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Vierschanzentournee Ahonen schreibt Skisprung-Geschichte

Janne Ahonen hat als erster Skispringer zum fünften Mal die Vierschanzentournee gewonnen. Der Finne siegte beim Tourneefinale vor dem Norweger Bardal und dem Österreicher Morgenstern. Michael Neumayer überraschte mit einem dritten Platz in der Gesamtwertung.

Eigentlich geht Janne Ahonen zum Lachen in den Keller, doch nach seinem Rekord-Triumph bei der Internationalen Vierschanzentournee zeigte der Finne mit dem Pokerface ungewohnte Gefühlsausbrüche. Mit geballten Fäusten feierte der ansonsten so stille und reservierte Ahonen ausgelassen seinen fünften Triumph bei der prestigeträchtigen Veranstaltung. In der Geschichte des Skispringens machte er sich durch den Rekordsieg unsterblich. "Ich werde erst in einigen Jahren verstehen, was hier passiert ist", sagte Ahonen. "Er ist der größte Springer, den es gibt. Er ist ein Vorbild für alle, denn er hat sehr viel erreicht. Ich habe ihn gern. Zu ihm aufzuschließen, ist nicht einfach", urteilte der zweitplatzierte Thomas Morgenstern über den Oldie.

Der Überflieger ist ein Schweiger

Vor der Tournee hatten Experten dem 30 Jahre alten Finnen bestenfalls Außenseiterchancen eingeräumt. Nach einer für Ahonen enttäuschenden Vorsaison ohne Podestplatz und einem eher durchwachsenen Start in diesen Winter überraschte er mit einem unglaublichen Comeback. Die Gründe für den Aufschwung kann er jedoch nicht erklären. "Ich weiß nicht, warum ich so stark bin. Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nicht, was in der Weihnachtszeit passiert ist. Es funktioniert einfach", sagt Ahonen.

Selbst sein Coach Tommi Nikunen kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. "Er ist unglaublich. Im Sommer war er unzufrieden und hatte den Spaß am Springen schon verloren. Und jetzt kommt er so zurück, das ist phänomenal. Ich ziehe den Hut vor Janne", erklärt der finnische Nationaltrainer. Es gibt kaum jemanden im Teilnehmerfeld, der Ahonen den Erfolg nicht gönnt. "Ich finde ihn einfach Klasse. Er sagt zwar nicht viel, aber immer das Richtige", beschreibt Michael Neumayer den Tournee-Gewinner.

Beste deutsche Platzierung seit fünf Jahren

Doch auch Neumayer hatte Grund zur Freude: Mit dem dritten Gesamtrang bei der Vierschanzentournee hat er am Dreikönigstag seine Karriere vorläufig gekrönt und dem deutschen Team das beste Ergebnis seit fünf Jahren beschert. "Das ist ein Hammer und total kurios. Ich kann es kaum fassen", jubelte der 28 Jahre alte Berchtesgadener nach dem sensationellen Podestplatz. "Jetzt kann es nur bergauf gehen. Solche Erfolge pushen", sagte Bundestrainer Peter Rohwein, der sich zudem über den vierten Platz von Martin Schmitt im Finale freuen durfte.

Mit dem 34. Weltcuperfolg seiner Karriere flog Ahonen am Sonntag zum fünften Tourneesieg, mit dem er Jens Weißflog in der ewigen Bestenliste überflügelte und zum alleinigen Rekordhalter avancierte. "Da muss man gratulieren", sagte Weißflog, der sich im Scherz eine Träne aus dem Auge wischte. "Jens Weißflog war für mich ein Idol und ist es immer noch. Er soll nicht traurig sein", meinte Ahonen. "Er ist der Beste", huldigte auch der Tages-Zehnte Neumayer dem 30 Jahre alten Finnen, der bereits 1999, 2003, 2005 und 2006 ganz oben auf dem Podest stand. Mit 1085,8 Punkten übertrumpfte er auch den Rekord von Sven Hannawald, der bei seinem Vierfach-Triumph in der Saison 2001/02 auf 1077,6 Zähler gekommen war. Damit verwies Ahonen den Österreicher Thomas Morgenstern (1066,0), der in Bischofshofen zweimal knapp den Kürzeren zog, auf Rang zwei. Als Lohn erhielt er einen Geländewagen im Wert von 22.000 Euro sowie einen Hotel-Gutschein für 15.000 Euro. "Das ist ein Wahnsinnstag für mich, es ist unglaublich. Dieser Erfolg bedeutet sehr viel für mich", sagte Ahonen.

Finale fiel ins Wasser

24 Stunden nach Ahonens siegreicher Flug-Gala beim dritten Springen am Samstag fiel das mit Spannung erwartete Finale im strömenden Dauerregen an der Paul-Außerleitner-Schanze buchstäblich ins Wasser. Leidtragende waren etliche Spitzenathleten, die bei regennasser Anlaufspur im Minutentakt ausschieden. Der drittplatzierte Gregor Schlierenzauer weinte nach seinem Aus bittere Tränen der Enttäuschung, die auch Tom Hilde (Norwegen) und Simon Ammann (Schweiz) ins Gesicht geschrieben stand. "Es sollte nicht sein, das Leben geht weiter", sagte Schlierenzauer.

Neumayer trotzte dagegen den Launen der Natur und schaffte mit 119 Metern als 25. den Einzug in das Finale. "Bei diesen Bedingungen war das ein Top-Sprung. Ich hatte zunächst Angst, dass ich den zweiten Durchgang nicht erreiche. Es war nicht ganz fair, aber deshalb freue ich mich nicht weniger über den Erfolg", berichtete der Berchtesgadener. Im Finale setzte er mit 131,5 Metern das i-Tüpfelchen auf eine glänzende Tournee und ließ auch Rohwein jubeln.

Entlassung des Bundestrainers kein Thema mehr

Mit seinem Höhenflug sorgte Neumayer für das beste deutsche Ergebnis seit dem zweiten Platz von Sven Hannawald 2003 und rettete dem Bundestrainer den Job. Dank der Top-Platzierung des Spätstarters aus Berchtesgaden ist eine Entlassung des Chefcoaches im Deutschen Skiverband (DSV) kein Thema mehr. "Manche Diskussionen sind ad absurdum geführt worden. Wir haben an unserem Kurs festgehalten und freuen uns über den Erfolg", sagte DSV-Präsident Alfons Hörmann.

Zu dem trug auch Martin Schmitt bei. Der 29 Jahre alte Routinier feierte zum Abschluss mit Rang vier seine beste Saisonplatzierung und verbesserte sich im Gesamtklassement auf den achten Rang. "Das gibt Auftrieb. Ich bin sehr zufrieden", sagte Schmitt nach Sprüngen von 212,5 und 132,5 Metern. Für Michael Uhrmann endete die Tournee dagegen mit einem Debakel. Nachdem der Bayer in den ersten drei Springen zumindest den Wettbewerb erreicht hatte, scheiterte er beim Finale als 50. schon in der Qualifikation. "Schlimm, dass es so endet. Ich bin sehr enttäuscht. Ich habe überhaupt nichts auf die Reihe bekommen. Das war meine schlechteste Tournee", sagte der 29-Jährige.

Ullmann liebäugelt mit Weltcup-Pause

Er liebäugelt nun mit einer Weltcup-Pause, um sich für die Skiflug-WM in Form zu bringen. "Die ganze Tournee war nervig und schwierig für mich. So tief unten war ich noch nie. Ich muss an grundsätzlichen Dingen arbeiten. Mein Sprung funktioniert überhaupt nicht, vielleicht muss ich da etwas ändern. In dieser Form kann ich der Mannschaft bei der Skiflug-WM nicht helfen", sagte Uhrmann.

DPA/AP AP DPA

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