Winterspiele 2022 Der Doping-Fall Walijewa bringt Russlands Sport erneut in Verruf

Kamila Walijewa
Kamila Walijewa
© Lintao Zhang / Getty Images
Das IOC will vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas zügig klären, ob die Eiskunstläuferin Kamila Walijewa im Einzelwettbewerb antreten darf und das russische Team die Goldmedaille behält. Doch damit ist der Fall längst nicht erledigt.

Das russische Olympia-Team tritt in Peking nicht unter der Nationalflagge an, weil das Land 2019 von der Weltdoping-Agentur Wada für vier Jahre von internationalen Sportereignissen ausgeschlossen wurde. Gewinnen russische Athleten eine Goldmedaille, wird statt der Landeshymne ein Teil von Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1 abgespielt. Die russischen Sportler sind offiziell geächtet, und bei so manchem Wettbewerb in der Vergangenheit zeigte sich die Verachtung direkt gegenüber den Athleten.

Ausgerechnet in dieser Situation bringt eine weitere Doping-Affäre Russlands Sport erneut in Verruf. Wie die Internationale Testing-Agentur ITA mitteilte, wurde das 15-jährige Eiskunstlauf-Wunderkind Kamila Walijewa im Dezember positiv auf das Mittel Trimedazidin getestet, dass Blutfluss und Ausdauer steigern kann. Seit 2014 steht es auf der Liste der verbotenen Doping-Substanzen. Noch ist Walijewa in Peking dabei, weil die russische Anti-Doping-Agentur die Sperre der Athletin nach einem Tag rückgängig machte. 

Heftiger Rückschlag für russischen Sport

Das IOC will die Angelegenheit nun schnell vor dem Internationalen Sportgerichtshof klären, bevor Walijewa am 15. Februar im Einzelwettbewerb antritt. Gold im Team-Wettbewerb hat sie schon gewonnen. Ein Tag nach dem Erfolg waren erste Berichte über den positiven Test in russischen Medien erschienen. "Wir wollen das so sehr beschleunigen wie möglich", sagte IOC-Sprecher Mark Adams am Freitag.

Olympia: Positiver Dopingtest bei Eiskunstlauf-Star Walijewa – Medaillenvergabe verschoben
Positiver Dopingtest bei Eiskunstlauf-Star Walijewa – Medaillenvergabe verschoben

Für Russland und seine Athleten sind die Vorwürfe erneut ein heftiger Imageschaden. Auch wenn das Russische Olympische Komitee (ROC) das Vorgehen nicht für rechtens hält, ändert es nichts an der Tatsache, dass einer 15-Jährigen offenbar ein Mittel verabreicht wurde, um ihre Leistung zu steigern. Dass Walijewa aufgrund von Herzproblem (das Medikament soll bei Agina Pectoris helfen) Trimedazidin bekam, gilt als unwahrscheinlich.

Noch wehrt sich ROC gegen die Vorwürfe. Dem Verband geht es in erster Linie darum, die Goldmedaille für das Eiskunstlauf-Team nicht zu verlieren und weiter an den Wettbewerben teilzunehmen. Walijewa gilt im Einzelwettbewerb als Medaillen-Kandidatin.

Erklärung der ROC ist kryptisch

"Die Dopingkontrolle eines positiv getesteten Athleten gilt nicht für den Zeitraum der Olympischen Spiele", hieß es in einer etwas kryptischen ROC-Erklärung. Dopingtests von Walijewa bei der EM im Januar und bei den Peking-Spielen seien negativ ausgefallen. Man werde um "die ehrlich gewonnene olympische Goldmedaille" kämpfen.

Walijewa war nach Bekanntwerden der positiven Dopingprobe von der russischen Anti-Doping-Agentur Rusada gesperrt worden. Nach dem offiziellen Protest der Athletin, hob die Rusada die Sperre auf. Dagegen klagt nun das IOC vor dem Cas.

Der Fall Walijewa wird nicht der letzte im Zusammenhang mit Russland sein. Es droht noch mehr Ungemach. Aus einem vertraulichen Papier der Welt-Anti-Doping-Agentur von Oktober vergangenen Jahres, das der ARD vorliegt, soll hervorgehen, dass mehr als 500 Dopingverdachtsfälle russischer Athleten, die im Zusammenhang mit dem Staatsdoping-Skandal und seinen Folgen stehen, noch immer ungeklärt seien. Aus dem Wintersport stammten laut ARD insgesamt 50 Fälle. Unklar sei, ob russische Peking-Starter betroffen seien.

Quellen: DPA, "Süddeutsche Zeitung"

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