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Ehemaliger Skispringer Was macht eigentlich ... Jens Weißflog?

Der viermalige Vierschanzentournee-Gewinner Jens Weißflog
Jens Weißflog, 54, in seinem Hotel in Oberwiesenthal im Erzgebirge.
© Maximilian von Lachner / Visum
Der Sachse gewann viermal die Vierschanzentournee – erst als DDR-Sportler, dann als gesamtdeutscher Sieger.

Wegen Ihres geringen Körpergewichts und der großen Sprünge wurden Sie "Floh vom Fichtelberg" genannt. Nervt der Spitzname?

Mit meinen 54 Jahren trifft das nicht mehr ganz zu: An Gewicht habe ich ein bisschen zugelegt. Da mir der Name nicht böswillig gegeben wurde, konnte ich damit ganz gut leben. Wenn ich heute mit dem "Floh" in Verbindung gebracht werde, sehe ich es mit einem Augenzwinkern.

Als Siegesprämie bekamen Sie in den 80er Jahren vor allem Sachpreise. Stand Ihr Haus voll?

Von Kofferradios über Mikrowellen bis zum Fernseher war alles dabei. Nach ein paar Jahren hatte ich keinen Platz mehr und verschenkte einige Geräte. Ein Kassettenrekorder, den ich behalten habe, funktioniert bis heute.

Wann gab es das erste Geld?

1991 habe ich ein Bündel Goldmünzen mit überschaubarem Wert erhalten. Und einen Goldbarren, der immerhin 100 Gramm wog.

© Ullstein Bild

Jens Weißflog

Weißflog, 1964 im sächsischen Steinheidel-Erlabrunn geboren, begann als Sechsjähriger mit dem Skispringen. 1984 gewann er erstmals die Vierschanzentournee, drei weitere Gesamtsiege folgten (1985, 1991 und oben 1996). Er holte dreimal olympisches Gold und ist der einzige Athlet, der sowohl im Parallel-Stil (1984 in Sarajevo) als auch im V-Stil (1994 in Lillehammer) eine Einzelmedaille erringen konnte. 1996 eröffnete er ein Apartmenthotel in Oberwiesenthal. Mit seiner Lebensgefährtin hat Weißflog eine Tochter und aus früheren Verbindungen eine Tochter und zwei Söhne.

Heute sind die Siege deutlich lukrativer. Wären Sie gern noch mal Skispringer?

Nicht des Geldes wegen. Der Spaß am Sport sollte immer die Motivation sein. Keiner springt einen Meter weiter, wenn im Auslauf eine Million Euro liegen würde. Doch für mich ist die Sportart abgehakt. Seit meinem letzten Sprung 1996 bin ich nie wieder auf Skisprung-Skiern gestanden.

Sie hätten eine Karriere als Trainer einschlagen können.

Mehr als 15 Jahre Weltcup-Zirkus waren genug und die Titel mit viel Strapazen verbunden. Dem Druck, kontinuierlich Erfolge bringen zu müssen, wollte ich mich in einer Trainerposition nicht aussetzen. Der Einstieg in die Selbstständigkeit war reizvoller: Ich habe die Entscheidung nicht bereut, 1996 ein Hotel zu kaufen.

Das frühere Gästehaus von Stasi-Chef Erich Mielke in Oberwiesenthal.

Genau, die Ferienimmobilie wurde auch das "Mielke-Heim" genannt. Nach der Wende ging das Anwesen in den Besitz der Treuhandgesellschaft, von der wir es erworben haben.

Wie wahrscheinlich ist es, Sie persönlich anzutreffen?

Ich bin fast täglich im Hotel, kann allerdings nicht jedem Gast persönlich die Hand reichen. Meistens klappt es aber, wenn ich an der Rezeption aushelfe. Ansonsten verbringe ich die Zeit im Büro, putze gelegentlich die Zimmer, bin ab und zu der Hausmeister, mähe den Rasen oder räume mit dem Traktor den Schnee weg.

Sie sitzen für die CDU im Stadtrat und monieren, dass zu wenig für den Tourismus in der Region getan wird. Das könnten Sie als Bürgermeister ändern.

Eine Kandidatur steht seit Jahren immer wieder im Raum. Ich möchte aber nicht die Probleme anderer Menschen lösen, sondern mich gänzlich um mein eigenes Unternehmen kümmern. Mit dem Amt des Bürgermeisters hätte ich meine Aufgabe als Hotelier abgeben müssen. Darunter würden die Familie und das Hotel leiden.

Sie sind vierfacher Vater. Ihr Sohn Daniel hat mit dem Skispringen aufgehört, weil die Belastung zu groß war. Darf Ihre achtjährige Tochter Greta später ran?

Diesen Winter ist sie schon ein paarmal von der Schanze gesprungen. Ich war anfangs eher skeptisch, aber Greta wollte es unbedingt versuchen. Das Bewegungstalent ist vorhanden. Frauen-Skispringen ist sehr erfolgreich, die Sportlerinnen haben lange dafür gekämpft, über den Schanzentisch gehen zu dürfen. Wenn meine Tochter Lust hat, soll sie das Skispringen gern weiterverfolgen.

Interview: Tobias Ott

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