Für "Eis-Blitz" Jenny Wolf zählt nur Gold, Anni Friesinger-Postma bangt noch um ihre Form und Claudia Pechstein fehlt erstmals seit 1992. Für die deutschen Eisschnellläuferinnen wird es schwer, die von Sportdirektor Günter Schumacher verkündete Vorgabe von sechs Olympia-Medaillen zu erreichen. Bereits Silber wäre für 500-Meter-Seriensiegerin Wolf eine glatte Enttäuschung. "Wenn man es rational betrachtet, kann bei Olympia nichts anderes herauskommen als Gold. Ich müsste schon eine Menge falsch machen", sagt die 30-Jährige.
Die Berlinerin drückte zuletzt in Salt Lake City ihren eigenen Weltrekord auf 37,00 Sekunden, entschied sechs der acht Weltcup-Rennen des Winters für sich. Ganz sicher ist sich deshalb Erhard Keller, der schnellste Sprinter 1968 in Grenoble und 1972 Sapporo: "Jenny hat vom Start weg einen perfekten Laufstil wie ein Auto mit Acht-Gang-Getriebe und übergangslosem Schalten. Sie wird Olympiasiegerin."
Auch von Friesinger-Postma werden Medaillen erwartet
Das Ziel ist klar, doch ihre Erzrivalin Wang Beixing aus China wird die schnellste Frau der Welt nicht unterschätzen. "Die Unwägbarkeiten sind einfach sehr groß", warnt ihr Trainer Thomas Schubert. Mit Monique Angermüller bringt der Berliner eine weitere Top-Athletin an den Start, die im Olympia-Winter in die Weltspitze über 1000 und 1500 Meter vordrang.
Von Anni Friesinger werden Medaillen allerorts erwartet, auch wenn die Vorbereitung nicht optimal verlief. Ein Innenbandriss am Knöchel im Sommer, Schweinegrippe im November und Nachwirkungen ihrer Knie-Operation warfen die 33-jährige Inzellerin immer wieder zurück. Nach verkorksten Weltcup-Rennen verzichtete sie auf die Sprint-WM im Januar und schöpfte im Trainingscamp von Klobenstein neue Hoffnungen, den ersten Olympiasieg über 1000 Meter noch realisieren zu können.
Die vorolympischen Schlagzeilen bestimmte sie sowieso. Erst brach sie den Zoff um den Teamarzt vom Zaun, jetzt legte sie mit sexy Fotos nach. Fünf Tage vor dem Olympia-Auftakt kam am Wochenende ihr limitierter Bildband "Auge um Auge" auf den Markt, in dem die 33-Jährige mit erotischen Aufnahmen im weißen Hochzeitskleid in einem Tiroler Bergsee oder leichtbekleidet in einem Gebirgstunnel die Blicke der Männerwelt auf sich zieht. Auf Aktfotos hat die mit dem früheren niederländischen Kufen-Crack Ids Postma verheiratete Inzellerin aber verzichtet.
Die Diva hat ein eigenes Appartement
Obwohl Friesinger-Postma ihrer gesperrten Erzrivalin Pechstein im olympischen Dorf und auf der Eisbahn nicht begegnen kann, hat ihr Manager Klaus Kärcher für sie außerhalb des Dorfes ein Appartement angemietet. "Wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, habe ich so einen Fluchtort. Ich bin nicht der Typ, der den ganzen Tag nur Sport, Sport, Sport im Kopf haben will. Ich muss auch raus, will was erleben", sagte sie in einem Interview mit der "Welt am Sonntag".
Für die gesperrte Pechstein springt vielleicht das Erfurter Duo mit Daniela Anschütz-Thoms und Stephanie Beckert in die Bresche, das auch das Rückgrat des Damen-Trios in der Team-Verfolgung bildet. "Mein Ziel ist eine Medaille, egal ob über 3000 oder 5000 Meter", verkündete Anschütz-Thoms nach dem Gewinn von EM-Bronze in Hamar.
Die Konkurrenz läuft mit der 21-jährigen Beckert in der eigenen Trainingsgruppe. Mit fünf Platzierungen auf dem Siegerpodest in den fünf Weltcup-Rennen der Saison, davon zwei Siege über 3000 Meter, etablierte sich die Blondine in der Weltspitze. Die deutschen Herren gelten als chancenlos im Medaillenkampf, nachdem das Trio die Qualifikation für das Verfolgungsrennen verpasste.