Jung, frech, unbekümmert und mutig: Die deutschen "No Names" mischen die Handball-EM in Polen weiter auf. Nach einem deftigen Fleischessen im italienischen Restaurant La Scala Piccola Italia und Tiramisu als süßer Krönung am Mittwochabend haben die Deutschen mehr denn je Lust auf weitere Siege.
"Jetzt gilt's, jetzt sind wir drin im Turnier", verkündete Kapitän Steffen Weinhold am Donnerstag forsch. Als erste Prüfung in der Hauptrunde steht an diesem Freitag (18.15 Uhr/ZDF) das Duell mit Ungarn an. "Das haben wir uns verdient", befand Bundestrainer Dagur Sigurdsson.
Es sind gleich ein paar Trümpfe, die Sigurdssons Truppe bei diesem Turnier ins Feld führen kann:
1) Aggressivität und Kampfgeist
Die Mannschaft scheint den Geist von Teammanager Oliver Roggisch verinnerlicht zu haben. Der Weltmeister von 2007 brillierte früher als Abwehr-Raubein, die Youngster machen es ihm 2016 vorbildlich nach. "Wir haben hart gearbeitet", sagte Jannik Kohlbacher, U-18-Europameister von 2012, nach dem Sieg gegen Slowenien, "um jeden Ball gekämpft." Und Roggisch selbst ergänzte: "Es hat wirklich Spaß gemacht zuzusehen, wie aggressiv die Jungs agiert haben."
2) Der Mittelblock
Finn Lemke und Henrik Pekeler sind wahrscheinlich die unangenehmste Erscheinung für die gegnerischen Angriffsreihen der EM. "Gerade Lemke hat sich in den drei Spielen bei der EM unglaublich entwickelt", lobt Roggisch. "Er brennt und hat mit Pekeler einen Top-Nebenmann."
3) Überragende Einzelleistungen
Funktioniert das Team so gut wie momentan, können auch einzelne Akteure glänzen. Exemplarisch dafür stand im Spiel gegen Slowenien der überragende Kohlbacher. Von Trainer Sigurdsson an den Kreis gestellt, kämpfte er wie ein Berserker um jeden Meter und riss immer wieder Löcher in die slowenische Defensive. Seine Leistung krönte der effektive Jungstar von der TSG Wetzlar mit drei Toren bei vier Würfen.
"Wir haben frische Leute, das ist unser Vorteil"
Mit einem Schnitt von nur 24,9 Jahren ist das DHB-Team das mit Abstand jüngste im Turnier - aus Sicht von Dagur Sigurdsson ein großer Vorteil. Zumal auch alle Spieler ohne nennenswerte Blessuren aus den ersten drei Partien gekommen sind. "Jetzt kommt alles ein bisschen in die Knochen. Wir haben eine junge Mannschaft. Das ist unser Vorteil. Wir werden weniger Zeit brauchen, um uns zu erholen und dann frisch für den nächsten Gegner sind", sagte der Isländer. "Wir haben frische Leute. Junge Leute regenerieren schneller als alte."
Ob das bereits gegen die Ungarn zum Vorteil gereicht, ist unklar. Immerhin kommt es zum Duell der beiden jüngsten Teams der EM. Die Ungarn sind im Schnitt 26,2 Jahre alt. "Ungarn hat sich ein bisschen verändert mit Talant Dujshebaev. Er gibt neue Impulse", urteilte Sigurdsson.