Eisschnelllauf-WM Anni Friesinger ist die "Eis-Königin" von Seoul

Anni Friesinger hat ihr zweites Gold bei der Einzelstrecken-WM der Eisschnellläufer in Seoul erkämpft. Die Inzellerin verteidigte in 1:17,82 Minuten ihren Titel über 1000 Meter erfolgreich.

Anni Friesinger bleibt die "Eis-Königin", und auch Claudia Pechstein hielt sich mit WM-Gold schadlos. Die Inzellerin krönte sich am Schlusstag der Eisschnelllauf-Weltmeisterschaften von Seoul in der wiederum gähnend leeren Taeneung-Halle selbst mit einem überzeugenden Sieg über 1000 m. Damit beendete sie ihr Stress- Programm mit zwei Mal Gold und einmal Silber und war wie schon im Vorjahr erfolgreichste Athletin einer von vielen Peinlichkeiten wie Fehlern bei der Zeitmessung, falschen Länderbezeichnungen und Pannen beim Abspielen der Siegerhymnen begleiteten WM. Gegen Claudia Pechstein musste sich die bayerische Powerfrau im direkten Prestige- Duell über 3000 m aber geschlagen geben.

Neunter WM-Erfolg für "Gold-Anni"

"Das war ein supercooles Wochenende. Ich bin so happy, jetzt ist Party mit open end angesagt", jubelte Anni Friesinger nach ihrem insgesamt neunten WM-Erfolg in 1:17,82. "Der Rückflug geht erst spät, aber ich werde mich gleich neben unseren Doc setzen", baute die Frohnatur schon Party-Nachwirkungen vor. "Die Angangs-Zeit von 18,20 war nach dem schweren Vortagesrennen Wahnsinn", freute sich auch Trainer Markus Eicher über den Sieg seines Schützlings, der dem deutschen Verband wieder zu Platz eins in der Nationenwertung verhalf und die gesamte Saison auf dieser Strecke unbezwungen blieb.

Duell auf dem Eis

Claudia Pechstein hingegen konnte ihr Vorhaben, auch den Titel über 5000 m zu gewinnen, nicht umsetzen. In 7:13,42 war sie am Sonntag auf Platz drei deutlich langsamer als Überraschungssiegerin Clara Hughes aus Kanada, die in 7:10,66 Minuten die lange deutsche Siegesserie von sieben Erfolgen seit Einführung der WM 1996 durchbrach. "Das war eine Schlappe für Claudia als Olympiasiegerin, das muss man mal so deutlich sagen", sagte Anni Friesinger.

Pechstein hingegen gab sich gelassen. "Mein Trainer Achim Franke hat mir am Telefon gesagt, ich kann nicht immer gewinnen. Er ist mit mir zufrieden und ich bin es auch. Nach dem Gold vom Samstag fehlte ein bisschen die Motivation." Wegen einer Hüft-Operation konnte Franke bei der WM nicht dabei sein.

"Zickenzoff"

Tags zuvor hatte die Berlinerin deutlich ihre Genugtuung darüber zum Ausdruck gebracht, dass ihr neben dem Titel auch der erste Sieg im direkten Duell mit der Rivalin gelungen war. "Das hat doch mit Zickenzoff nichts zu tun. Uns wird das ja heute schon so ausgelegt, wenn wir uns nur mal schief ansehen", wiegelte Pechstein ab, die knallhart ihren Innenbahn-Vorteil in der letzten Kurve ausgespielt und Friesinger entthront hatte.

Niemann-Stirnemann ohne Medaille

Für Gunda Niemann-Stirnemann erfüllte sich am Schlusstag der Traum von einer Medaille nicht. Nach Platz fünf über 3000 m schrammte die 37-Jährige über 5000 m als Vierte wieder knapp am Podest vorbei. "Dennoch ist mein Comeback gelungen. Ich bin nicht unglücklich", meinte die Erfurterin.

Versöhnlich endeten die Titelkämpfe auch für die nicht vom Erfolg verwöhnten Herren. Frank Dittrich (Chemnitz) und Rene Taubenrauch (Erfurt) kamen über 10 000 m auf die Plätze sechs und sieben und sicherten sich damit die A-Kader-Förderung der Sporthilfe. Erben Wennemars und Carl Verheijen erfüllten am Schlusstag die Hoffnungen des Eislauf-Mutterlandes Niederlande, das an den ersten beiden Tagen ohne Titel geblieben war, mit Siegen über 1000 und 10000 m.

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