Abschied statt Aufbruch: Deutschlands Handballern droht bei der Weltmeisterschaft die vorzeitige Heimreise. Durch die zweite Turnier-Pleite beim 28:32 (13:16) gegen Europameister Spanien zum Auftakt der Hauptrunde am Donnerstag in Kairo hat das Team von Bundestrainer Alfred Gislason nur noch minimale Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale und das Weiterkommen nicht mehr in den eigenen Händen. Mit 2:4 Punkten belegt die DHB-Auswahl, für die Timo Kastening mit sieben Toren bester Werfer war, in der Gruppe I nur den vierten Platz.
Im Kampf um ein Ticket für die K.o.-Runde muss der EM-Fünfte des Vorjahres seine abschließenden Duelle gegen Brasilien am Samstag und Polen am kommenden Montag unbedingt gewinnen und gleichzeitig auf Patzer des noch ungeschlagenen Spitzenduos Ungarn (6:0) und Spanien 5:1) hoffen.

Pekeler wehrt sich gegen Hassbotschaften
Währenddessen müssen sich ausgerechnet die daheimgebliebenen Stars des THW Kiel – Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Steffen Weinhold – massiv gegen Beleidigungen und Hass in den sozialen Medien wehren. Die Stammspieler des DHB-Teams hatten ihre Teilnahme am umstrittenen WM-Turnier zuvor aus persönlichen Gründen abgesagt.
Bereits nach der unglücklichen Auftaktniederlage gegen Ungarn seien Wiencek und Weinhold als "Vaterlandsverräter" beschimpft worden, wie unter anderem "Sportbuzzer" berichtet. In einer anonymen Nachricht an Pekeler habe es demnach zum Beispiel geheißen: "Du bist so ein Hs kommst nicht zur WM, aber zockst Champions League du Knecht. Wenn du deinen Rücktritt bekannt gibst, müsste ich dir nicht schreiben, großer Knecht."
Pekeler hatte eine der Nachrichten via Instagram öffentlich gemacht, worauf sich der Verfasser der Beleidigung offenbar noch einmal gemeldet habe: "Der Junge Mann hat sich bei mir entschuldigt, daher habe ich die Story entfernt", schrieb Pekeler in einer weiteren Story. "Ich hoffe, dass es ihm eine Lehre war. Nur weil ihr im Internet 'anonym' seid, lasse ich mich von euch nicht beleidigen."
Bereits im Dezember hatte Pekeler bei Gislason seine WM-Teilnahme abgesagt, da ihm "die allgemeine Entwicklung der Corona-Pandemie mit dem erneuten harten Lockdown mir als Familienvater Sorgen" mache, und er seine Frau und seine Töchter in dieser Zeit nicht über vier Wochen allein lassen könne. Gislason hatte daraufhin öffentlich versichert, dass er "keinen Groll" hege.
Dagegen hatte Nationaltorwart Andreas Wolff in einem Interview mit dem "Kicker" unmittelbar vor Beginn des Turniers weniger Verständnis für die Entscheidung der Kollegen gezeigt und betont, dass er die Absagen "sehr, sehr kritisch" sehe, denn: "Familienväter aus anderen Ländern nehmen auch teil."