Fußball-Bundesliga Babbel taumelt am Abgrund

Wie lange ist Markus Babbel noch Trainer des VfB Stuttgart? Manager Horst Heldt stärkte dem Coach nach der Niederlage gegen Hannover zwar den Rücken. Aber Tatsache ist: Die Schwaben geben im Moment ein desolates Bild ab.

Der stark unter Beschuss stehende Teamchef Markus Babbel genießt trotz der erneuten Pleite weiter den Rückhalt von Horst Heldt. "Täler sollten gemeinsam durchschritten werden", sagte der Sportdirektor des immer tiefer in den Abstiegsstrudel taumelnden schwäbischen Fußball-Bundesligisten nach dem deprimierenden 0:1 (0:1) bei Hannover 96. Auf die Frage des TV- Senders DSF nach einer möglichen Trennung versicherte Heldt am Sonntag: "Viel zu viele Leute lassen sich zu schnell scheiden." Sollte er die rasante Talfahrt nicht schleunigst stoppen können, macht sich Babbel trotz dieses Treuebekenntnisse keine Illusionen über seine Zukunft beim VfB. "Es ist erfreulich, dass ich nach wie vor die Rückendeckung vom Verein genieße. Aber wenn der Erfolg ausbleibt, wird irgendwann die Reißleine gezogen."

Möglicherweise ist der Pokal-Auftritt beim Zweitligisten SpVgg. Greuther Fürth am Dienstag Babbels letzte Chance, auch wenn Heldt und die anderen Vorstandsmitglieder bislang nichts von einem Ultimatum verlauten ließen. "Da müssen wir gewinnen", sagte Babbel nach der sonntäglichen Trainingseinheit in Stuttgart. "Ich bin absolut überzeugt von meiner Mannschaft." Gut möglich dass der 37 Jahre alte frühere Weltklasse-Verteidiger bei einem Cup-K.o. am Samstag gegen seinen Ex-Club Bayern München nicht mehr auf der VfB-Bank sitzt. Der auf der Kippe stehende Coach kündigte nach dem erneuten Tiefschlag indes tapfer an: "Ich war immer ein Kämpfer und werde auch jetzt kämpfen."

Keine Kritik an den Spielern


Denn unmittelbar nach der Niederlage bei den Niedersachsen durch ein abseitsverdächtiges Tor des Ivorers Didier Konan Ya (30. Minute) war Heldt spürbar auf Distanz zum Teamchef gegangen. Während Babbel von einem "Trend nach oben" sprach, urteilte Heldt angesichts der vierten Pflichtspiel-Pleite in Serie und dem Absturz in die Abstiegs-Region angefressen. "Ich tue mich etwas schwer, nach der vierten Niederlage von Aufwärtstrend zu sprechen. Es ist ganz klar, dass wir Ergebnisse brauchen."

Nach dem schlechtesten Bundesliga-Start der Schwaben verstärkt sich die Kritik am Trainer-Lehrling, der nach der Qualifikation des VfB für die Champions League vor wenigen Monaten noch groß gefeiert wurde, immer mehr. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft inzwischen eine große Lücke. In Hannover vermied es der Coach, seine hoch eingeschätzten und hoch dotierten Profis zu kritisieren. "Ich habe eine gute Leistung meiner Mannschaft gesehen. Sie wirkte nicht verunsichert, ich kann ihr keinen Vorwurf machen. Es fehlte das Quäntchen Glück", sagte Babbel in Anspielung auf die zwei Pfostenknaller von Elson und Kapitän Thomas Hitzlsperger.

"Wir sind nicht belohnt worden", erklärte Hitzlsperger. "Wir haben auch Fehler gemacht. Das Entscheidende hat gefehlt, der Sieg". Während Hitzlsperger immerhin formverbessert wirkte, grenzte der Auftritt von Alexander Hleb fast an Arbeitsverweigerung. "Alex kann natürlich noch Prozente zulegen", formulierte Heldt milde Kritik. Mächtig vom Leder zog Keeper Jens Lehmann. In einem Rundumschlag schimpfte der frühere Nationalspieler auf einen Balljungen, der ihn düpierte, auf Hannovers Spieler, die Zeit schindeten, auf die "Kultur der Betrüger" in der Bundesliga sowie auf die Schiedsrichter und ihre falschen Entscheidungen. "Eigentlich hatten wir gewonnen", befand Lehmann. Heldt strich positiv heraus, dass das Team nicht emotions- und charakterlos agiere. Aber Babbels Verweis auf die spielerischen Vorteile ließ er nicht gelten: "Da darf man sich nicht hineinretten."

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Christian Kunz/DPA

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