Eisschnelllauf-WM Friesinger krönt sich zur Eis-Königin

Anni Friesinger ist jetzt die erfolgreichste deutsche Eisschnellläuferin aller Zeiten. Bei der WM in Nagano holte sie jetzt über 1000 Meter ihre zweite Goldmedaille. Sogar die Herren gewannen ein Stück Edelmetall.

Erst strahlte sie mit dem Lorbeerkranz auf dem Kopf über ihr zweites Gold, dann genoss sie bei der Nationalhymne mit geschlossenen Augen den Augenblick, doch am späten Abend gab es auch noch Tränen: Mit ihrem elften Titel bei Einzelstrecken- Weltmeisterschaften hat sich Anni Friesinger am Sonntag zur neuen Eis-Königin gekrönt und das insgesamt 75. WM-Gold für Deutschland in der Eisschnelllauf-Geschichte erkämpft. Durch ihren Sieg über 1000 Meter und ihre insgesamt 20. Medaille auf den Einzelstrecken (11/8/1) übernahm sie in Nagano das Zepter von Jahrhundertläuferin Gunda Niemann-Stirnemann, die zuvor gleichfalls elf Titel und dreimal Silber gewonnen hatte.

Für eine Riesen-Überraschung sorgten Marco Weber, Stefan Heythausen und Jörg Dallmann, die in der Mannschafts-Verfolgung mit Bronze die erste deutsche Herren-Medaille seit acht Jahren erkämpften. Gleichfalls in Nagano hatte 2000 der Chemnitzer Frank Dittrich über 10.000 Meter zuletzt ebenso Bronze geholt.

Kurfen-Queen fuhr ein fantastisches Rennen

"Schön, schwer, krönt eine gute Saison", fasste die neue Kufen-Queen ihr fantastisches Rennen zusammen, nachdem sie mit Bahnrekord in 1:15,37 Minuten die starke Kanadierin Kristina Groves (1:06,01) deutlich auf Platz zwei verwiesen hatte. "Ich liebe alle Titel, jeder ist etwas Besonderes. Vor zehn Jahren war ich unbeschwert, heute die Gejagte. Alle rütteln an meinem Thron", meinte Friesinger und war heilfroh, tags zuvor aufs Team-Rennen verzichtet zu haben. Beim beschwingten Abschluss-Bankett fiel am späten Abend ein Wermutstropfen in den Becher der Freude. Als sie vom Rücktritt ihres finnischen Team-Gefährten Risto Rosendahl erfuhr, kullerten die Tränen über ihre Wangen. "Er ist ein so lieber Mensch, ich kann es nicht glauben, dass er nicht mehr zum Team gehört", schluchzte sie.

"Ich gönne ihr den Erfolg von ganzem Herzen. Wichtig ist, dass es mit dem deutschen Eisschnelllauf weiter vorwärts geht", gratulierte zuvor die entthronte Gunda Niemann-Stirnemann der Inzellerin, die mit ihrem insgesamt 15. Titel zur erfolgreichsten Läuferin der Titelkämpfe avancierte, während bei den Herren wie schon im Vorjahr der Niederländer Sven Kramer mit drei Titeln und einmal Silber überragte. Mit je dreimal Gold und Bronze konnten die Deutschen das bislang schlechteste WM-Abschneiden vom Vorjahr (1/2/1) vergessen machen.

Jenny Wolf dominierte die 500 Meter

Wie 2007 in Salt Lake City dominierte Jenny Wolf den 500-m-Sprint nach Belieben. In 37,88 und 37,74 Sekunden stellte die 29-jährige Berlinerin zwei Bahnrekorde auf und hat nun auf allen Hallen-Bahnen die 38-Sekunden-Marke geknackt. "Es ist wie ein Traum. Meine bisherigen zwei Titel waren Überraschungen. Jetzt habe ich auch als Favoritin gewonnen und kann das nun viel besser genießen", meinte die schnellste Frau der Welt. "Das war Wahnsinn. Die Sahnehaube auf eine unglaubliche Saison", meinte ihr Trainer Thomas Schubert.

Im Team-Rennen quälten sich Daniela Anschütz-Thoms, Claudia Pechstein und Lucille Opitz ohne Zugpferd Anni Friesinger zu Bronze. "Das war haarig. Alles was zählt, ist die Medaille", sagte Rekord- Olympionikin Claudia Pechstein, die sich über einen weiteren Superlativ ihrer Karriere freute. Die Berlinerin schaffte das Kunststück, als einzige Eisschnellläuferin von allen elf WM seit 1996 mit einer Medaille nach Hause zu kommen. Über 5000 m ärgerte sie sich aber - arg geschwächt durch eine Erkältung - über Platz vier und blieb auf dieser Strecke erstmals ohne WM-Edelmetall.

Jubelnd in den Armen lagen sich die deutschen Herren. "Die Jahre der Leiden der Männer sind jetzt an einem Tag vorbei. Das ist nur geil", meinte Jörg Dallmann nach dem unerwarteten Edelmetall. "Unglaublich", fügte Marco Weber hinzu, der mit den Plätzen sechs über 10.000 und sieben über 5000 Meter für Lichtblicke gesorgt hatte. "Es geht von Jahr zu Jahr schneller. Jetzt heißt das Ziel: Olympia- Medaillen in Vancouver", sagte der 25 Jahre alte Chemnitzer.

DPA
Frank Thomas/DPA

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos

Mehr zum Thema