ich will wirklich nicht weiter darüber reden." Der 61-Jährige mit dem Habitus eines Schauspielers aus der erfolgreichen TV-Serie "Die Sopranos" offenbarte, sich bis Mittwoch kaum vorbereitet zu haben. "Jetzt erst mache ich mir Gedanken über die Deutschen", sagte Cornacchia der Nachrichtenagentur dpa.

Deutschland startet gegen den Aufsteiger mit einem völlig unbekannten Gefühl in die 76. WM in Finnland und Schweden: Als Favorit. "Es ist schön, dass wir eine Favoritenrolle haben, das haben wir uns in den letzten Jahren erarbeitet und wir nehmen die Rolle gerne an", sagte Stürmer Christoph Ullmann. Alles andere als ein Sieg wäre eine (böse) Überraschung. "Wenn wir unser Ziel Viertelfinale erreichen wollen, müssen wir das Spiel gewinnen - da führt kein Weg daran vorbei", sagte Torhüter Dennis Endras dem TV-Sender Sport 1.

Italien stieg gerade erst wieder in die A-Gruppe auf, Deutschland stand 2010 im Halb- und 2011 im Viertelfinale. Auf dem angestrebten erneuten Weg in die Runde der letzten Acht wollen sich die deutschen Cracks weder von Italien, noch vom zweiten Gegner Lettland am Sonntag (20.15 Uhr/Sport 1) stoppen lassen. "Wir haben das Viertelfinale im Fokus, aber wir müssen schauen, dass wir von Anfang an einen guten Start ins Turnier haben", befand Deutschlands große WM-Hoffnung Marcel Goc. "Wir dürfen Italien nicht unterschätzen und müssen spielen wie gegen Russland oder Finnland", forderte Goc.

Der 28 Jahre alte NHL-Stürmer der Florida Panther stand am Donnerstag erstmals mit dem Team zum Training auf dem Eis. "Es hat schon ganz gut geklappt. Etwas müssen wir uns noch absprechen, aber die Pässe liefen schon mal gut", befand Goc, der zusammen mit Torjäger Thomas Greilinger und Felix Schütz auflief.

Erst am Mittwochabend war Goc kurz nach Cornacchia und den Italienern in Arlanda gelandet. Sogleich machte Kölliker seinen Hoffnungsträger zum Kapitän. Seit Tagen schon bereitet Kölliker sein Team nach eigenen Angaben minutiös auf den Auftakt vor. "Es gibt ein Schlüsselspiel, das ist das Erste. Wenn man mit einem Sieg startet, gibt das Selbstvertrauen. Wenn das nicht der Fall ist, fängt man schon zu studieren an", meinte Kölliker.

Das Kalkül des Schweizers ist, mit zwei Siegen zum Auftakt ohne Druck dann gegen die Top-Nationen Russland (8.5.) und Gastgeber Schweden (9.5.) antreten zu können. "Wenn man ein, zwei oder gar drei Große schlägt, dann sieht es sehr gut aus", sagte Kölliker in seiner forschen Art, die allmählich abfärbt. Trotz insgesamt neun WM-Absagen und nur einem NHL-Spieler bei der WM sind die Erwartungen riesig.

"Ich bin bei den ersten drei Spielen in Stockholm und komme dann noch einmal am 15. Mai; auch um dann zum Weltverbandskongress nach Helsinki zu fahren. Da würde ich mich natürlich sehr freuen, die Mannschaft noch einmal dort zu sehen", sagte DEB-Präsident Uwe Harnos der dpa. In Helsinki finden die Halbfinals sowie das Endspiel statt.

Der Glaube an eine erneute Eishockey-Sensation wie vor zwei Jahren, als Deutschland bei der Heim-WM bis ins Halbfinale stürmte, wächst kurz vor dem Turnierstart. "Mein Ziel ist, wieder das Viertelfinale und dann das Halbfinale zu erreichen und eine Medaille zu gewinnen", sagte Endras. Laut Erich Kühnhackl bestehen die Erwartungen zu Recht. "Tatsache ist, dass wir läuferisch, taktisch und physisch näher an die großen Teams herangerückt sind", sagte das deutsche Eishockey-Idol den "Stuttgarter Nachrichten".

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